Die Kündigung eines Architekten mitten in der Umsetzung eines Millionenprojekts bedeutet nichts Gutes: In Würzburg, wo sich die Stadt 2022 vom Planer des Mainfranken-Theaters trennte, dauerte es ein halbes Jahr, bis ein Nachfolger gefunden war. Die Bauherren sprachen nach dessen Verpflichtung von einer „mehrmonatigen Übergangszeit, bis sich alle Prozesse wieder eingespielt“ hätten.
Nun kommt es natürlich immer darauf an, wie weit das jeweilige Vorhaben fortgeschritten ist, doch so risikolos wie behauptet ist der Weg, den die Stadt Augsburg mit der Kündigung beschreitet, nicht. Oberbürgermeisterin Eva Weber und Baureferent Steffen Kercher werden sich diesen Schritt im Hinblick auf die politische Wirkung und in juristischer und bautechnischer Hinsicht gut überlegt haben - doch auch wenn die Stadt in einem etwaigen Rechtsstreit (bei dem es nicht nur um fünfstellige Honorarvorstellungen, sondern aufgrund der Kündigung um weit höhere Beträge gehen würde) Recht bekommen sollte, kann man zweifeln, dass die Kündigung ohne Folgen bleibt. Kann ein nahtloser Übergang zwischen altem und neuem Architekten bei Bauteil II wirklich klappen? Ist es vorstellbar, dass Stadt und Büro Achatz noch vertrauensvoll beim nicht gekündigten Bauteil I zusammenarbeiten? Und wie realistisch ist ein reibungsloser Ablauf, wenn Bauteil I noch von den bisherigen Architekten, Bauteil II aber von den neuen Architekten koordiniert werden würde - wo doch beide Bauteile wegen ihrer funktionalen Verschränkung eigentlich wie ein Gebäude zu behandeln sind? Die Konstellation hört sich abenteuerlich an.
Keine klaren Anworten auf wichtige Fragen
Inzwischen sieht man etwas klarer, wie es zum Zerwürfnis zwischen Stadt und Architekturbüro kam, wobei es zu entscheidenden Fragen (Drohung Baustopp) unterschiedliche Sichtweisen zu geben scheint. Bemerkenswert ist auch, dass Honorarvorstellungen offenbar im Juni schriftlich bei der Stadt eingingen - die Probleme also schon bekannt waren, bevor der Stadtrat im Juli tagte, auch wenn sie sich da womöglich noch nicht so zugespitzt hatten. Je mehr Versatzstücke bekannt werden, desto mehr Fragen gibt es.
Womöglich werden sie für die Öffentlichkeit im Detail nur im Zuge eines Gerichtsverfahrens offen gelegt, sollte Achatz klagen. Zumindest im Sinne der Transparenz wäre das für die Bürger, die die Theatersanierung über ihre Steuergelder bezahlen, wünschenswert.
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