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Kommentar: Karstadt: Zurück zur Sachdebatte!

Kommentar

Karstadt: Zurück zur Sachdebatte!

Nicole Prestle
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    Schon Ende August könnte Schluss sein mit Augsburgs Karstadt-Filiale. Was geschieht dann mit dem Leerstand? Um eine Lösung zu finden, braucht es eine sachliche Debatte.
    Schon Ende August könnte Schluss sein mit Augsburgs Karstadt-Filiale. Was geschieht dann mit dem Leerstand? Um eine Lösung zu finden, braucht es eine sachliche Debatte. Foto: Silvio Wyszengrad

    Normalerweise macht in den Ferien auch die Kommunalpolitik Pause: keine Sitzungen, wenige Termine, Zeit, um durchzuschnaufen. Die Nachricht allerdings, dass das Aus des Augsburger Karstadt-Standorts offenbar tatsächlich besiegelt ist, hat die Pfingstruhe der Stadtregierung empfindlich gestört. Oberbürgermeisterin Eva Weber ließ noch am Dienstagabend aus dem Pfingsturlaub, den sie im Ausland verbringt, eine Pressemitteilung verschicken und verbreitete darin einen letzten Funken Hoffnung. Die Retourkutsche der Opposition ließ nicht lange auf sich warten - auch deren Vertreter reagierten zum Teil aus dem Feriendomizil fern von Deutschland.

    Interessant an den Reaktionen ist, dass darin mehr mitschwingt, als nur die unterschiedliche Auffassung über den Umgang mit Karstadt. Sowohl Generation-Aux-Stadtrat Raphael Brandmiller als auch SPD-Fraktionschef Florian Freund nutzten das Thema für eine Generalabrechnung mit dem Regierungsstil der Oberbürgermeisterin, die sich in "blumigen Insta-Videos", "schönen Worten" und "vollmundigen Ankündigungen" ergehe, sonst aber "untätig" sei und durch "mangelnde Wirtschaftskompetenz" auffalle. Harsche Worte, die sicherlich nicht die ganze Wahrheit sind. Denn dass die Stadtregierung hinter den Kulissen für den Erhalt von Karstadt kämpfte, wird niemand ernsthaft anzweifeln. Aus Sicht einiger Stadträte - und auch Bürger - fehlt es der Oberbürgermeisterin aber seit Längerem an sicht- und messbaren Erfolgen. Denn anders als ihr Vorgänger Kurt Gribl kann sie bislang nun einmal wenig größere Prestigeobjekte wie ein zum Beispiel neues Haltestellendreieck oder eine Uniklinik vorweisen. Jetzt hat die Opposition eine Chance gefunden, dies zur Sprache zu bringen - es sind erste Vorboten für die Kommunalwahl im Frühjahr 2026.

    Augsburgs OB muss sich Kritik gefallen lassen, aber...

    Als Oberbürgermeisterin muss sich Eva Weber Kritik gefallen lassen. Ob ausgerechnet die Karstadt-Schließung für einen Rundumschlag taugt, darf jedoch bezweifelt werden. Regierung und Opposition sollten wieder zur Sachlichkeit zurückkehren. Sollte Karstadt in einigen Wochen aus der Augsburger Innenstadt verschwunden sein, müssen alle Verantwortlichen an einen Tisch, um eine gute Lösung für diesen Leerstand zu finden. Man muss dabei auch nichts über den Zaun brechen: Eine lösungsorientierte Diskussion, die ohne Zeitdruck geführt wird, könnte am Ende zur besseren Lösung finden als ein Schnellschuss. Die Stadt hätte sie verdient!

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