Seine Stadtpfarrkirche Don Bosco im Augsburger Herrenbachviertel wird im Gedächtnis bleiben. Kühn wölbte Architekt Thomas Wechs eine Halbkugel aus Beton und setzte davor zwei filigran-spitze Türme. Sie sollten den Gegenpart bilden zu den noch vorhandenen Industrieschloten des Textilviertels. In Don Bosco verwirklichte Wechs 1960/61 zudem die Idee einer lebendigen Zelle der christlichen Gemeinde mit Kirche, Pfarrzentrum und Jugendheim. Nur eins war ihm noch verwehrt: Der Altar durfte (noch) nicht ins Zentrum des Kirchenbaus.
Dieser war sein Lebensthema, so der Titel eines Studientags im Akademischen Forum der Diözese zum 50. Todestag von Wechs (1893– 1970). Architekturhistorikerin Sabine Klotz würdigte dessen Lebenswerk. Als Kind der Umbruchzeit im beginnenden 20. Jahrhundert öffnete er sich den schlichten Formen der Neuen Sachlichkeit und dem neuen Baustoff Beton. Obwohl Wechs als gelernter Zimmermann durchaus Wert legte auf ortstypische Materialien. Für Bauten in seiner Oberallgäuer Heimat verwendete er Feldsteine und Holz.
Er baute in Beton und verabschiedete sich von neoromanischen Formen
Freilich wagte er für ein Münchner Kriegerdenkmal schon 1923 das Experiment und setzte es kühl-rational aus kubischen Elementen zusammen. 1932 realisierte er dann in Oberpfaffenhofen seine erste Betonkirche und verabschiedete sich von neoromanischen Formen. Allerdings schränkten nicht nur das kirchliche Empfinden, industrielle Materialien seien nicht würdig für den Kirchenbau, sondern auch der aufziehende Heimatstil der Nationalsozialisten („gegen Verschandelung“) die modernen Gestaltungsmöglichkeiten ein. Also verpasste Wechs der Dorfkirche in Weßling eine riesige Zwiebelhaube, und der Klinkerbau von St. Thaddäus in Augsburg enthielt 1937 auch Luftschutzräume und eine Flakstellung.
Nach dem Krieg konnte sich Wechs mit Neubauten wieder entfalten. Entwarf er St. Ägidius in Neusäß noch als traditionelle Wegekirche und akzentuierte nur die Giebelseite mit ausgeprägter Vertikalität, so konnte er Maria Hilf in Stadtbergen in der Mitte des Kirchenschiffs weiten und eine mächtige Kuppel darüberspannen, um die Versammlung der Gläubigen stark zu betonen. Kühn legte er in Mariä Himmelfahrt in Memmingen eine längs gewölbte Tonne übers Kirchenschiff. Ganz anders geriet das Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen: Es trägt den Charakter der Burg, einer strahlend weißen allerdings. Und die Kirche formte er wie ein Schiff, das durch die Wellen mehrerer kleiner Tonnengewölbe des Daches gleitet.
Anstatt üppiger Dekoration sollte der Raum allein sprechen
Hier lässt sich ideal Wechs’ enges Zusammenwirken mit Künstlern ablesen, das Michael A. Schmid, der Leiter der Stabsstelle Kirchliches Bauwesen und Kunst, darstellte. Georg Bernhard legte an den Seitenaltären die Heiligenbilder mit Naturstein-Mosaiken. Wechs bevorzugte auch in der Ausstattung ehrliche Materialien und Handwerk, das sich in verzapftem Kirchengestühl, in Türgriffen, Zifferblättern und Kanzeln niederschlug. Er wollte keine üppige Dekoration seiner Kirchen, der Raum allein sollte sprechen. Meist statteten sie erst die späteren Generationen mit Malerei und Skulptur aus und beeinflussten die strenge Architektur nicht unbedingt zum Besseren, wie Schmid kritisch anmerkte.
Weil aber am Kirchenbau immer viele Akteure beteiligt sind, die wiederum auch anderen Ausführenden verpflichtet waren, musste Wechs einige Kompromisse eingehen. Etwa eine großflächige Wandbemalung in Oberpfaffenhofen, die vom liturgischen Standpunkt her „völlig überflüssig“ (Schmid) war. Das Gegenteil geschah in St. Ägidius mit einer raumhohen Tapisserie von Schwester Regina Holzhauser und den Tonfiguren von Heinrich Pittroff an der Giebelwand. Auch die Fenster von Johann Däubler mit großen Kreisformen antworten der Architektur von Thomas Wechs.
Ein Avantgardist war der Allgäuer Baumeister mit Sicherheit nicht. „Die Leuchttürme modernen Bauens stehen anderswo“, stellte Sabine Klotz fest. Aber auch wenn er kein Experimenteller war, „glänzt er mit solidem Bauen im Geist der Moderne“, meinte Michael Schmid.
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