Als die Jugendgruppe von Amnesty International vor zwei Jahren vorschlug, den Namen des Hotels „Drei Mohren“ in „Drei Möhren“ zu ändern, erntete sie viel Häme. Vor allem lag das wohl an der Alternative, die für viele so absurd klang, dass das Kopfschütteln darüber den ernsthaften Hintergrund der Diskussion überdeckte. Auch die Hotelleitung tat das Anliegen damals schnell ab und ging zur Tagesordnung über.
Debatte um Hotel Drei Mohren: Augsburger kommen aus vielen Kulturen
Seitdem hat die Debatte an Fahrt gewonnen. Das Bewusstsein für Diskriminierung und Alltagsrassismus wächst – beeinflusst vor allem durch die aktuelle Bewegung „Black Lives Matter“. Auch in Augsburg zeigt sie Wirkung, vor allem in dieser Stadt ist dies auch notwendig. Die Augsburger Stadtgesellschaft ist geprägt von einem hohen Anteil an Migranten. Viele Augsburger Bürger haben ihre Wurzeln in Afrika, in Asien, in Südamerika, in Ländern der ganzen Welt. Dies muss sich im Bewusstsein der gesamten Bevölkerung niederschlagen – und auch im Umgang mit unserer eigenen Geschichte.
Die Umbenennung des Hotels „Drei Mohren“ ist da nur ein Aspekt. Die Diskussion über das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum und seine unzureichende Aufarbeitung der Kolonialgeschichte ist im selben Kontext zu sehen. Sie hat gerade erst begonnen, doch die Augsburger Geschichte bietet gerade aus dieser Zeit viele Ansatzpunkte, um die Debatte auf regionaler Ebene aufzunehmen. Das heißt nicht, Geschichte auszulöschen. Doch es ist nötig, sie einzuordnen. Am besten aus eigenem Antrieb und von Beginn an – nicht erst, wenn es Kritik gibt.
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