Das Haus in der Gutermannstraße 8 in Oberhausen war alt und verfallen, seit Jahren hatte hier niemand mehr gewohnt. Vor wenigen Wochen rückten Arbeiter mit einem Bagger an, rissen es ab; es sollte Platz geschaffen werden. Die Lücke, die hier entstand, wird allerdings in absehbarer Zeit nicht von einem Wohngebäude gefüllt, falls überhaupt jemals wieder, sondern erst einmal für eine Großbaustelle einer Institution genutzt, die das Augsburger Stadtviertel in dem Bereich dominiert: Das Josefinum, eine der größten Geburtskliniken des Landes, wird seit Jahren aufwendig saniert - und breitet sich dabei aus, braucht es doch Grundstücke, um Container unterzubringen und Materialien und Maschinen zu lagern. Was in Oberhausen seit 2010 entsteht, ist im Kern ein von Grund auf neues Krankenhaus.
Gut 200 Millionen Euro kostet das Projekt insgesamt; trotz der Bauarbeiten lief der Betrieb in den vergangenen Jahren im gesamten Haus unvermindert weiter. So wird es auch bis voraussichtlich Ende 2025 bleiben; dann soll die Modernisierung abgeschlossen sein, wenn alles klappt. Derzeit steht die letzte der Bauphasen an, am Bestandsgebäude bereits saniert wurden etwa Stationen für Kinder- und Jugendmedizin, Kreißsäle, Labor, Küche und OP-Bereich.
Baustelle: "Neues" Josefinum in Augsburg soll 200 Millionen Euro kosten
Im letzten sogenannten Bautakt entstehen unter anderem neue Stationen und Ambulanzen für die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, eine neonatologische (Erkrankungen von Früh- und Neugeborenen) und pädiatrische Intensivstation sowie eine zentrale Notaufnahme. Von der momentan für die Baustelle teils gesperrten Kapellenstraße aus, wo früher der Haupteingang zur Klinik war, sieht man, wie intensiv die Arbeiten des Mammutprojektes immer noch sind; hier wurde unlängst ein altes Gebäude abgerissen. Vom neuen Haupteingang aus, den man von der anderen Seite, der Zollernstraße aus erreicht, präsentiert sich das Haus bereits in modernem Gewand.
Die Komplettsanierung eines Krankenhauses im laufenden Betrieb ist ein komplexes, gewaltiges Vorhaben, bei dem im Falle des Josefinums die Schwierigkeit hinzukommt, dass die Lage der Klinik eine besondere ist: Sie steht nicht am Stadtrand und hat keine großzügigen, freien Flächen um sich herum, sondern mitten in Oberhausen, ganz in der Nähe von Ulmer Straße und Donauwörther Straße, im Umfeld eines Wohngebietes. Sebastian Stief, Geschäftsführer des Josefinums, will deswegen nicht klagen. Die Klinik, die von der Katholischen Jugendfürsorge KJF betrieben wird, bestehe seit über 100 Jahren am Standort in Augsburg-Oberhausen und habe sich mit seiner wachsenden medizinischen Fachexpertise in der Vergangenheit "auch baulich hin zu einer der modernsten Spezialkliniken in Bayern weiterentwickelt". Im Rahmen der Umbaumaßnahmen seien die innerstädtischen räumlichen Gegebenheiten zwar "herausfordernd", man sei auf Gebäudebestände als Ausweichmöglichkeit angewiesen, um die Versorgung der Patienten vollumfänglich gewährleisten zu können. In der zentralen Lage sehe man aber Vorteile, insbesondere durch die gute Anbindung und schnelle Erreichbarkeit.
Geburtsklinik in Augsburg: Das Josefinum ist eine Großbaustelle
Heißt aber auch: Flächen, die zuvor nicht Teil des Krankenhauses waren, werden nun vom Josefinum für die Baustelle genutzt, etwa für die Lagerung von Baustoffen, Fahrzeugen oder Containern. Dazu gehören das schlauchartige Grundstück in der Gutermannstraße 8 und die Räume einer früheren Kfz-Werkstatt in der Zollernstraße, in der zudem eine ganze Reihe von Flächen als Parkplätze für Besucher und Personal oder Lager dient.
Ohnehin gehört zum Josefinum mehr als das große und weithin sichtbare Hauptgebäude, auch wenn sich die weiteren Komplexe im nahen Umfeld verteilen. So dient in der Anton-Bruckner-Straße etwa eine Villa mit verhältnismäßig weitläufigem Grundstück als Tagesklinik für die Kinder- und Jugendpsychiatrie, 200 Meter davon entfernt steht in der Hirblinger Straße ein neueres Gebäude, das unter anderem das Interdisziplinäre Sozialpädiatrische Zentrum beherbergt, kurz SPZ, eine Einrichtung für Kinder mit motorischen, sprachlichen und geistigen Entwicklungsstörungen.
Was aus den Lagerflächen wird, die das Josefinum derzeit aufgrund der Sanierungsmaßnahmen nutzt, ist unklar. Dass das Mammutprojekt der Modernisierung in den kommenden Jahren einmal abgeschlossen sein wird, ist zumindest absehbar. "Darüber hinaus gibt es zum aktuellen Zeitpunkt keine konkreten Pläne", sagt Josefinums-Geschäftsführer Sebastian Stief.