Es war keine Überraschung, dass der Fortgang der Theatersanierung im Stadtrat am Donnerstag eine Mehrheit bekam. Schwarz-Grün winkte das Projekt durch, teils mit Unterstützung aus dem Nicht-Regierungslager, weil immer deutlicher wird, dass der Punkt, an dem man noch eine Kehrtwende hätte machen können, überschritten ist. Beim Großen Haus, das inzwischen teilentkernt ist und bei dem der Sanierungsbedarf überdeutlich war, gilt das schon seit Jahren. Und inzwischen ist es faktisch auch zu spät, beim Bauteil II, also dem Erweiterungsneubau mit Probesälen, Werkstätten und Verwaltung an der Kasernstraße sowie der zweiten Spielstätte an der Volkhartstraße, noch die Notbremse zu ziehen. Jedes Jahr Verzögerung sorgt aufgrund der Baupreissteigerungen für zusätzliche Millionenkosten, die eine Neuplanung einsparen müsste, ohne die Funktionalität noch weiter zu beschränken - wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Das Theater wird zum Motor der Stadtentwicklung hochstilisiert
Insofern gibt es jetzt auch keine anderen Möglichkeiten mehr als "Augen zu und durch". Eingetreten ist aber, was Kritiker von Anfang an befürchtet hatten: Es wird alles teurer und komplizierter als geplant. Die Stadtregierung lenkt nun den Blick nur allzu gerne darauf, was die Gewinne der Theatersanierung sind. Das Theater, ein Angebot, das von einer Minderheit der Stadtbevölkerung genutzt wird, wird zu einem Motor der Stadtentwicklung hochstilisiert, der allen Bürgern und Bürgerinnen irgendwie zugute kommt.
Da ist auch was dran, argumentativ baut die Stadt hier aber auch Angriffen vor, die in den kommenden Jahren aus der Opposition häufiger zu hören sein werden - nämlich welche andere Investitionen aufgrund der Theatersanierung trotz der 50-prozentigen Förderung durch den Freistaat nicht stemmbar sein werden. Es ist billig, Projekte gegeneinander auszuspielen, aber genauso unseriös ist es, so zu tun, als spiele Geld keine Rolle. Was sich die Stadt trotz der hohen Theatersanierungskosten an anderen Projekten leistet, ist zum nicht geringen Teil kreditfinanziert, speziell bei Schulen. Endlos lässt sich dies nicht fortsetzen.