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Kommentar: Flaggen-Kompromiss in Augsburg ist dem Druck geschuldet

Kommentar

Flaggen-Kompromiss in Augsburg ist dem Druck geschuldet

Nicole Prestle
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    Die Israel-Flagge am Rathausplatz wird am Sonntag abgehängt. Stattdessen kommen Friedensstadtfahnen und ein Banner am Verwaltungsgebäude.
    Die Israel-Flagge am Rathausplatz wird am Sonntag abgehängt. Stattdessen kommen Friedensstadtfahnen und ein Banner am Verwaltungsgebäude. Foto: Anna Kondratenko

    Oberbürgermeisterin Eva Weber ist angefasst und verärgert zugleich: Ausgerechnet die Stadt Augsburg, die sich als "Friedensstadt" sieht, ist in den vergangenen Tagen bundesweit in die Kritik geraten. Der Grund: Die israelische Flagge, die seit 8. Oktober am Rathausplatz weht, wird am Sonntag abgehängt und durch Friedensstadtflaggen ersetzt. Der Stadtverwaltung, vor allem aber ihrer Oberbürgermeisterin wurde dies in den vergangenen Tagen von Kritikern als mangelnde Solidarität mit Israel ausgelegt. Verständlich, dass Eva Weber diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen möchte.

    Sie erkenne es nicht an, dass ihr ihre Haltung anhand der Frage über eine Flagge aberkannt werde, verurteilte sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz einen Teil der öffentliche Debatte. Webers Kritik ist in ihrer Schärfe nachvollziehbar, wenn man berücksichtigt, dass sie zuletzt zahlreiche, sicherlich nicht einfache Gespräche sowohl mit Vertretern der jüdischen Gemeinde als auch der muslimischen Bevölkerung Augsburgs geführt hat. Jeder weiß: Je mehr man sich in einer Sache einbringt, desto mehr ist man enttäuscht, wenn dies von der Allgemeinheit nicht anerkannt wird. Es geht in diesem Fall aber nicht um Anerkennung. Es geht darum, das Agieren der Stadt so schlüssig zu erklären, dass es nachvollziehbar ist - und das ist offenkundig nicht gelungen: So beherzt nach dem Massaker der Hamas die Israel-Flagge gehisst wurde, so unschlüssig wirkte die Stadt, nachdem die Fahne heruntergerissen und beinahe verbrannt worden war.

    Die Israel-Flagge am Rathausplatz wird am Sonntag abgehängt. Stattdessen kommen Friedensstadtfahnen und ein Banner am Verwaltungsgebäude.
    Die Israel-Flagge am Rathausplatz wird am Sonntag abgehängt. Stattdessen kommen Friedensstadtfahnen und ein Banner am Verwaltungsgebäude. Foto: Anna Kondratenko

    Das jetzige Umschwenken auf ein großes Banner am Verwaltungsgebäude ist wohl auch dem öffentlichen Druck der vergangenen Tage geschuldet: OB Weber möchte sich keine mangelnde Solidarität mit Israel mehr vorhalten lassen - eine Solidarität, die sie bei öffentlichen Auftritten in Worten immer wieder deutlich gemacht hat. Doch Worte ersetzen keine weithin sichtbare Symbolik. Wie akzeptabel nun der Kompromiss für die gesamte Stadtgesellschaft sein wird - denn genau das wäre OB Weber im Sinne ihrer Kampagne "Wir alle sind Augsburg" ja wichtig - wird nun auch von der Gestaltung des Banners abhängen. 

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