Die Umwandlung des Theaters Augsburg in ein Staatstheater war eine gute Entscheidung. Die größte Hoffnung, die viele mit diesem Schritt verbanden, wird sich aber nicht erfüllen: Die Stadt spart wenig, sie bleibt finanziell in der Pflicht. Erstens, weil sie noch immer mit für die Betriebskosten verantwortlich ist, zweitens, weil die Ausgaben für ein Staatstheater mittelfristig höher liegen werden als die für ein städtisches Haus. Solange das Kulturhaus also halbe-halbe von Freistaat und Kommune getragen wird, wird Augsburg bezahlen – mittelfristig wohl sogar mehr, als früher fürs Stadttheater.
Finanzierung des Staatstheaters Augsburg: Vorstoß nicht uninteressant
Der Vorstoß von Stadtrat Peter Grab (WSA) ist vor diesem Hintergrund nicht uninteressant. Gelänge es, den Freistaat von der Übernahme der kompletten Betriebskosten zu überzeugen, hätte die Kommune finanziell wieder größeren Spielraum. Sie könnte ihn, wie von Grab vorgeschlagen, für die Sanierung der Freilichtbühne nutzen, die ja mindestens so marode ist wie das große Haus, die im aktuellen Sanierungspaket aber gar keine Rolle spielt. Möglich wäre andererseits auch, diesen Spielraum für andere Projekte zu nutzen, die aufgrund der Ausgaben fürs Theater im Moment hinten anstehen.
Allerdings: Augsburg hätte dann beim Theater auch keinerlei Mitspracherecht mehr. Weder, was die Wahl des Intendanten, noch die Ausrichtung des Spielplans betrifft. Das sollte man bei aller Konzentration aufs Geld auch beachten.
Das aktuelle Defizit dieser Spielzeit darf in der grundsätzlichen Debatte ums Theater keine Rolle spielen. Vor dem Lockdown hatte sich die Besucherzahl des Staatstheaters positiv entwickelt, sie lag bis Ende Februar 2020 über dem Ergebnis des Vorjahres. Das Theater hat die „spielfreie“ Zeit zudem dazu genutzt, neue Formate zu entwickeln, die auch nach Corona dazu beitragen könnten, neue Besucher zu gewinnen.
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