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Kommentar: Kö-Attacke: Fakten statt haltloser Behauptungen

Kommentar

Kö-Attacke: Fakten statt haltloser Behauptungen

Stefan Krog
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    In den sozialen Medien bekam die Diskussion über die tödliche Attacke am Königsplatz eine eigene Dynamik. Bemerkenswert schnell  fiel der Verdacht auf Flüchtlinge, auch wenn es darauf keinen Hinweis gab.
    In den sozialen Medien bekam die Diskussion über die tödliche Attacke am Königsplatz eine eigene Dynamik. Bemerkenswert schnell fiel der Verdacht auf Flüchtlinge, auch wenn es darauf keinen Hinweis gab. Foto: Monika Skolimowska (dpa)

    Die Diskussionen, die kurz nach Bekanntwerden der Tat in den sozialen Netzwerken losbrachen, waren bezeichnend: Ohne dass es einen konkreten Hinweis darauf gegeben hätte, dass es sich bei den Tätern um Flüchtlinge handelte, stellten manche Diskutanten genau diese Behauptung auf, gepaart mit der Botschaft, dass Polizei und Medien die Wahrheit vertuschen wollten.

    Polizei wollte Verdächtige nicht zum Untertauchen animieren

    Die Wahrheit ist: Die Medien berichteten über das, was zum damaligen Zeitpunkt bekannt und gesichert war. Und die Polizei hielt sich mit Informationen aus ermittlungstaktischen Gründen zurück. Inzwischen ist etwas klarer, warum: Auf eine Öffentlichkeitsfahndung verzichtete die Polizei zunächst, weil sie nicht zuletzt durch die Videoüberwachung relativ schnell auf die Spur der polizeibekannten Verdächtigen kam. Ein Fahndungsfoto wäre für jeden Verdächtigen das Alarmsignal gewesen, sofort unterzutauchen und mögliche bekannte Anlaufpunkte, an denen eine Festnahme möglich ist, zu meiden.

    Welche kriminelle Vorgeschichte haben die Verdächtigen?

    Die zwei Hauptverdächtigen haben Migrationshintergrund, bei dem Rest der Gruppe liegt diese Vermutung nahe. Zumindest ein Teil ist polizeibekannt. Auch wenn es sich um Heranwachsende handelt, steht außer Frage, dass es bei einem Schuldspruch eine angemessene Jugendstrafe geben muss. Wenn mehr Details bekannt sind, wird man sich auch mit der Frage befassen müssen, welche kriminelle Vorgeschichte die Verdächtigen haben.

    Junge Männer mit ausländischen Wurzeln fallen beim Thema Kriminalität auf (wobei es bei einem Migrantenanteil von fast 50 Prozent in Augsburg auch ein Wunder wäre, wenn sie nicht in der Statistik auftauchen). Das lässt sich nicht leugnen und es gibt auch keinen Grund dazu, nur sollte man sich auch Gedanken über die Ursachen machen. Die Rechnung „Ausländer sind halt krimineller“ ist ein dumpfer Reflex.

    Eine rationale Ursachenfindung ist der Ansatz für Lösungen

    Ob Jugendliche kriminell werden oder nicht, entscheidet nicht der genetische, sondern der soziale Hintergrund. Wer in schwierigen Verhältnissen aufwächst, und das ist bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund etwa aufgrund schlechter Sprachkenntnisse der Fall, wird nicht automatisch kriminell, aber er hat ein höheres Risiko. Das ist keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. Und in einer aufgeklärten Gesellschaft sind Erklärungen der Ansatz für Lösungen.

    Lesen Sie dazu auch: Nach Attacke am Kö: Polizei nimmt sechs Verdächtige fest

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