Er ist einer, der auszog, um Karriere zu machen, sich einzulassen auf die Chancen, die sich bieten, aber auch selbst welche zu schaffen durch Aufgeschlossenheit und Können: Der gebürtige Augsburger Markus Schimpp hat viel erreicht, seitdem er 1999 nach Berlin zog.
Schon während seiner Augsburger Jahre war er im Kabarett-Duo mit Sängerin und Pianistin Rita Marx gut im Geschäft und wechselte schließlich, nach einigen Berufsjahren als Sänger und Klavierlehrer, auch angestoßen durch ein Aha-Erlebnis als Gesangssolist mit Salonorchester und Theo Mackebens „Bel Ami“, endgültig zur Kleinkunst. Dabei entstammt Markus Schimpp musikalisch eigentlich der Klassik – und in seinen Kompositionen zieht es ihn auch immer wieder dorthin zurück.
Mit 17 Jahren begann Schimpp, geboren 1964, sein Studium am damaligen Leopold-Mozart-Konservatorium im Fach Klavier mit Nebenfach Oboe. Als junger Student habe er alles Musikalische aufgesaugt „wie ein Schwamm“, bekennt er: Er begleitete Gesangsschüler der Klasse Leonore Kirschstein, lernte auch ihren Ehemann, den renommierten Bariton Ernst Grathwol, kennen und schätzen, musizierte mit Kammersänger Jürgen Sacher, spielte im Orchester des Konservatoriums die zweite Oboe, nicht weit entfernt von Studienkollege Christoph Hartmann, der heute Mitglied der Berliner Philharmoniker ist. „Eine tolle, eine prägende Zeit“, erinnert sich Schimpp an diese Jahre in Augsburg.
1999 zog er als gefragter Kabarettkünstler auf deutschen Varietébühnen nach Berlin, um mehr am Puls der Zeit zu sein, wie er sagt. Danach zog es ihn „der Liebe wegen“ 2005 ins Rheinische, seitdem lebt er in Bonn. Noch in Berlin begann der vielseitige Künstler zu komponieren – „ein Ausgleich zu meiner Kleinkunst“, so Markus Schimpp. Auch hier öffneten sich ihm überraschende Möglichkeiten. Kontakte zu Schauspielern, Filmemachern, bildenden Künstlern oder Artisten führten zu Aufträgen für Bühnenmusiken, Filmmusiken und ungewöhnlichen Projekten wie einer „Konzertouvertüre für Diabolo, Klavier und Orchester d-Moll“. Sein jüngstes Werk sind 33 Annäherungen an die Stille. Zu hören sind sie auf seiner im Juni veröffentlichten CD „Yearning for Silence“ (Neos, 18 Euro).
Die 33 kurzen Klavierstücke – in Korea ist 33 eine Glückszahl und davon ließ sich Markus Schimpp zu seiner Anzahl der Klavierstücke inspirieren – entstanden nach und nach, jeden Tag eines, „erst nur für mich, wie eine Art Therapie“, so Schimpp rückblickend. Inspiriert wurde er aber auch vom zweiten Satz in Beethovens Klaviersonate Op. 111, ihrer Entrücktheit. Es sind moderne, zeitgemäße Charakterstücke, Miniaturen, die aus der Stille entstehen und wieder darin vergehen, geboren aus der Sehnsucht „nach einem heilsamen Gegensatz zum oft zeitlich durchgetakteten und mit medialen Reizen überfluteten Alltagsleben“.
Markus Schimpp schrieb so wenig Noten wie möglich, bewusst unvirtuos. Schlichte Gedanken, „wie ein wechselndes Mantra“, beschreibt der Komponist seine Musik. Tonal ungebunden und zugleich harmonisch, trotzdem durchaus mit Reibungen, aber angenehm ist die Musik. Ein wenig denkt man beim hören an Arvo Pärt, an seine Bedachtsamkeit und die meditative Ruhe in seinen Klängen. Mit einer Länge zwischen 41 Sekunden und etwas über drei Minuten sind die „Piano Pieces“ kurz wie Haikus, aber in sich rund. Sie bieten und vermitteln eine wohltuend gedankenverlorene Atmosphäre, sind passende Untermalung etwa der Sonntagnachmittag-Lektüre oder Einladung zum Zuhören, Eintauchen und zur Träumerei.
Nach der Vollendung der 33 Klavierstücke reichte Markus Schimpp ein Demo-Band bei einem Verlag ein und erhielt eine Zusage: Man sei angetan gewesen „von dieser Ruhe“, so der Verlag. Sechs Wochen später war die CD fertig. Nun sucht Schimpp Aufführungsmöglichkeiten, möglichst in sakralen Räumen. Ein Kirchenkonzert bei Bonn steht bereits an, erzählt er und fügt noch an: „Ich bin sehr glücklich mit diesen 33 Klavierstücken.“