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Kritik am Bahnhofstunnel Augsburg: "Angstzone" für Reisende?

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Kritik am Augsburger Bahnhofstunnel: "Angstzone" für Reisende?

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    So wird der Lichthof aussehen, der den Bahnhofstunnel unterbricht und mit Tageslicht versorgt. Rechts läuft der Fußgängerweg vom Thelottviertel unter den Bahnhof, links wird die Straßenbahn ins zweite Untergeschoss abtauchen.
    So wird der Lichthof aussehen, der den Bahnhofstunnel unterbricht und mit Tageslicht versorgt. Rechts läuft der Fußgängerweg vom Thelottviertel unter den Bahnhof, links wird die Straßenbahn ins zweite Untergeschoss abtauchen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Knapp eineinhalb Jahre vor der geplanten Eröffnung des Bahnhofstunnels rückt die Gestaltung der Unterführung zunehmend in den Blickpunkt: Der Augsburger Künstler Gerald Bauer fürchtet, dass sich der Fußgängertunnel zwischen den Bahnsteigzugängen und dem westlichen Tunnelende am Sebastian-Buchegger-Platz zur "Angstzone" entwickeln könnte.

    Der Fußweg parallel zur Straßenbahntrasse sei eben nicht als Tunnel gestaltet, sondern in weiten Teilen eine offene Rampe. Es gebe einen großen Lichthof für natürlichen Lichteinfall und beleuchtete Glaswände. "Das Thema Sicherheit und subjektives Sicherheitsempfinden wird natürlich bei einem Bahnhof von vorneherein nach neuesten Erkenntnissen geplant", so Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg.

    So sollen die von hinten beleuchteten Glaswände im Bahnhofstunnel einmal aussehen. Probehalber haben die Stadtwerke dort schon einige Modelle installiert.
    So sollen die von hinten beleuchteten Glaswände im Bahnhofstunnel einmal aussehen. Probehalber haben die Stadtwerke dort schon einige Modelle installiert. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wie berichtet, wird der Bahnhof aktuell auf zwei Ebenen untertunnelt. Die Rohbauarbeiten sind inzwischen fertig, aktuell wird das Innenleben eingebaut. Eröffnet werden soll der Tunnel im August 2023. Im ersten Untergeschoss unter den Personenbahnsteigen wird eine breite Unterführung mit Bahnsteigzugängen gebaut, ein Stockwerk darunter entsteht eine unterirdische Straßenbahnhaltestelle. Diese beiden Ebenen werden dann auf der 120 Meter langen Strecke bis zum westlichen Tunnelausgang unter den Gütergleisen zu einer Ebene vereinigt, indem die Straßenbahn etwas bergauf fährt und der dort deutlich schmalere Fußgängertunnel parallel zu den Gleisen bergab führt. Dazwischen verläuft ein galerieartiges Geländer beziehungsweise eine Mauer.

    Der Augsburger Künstler Gerald Bauer fürchtet, dass der Bahnhofstunnel besonders nachts zur "Angstzone" werden könnte, weil es sich um eine lange Strecke ohne soziale Kontrolle handle.
    Der Augsburger Künstler Gerald Bauer fürchtet, dass der Bahnhofstunnel besonders nachts zur "Angstzone" werden könnte, weil es sich um eine lange Strecke ohne soziale Kontrolle handle. Foto: Gerald Bauer

    Bauer sieht in diesem 120 Meter langen Fußgängertunnel vorrangig nachts ein Problem. "Durch den Lichthof kommt nur tagsüber Licht, das sagt schon der Name", so Bauer. Auch wenn die Gestaltung hell und freundlich werde, sehe man an den anderen Augsburger Unterführungen, dass ein solches Design mit der Zeit abhandenkomme. Und anders als in der Pferseer Unterführung, wo nach dem Abbau der Trennwände Fuß- und Autoverkehr auch nachts Sichtkontakt haben, gebe es im Fußgängertunnel weniger soziale Kontrolle. "Abends fährt die Bahn nur noch im Viertelstundentakt, und zudem fährt sie eine Etage tiefer los und erreicht erst am Ende das Niveau der Fußgängerebene", fürchtet Bauer.

    So wird die Unterführung aus Sicht der Stadtwerke einmal aussehen. Links ist die Tram auf ihrem Weg in die unterirdische Haltestelle zu sehen, rechts der Fußgängerweg in Richtung Bahnsteigunterführung.
    So wird die Unterführung aus Sicht der Stadtwerke einmal aussehen. Links ist die Tram auf ihrem Weg in die unterirdische Haltestelle zu sehen, rechts der Fußgängerweg in Richtung Bahnsteigunterführung. Foto: Stadtwerke Augsburg

    Der Augsburger Hauptbahnhof soll videoüberwacht werden

    Fergg verweist darauf, dass nur die letzten 25 Meter der Unterführung wirklich eine Tunnelanmutung hätten, weil dort auf beiden Seiten Wände stehen. Sie bekommen beleuchtete Glasverkleidungen, die auch gegen Graffiti resistent sein sollen. "Der Rest ist zur Straßenbahn hin offen und mit einem Geländer gesichert", so Fergg. Man gehe davon aus, dass der neue Tunnel auch von Fußgängern und Fußgängerinnen, die vom Thelottviertel/Pfersee in die Innenstadt wollen, stärker genutzt werde als die nicht besonders attraktive

    Wie berichtet ist seitens Bahn und Bundespolizei vorgesehen, den Hauptbahnhof mit Kameras zur Videoüberwachung auszustatten. In diesem Sommer, so ein Bahnsprecher, sei eine gemeinsame Begehung vorgesehen, um die Standorte für die Kameras zu definieren. Kameras seien neben der Präsenz von Sicherheitspersonal und Polizei eine wichtige Säule des Sicherheitskonzepts. Bis zum Ende 2024 sollen alle großen deutschen Bahnhöfe mit Kameras ausgestattet sein, so die Bahn. Aktuell sind an 60 Bahnhöfen in Bayern um die 1000 Kameras installiert.

    Stadt Augsburg will Bahnhofsvorplätze beleben

    Offen ist, wie die soziale Situation künftig auf den Bahnhofsvorplätzen aussehen wird und inwieweit diese in den Tunnel ausstrahlt. Wie berichtet ist ein Teil der Drogen- und Trinkerszene mit Beginn der Bauarbeiten auf dem Bahnhofsvorplatz zum Königsplatz ausgewichen. Dort hat die Polizei inzwischen eine Videoüberwachung installiert. Übergriffe aus der Szene auf Passanten gibt es indes so gut wie nicht - wenn es Straftaten gibt, dann eher innerhalb des Milieus.

    Möglich ist, dass die Szene wieder an den Bahnhof zurückkehrt, sobald dort auch die Bauarbeiten an den Vorplätzen abgeschlossen sind. Das wird allerdings erst weit nach 2023 der Fall sein. Man setze auf den Vorplätzen auf eine gemischte Nutzung und Belebung durch Brunnen, Außengastro und Sitzgelegenheiten, so Baureferent Gerd Merkle (CSU). "Bei der Planung wird darauf geachtet, dass die Plätze übersichtlich gestaltet sind und gut beleuchtet werden", so Merkle. Auf dem großen Innenstadt-Bahnhofsvorplatz wird die Außengastronomie vor dem Helio-Center vergrößert. Der neue Vorplatz im Thelottviertel werde durch eine Fahrradwerkstatt im dortigen Fahrradparkhaus sowie ein Café und einen Kiosk belebt. Laut Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) lasse man Erfahrungen aus dem Management der Situation auf dem Oberhauser Bahnhofsvorplatz mit einfließen.

    Was wird am Augsburger Hauptbahnhof gebaut? Welche Vorteile sollen Reisende bald haben? Und wie viel kostet das Mega-Projekt "Bahnhofstunnel"? Unser Video zeigt, wie die Bauarbeiten am Hauptbahnhof

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