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Konzert: Ohrenfeindt in Augsburg: Er will ja nur spielen

Konzert

Ohrenfeindt in Augsburg: Er will ja nur spielen

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    Männer können pfundig sein. Chris Laut ist dafür das beste Beispiel. Der Sänger der Hamburger Rockband „Ohrenfeindt“ zählt zu den Schwergewichten der deutschen Musikszene – auch bildlich gemeint. Mit seinen Tattoos an den mächtigen Armen, seinem wild wuchernden Bart und seiner Sonnenbrille erinnert er an einen Bösewicht in einem amerikanischen Krimi.

    Doch das täuscht. Laut ist harmlos, will eigentlich nur spielen und vor allem dazu singen. Von ihm und seinen beiden Kollegen, Schlagzeuger Flash Ostrock und Gitarrist Dennis Henning, gibt’s richtig was auf die Ohren. Laut hat dabei eine Stimme, die rau wie Schmirgelpapier ist. Vielleicht langweilt es ihn mittlerweile, dass er immer wieder mit dem legendären AC/DC-Sänger Bon Scott verglichen wird. Aber, ob er es hören will oder nicht, mit diesem Pfund wuchert Ohrenfeindt.

    Natürlich darf man seine Mitstreiter nicht unterschätzen. Flash Ostrock, der mit seiner weißen Krawatte an den Drums aussieht wie ein Vertreter für Unterwäsche, passt mit seinem schnickschnacklosen Spiel zur Band wie die Faust aufs Auge. Das gilt auch für Dennis Henning. Der langhaarige, dünne Gitarrist wirkt zwar wie ein Hardrock-Relikt aus den 1970er Jahren, doch mit seinen flexiblen Solis löst er johlenden Beifall aus. Das war auch am Donnerstag so im mit rund 700 Fans gut gefüllten Augsburger Spectrum.

    Ohrenfeindt und Augsburg ist auch nichts Neues. Man kennt sich bestens. Schon vor zwei Jahren haben die Jungs aus St. Pauli hier für prächtige Stimmung gesorgt. „Ohrenfeindt-Hasser“ bezeichnen die Band als deutschen Abklatsch von AC/DC, aber von denen war keiner da. Schon mit dem Start „N’ Job in ner Bank“ aus dem Album „Schwarz auf Weiss“ zieht Chris Laut die Fans auf seine Seite.

    Es gibt nur wenig Negatives an diesem Abend. Vielleicht das, dass sich Laut gerne selbst reden hört. Einige seiner Monologe fühlten sich unendlich lang an. Und musikalisch stoßen Ohrenfeindt an ihre Grenzen, wenn es (ganz selten) etwas „bluesig“ wird – wie bei „Darf ich dich nach Hause fahren“.

    Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ohrenfeindt macht vor allem eines – Spaß. Die Band zieht ihr Programm nicht einfach durch. Sie macht eher den Eindruck eines Li-La-Laune-Bären, der nicht mehr aufhören will. Das liegt auch an der fantastischen Stimmung.

    „Ohrenfeindt“ macht es seinen Fans aber auch leicht. Mit „Immer Rock ’n’ Roll“, „Rock ’n’ Roll Mädchen“ oder sie „Hat ihr Herz an St. Pauli verlor’n“ fahren sie alle Geschütze auf. Nach knapp zwei Stunden Vollgas-Rock, bei dem am Ende auch der berüchtigte „Rock-’n’-Roll-Sexgott“ nicht fehlt, ist Schluss. Beim Abschied wirkt Chris Laut dann zwischen seinen Kollegen Henning und Ostrock, die ihn um zwei Köpfe überragen, fast hilflos und verloren. Das ist aber ausgleichende Gerechtigkeit. Schließlich hat er zuvor die ganze Zeit den „großen Max“ markiert. 

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