Alter: Noch ein gutes Stück von der Rente entfernt, aber auch nicht mehr jung: Der Altersdurchschnitt im neuen Stadtrat liegt bei 48 Jahren. Die CSU-Fraktion, mit 20 Räten die größte Gruppe, liegt bei ihrem Altersschnitt knapp darüber – bei 51 Jahren. Dafür stellt die CSU auch den "Alterspräsidenten".
Es ist Polit-Urgestein Bernd Kränzle, 77. Die Grünen sind mit einem Altersschnitt von 41 Jahren deutlich jünger. Aus ihren Reihen – es sind künftig 14 grüne Stadträte – kommt auch die jüngste Rätin, die 19-jährige Franziska Wörz. Politisch sind Grüne und AfD meilenweit voneinander entfernt – beim Altersschnitt sind sie allerdings nahe beieinander. Die vier AfD-Räte sind im Schnitt auch 41, ebenso die beiden Linken-Stadträte. Die SPD bringt es im Schnitt auf 49 Jahre. Auf die meisten Lebensjahre kommen durchschnittlich die drei Freie-Wähler-Räte – mit 60 Jahren.
Geschlecht: Der neue Stadtrat ist weiblicher als der bisherige – zumindest etwas. Bisher bestimmten 19 Frauen über die Geschicke der Stadt mit, jetzt wurden 23 Frauen in das Gremium gewählt. Sie sind damit bei insgesamt 60 Sitzen immer noch in der Minderheit. Den höchsten Frauenanteil hat die Grünen-Fraktion mit 57 Prozent. Die Grünen hatten ihre Kandidatenliste genau zur Hälfte mit Männern und Frauen besetzt. Die Wähler sorgten dann allerdings dafür, dass auf den ersten 14 Plätzen acht Frauen und sechs Männer landeten. Bei der SPD haben die Frauen ebenfalls mit 56 Prozent die Mehrheit. Bei der CSU ist der Frauenanteil niedriger. Sechs von 20 gewählten Räten sind weiblich, das ist ein Anteil von rund 30 Prozent. Ähnlich ist der Anteil bei den Freien Wählern mit zwei Männern und einer Frau. Bei der Linken wurden mit Frederik Hintermayr und Christine Wilholm ein Mann und eine Frau gewählt – der Anteil ist also genau 50:50. So wie man es sich bei der Linkspartei ohnehin generell wünscht.
Neulinge: Der Stadtrat wird ordentlich durchgemischt. Die Neulinge sind in der Überzahl. Insgesamt 33 Räte ziehen neu ins Gremium ein, 27 Räte kennen sich bereits aus. Bei der CSU sind neun von 20 Gewählten neu dabei, darunter fünf Frauen. Viele neue Gesichter in der Kommunalpolitik stellen auch die Grünen – das liegt schon allein deshalb auf der Hand, weil die Öko-Partei bei der Kommunalwahl in Augsburg stark zulegen und die Anzahl ihrer Sitze von sieben auf 14 verdoppeln konnte. Neun Räte stoßen neu in die Grüne Fraktion dazu. Unter den Neulingen ist mit Christine Kamm aber eine erfahrene Politikerin. Sie saß bis 2018 insgesamt 15 Jahre als Abgeordnete im Landtag. Zuvor war sie schon einmal im Stadtrat, auch als Fraktionschefin.
Komplett neu ist die vierköpfige Gruppe der AfD. Bei der vergangenen Wahl hatte die AfD zwar auch schon vier Sitze erhalten. Weil mehrere Räte austraten oder die Partei wechselten, blieb nur Markus Bayerbach. Der liegt aber im Clinch mit der neuen Augsburger Parteispitze. Er trat nicht mehr an, stattdessen gibt es nun vier Neulinge um den OB-Kandidaten Andreas Jurca. Die beiden Linken-Stadträte sind neu, bei den drei Sitzen der Freien Wähler hat Regina Stuber-Schneider schon Rats-Erfahrung. Es gibt auch fünf neue Einzelkämpfer: Etwa der vegane Politiker Roland Wegner (V-Partei) und Lisa McQueen von der Satirepartei Die Partei.
Kommunalwahl 2020: Im Augsburger Stadtrat sitzen viele Juristen
Berufe: Die häufigste Berufsgruppe unter den Stadträten sind Juristen – zehn der 60 neu gewählten Räte haben Jura studiert. Fünf Juristen sind in den Reihen der CSU zu finden, darunter auch die OB-Kandidatin Eva Weber. Elf Stadträtinnen und Stadträte, darunter vier Männer, haben einen Beruf aus dem sozialen Bereich erlernt, etwa Krankenschwester, Altenpflegerin, Sozialpädagoge oder Erzieherin. Interessant auch: Sechs Stadträte arbeiten in der Politik – Andreas Jäckel (CSU) als gewählter Landtagsabgeordneter, die anderen fünf als Referenten für Abgeordnete oder Parteien in Land- und Bundestag. Auch zwei der vier AfD-Stadträte arbeiten im Politikbetrieb, Andreas Jurca und Raimond Scheirich sind für die Landtagsfraktion tätig.
Mit Peter Schwab (CSU) gibt es einen Polizisten im Stadtrat, Hans Wengenmeir (Freie Wähler) war Kripobeamter, ist aber bereits im Ruhestand. Es gibt jetzt auch zwei Gastronomen. Neben Leo Dietz (CSU, „Peaches“) ist neu Lisa McQueen (Die Partei, „Café Kätchens“) hinzugekommen. Und zwei Frauen arbeiten im beruflichen Alltag eng zusammen, sind aber im Stadtrat politisch Konkurrentinnen: Tatjana Dörfler ist Kanzlerin an der Hochschule – sie leitet dort die Verwaltung. Sie sitzt neu für die SPD im Stadtrat. Ihre Stellvertreterin an der Hochschule, Vize-Kanzlerin Vanessa Scherb-Böttcher, ist für die CSU neu im Rat.
Akademiker: 43 der 60 Stadträte haben ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule absolviert. Den höchsten Anteil an Akademikern haben die Grünen. Sieben Stadträte haben zudem einen Doktortitel. Auch hier führen die Grünen mit drei Räten, die den Dr. im Namen tragen dürfen. Zwei Doktortitel gibt es bei der SPD, jeweils einen bei der CSU (die Ärztin Hella Gerber) und bei der AfD (Tierarzt Friedrich Baur). Dazu kommen auch angehende Akademikerinnen, denn drei Stadträtinnen studieren derzeit noch.
Die Besetzung des Stadtrats kann sich noch leicht verändern. Wenn Stadträte als Referenten in die Stadtregierung gewählt werden, wovon auszugehen ist, dann kommen an deren Stelle noch Nachrücker zum Zug.
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