Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Die Stadt Augsburg agiert beim Baumschutz scheinheilig

Kommentar

Die Stadt Augsburg agiert beim Baumschutz scheinheilig

    • |
    Die geplante Fällung von 45 Bäumen am Augsburger Hauptbahnhof wird zum Streitfall.
    Die geplante Fällung von 45 Bäumen am Augsburger Hauptbahnhof wird zum Streitfall. Foto: Bernd Hohlen

    Es wäre ein radikaler Kahlschlag mitten in der dicht bebauten Innenstadt: 45 schattenspendende alte Bäume im Bereich vor dem Augsburger Hauptbahnhof sollen abgeholzt werden - nur weil sie der Neugestaltung des Platzes im Weg stehen. Wenn es so kommt, wäre das aus mehreren Grünen ein inakzeptabler Eingriff ins städtische Grün.

    Zum einen hat die Stadt zuletzt ihre Baumschutzverordnung verschärft, um Fällungen größerer Bäume möglichst zu verhindern. Privatleute müssen sich an das Regelwerk halten. Die Stadt selbst geht mit ihren eigenen Vorschriften am Hauptbahnhof dagegen erstaunlich "flexibel" um, mit dem Argument, dass es wegen der Platzgestaltung nötig sei und mehr neue Bäume gepflanzt werden sollen. Damit gibt sie alles andere als ein Vorbild ab. Baurecht, das rechtlich höhere Priorität hat als Grünschutz, soll - wieder einmal - schonungslos durchgesetzt werden.

    Baumfällungen vor dem Bahnhof: Augsburg wirkt beim Baumschutz scheinheilig

    Dazu kommt zum anderen, dass die Stadt vor einigen Jahren juristisch gegen die Deutsche Bahn vorging, weil sie im geschütztes Grün auf dem Bahnhofsvorplatz so massiv beschädigte, dass es gefällt werden musste. Wenn derart mit zweierlei Maß gemessen wird, kann man das schon fast scheinheilig nennen.

    In anderen Kommunen ist es inzwischen Praxis, vorhandenes altes Grün in neue Planungen einzubeziehen. Dabei kommen wunderschöne gestalterische Lösungen heraus, die individuell und nicht beliebig aufgehübscht sind. Gleichzeitig gibt es in Augsburg die dringende Notwendigkeit, mit Blick auf den Klimawandel kühle grüne Zonen insbesondere im dicht bebauten Zentrum zu erhalten. Bis neue Bäume kommen und sie entsprechend groß sind, wird es viele Jahre dauern, der Bahnhofsplatz eine glutheiße Zone für Reisende sein.

    Diese umstrittenen Pläne müssen dringend noch einmal auf die Tagesordnung, zeitnah im Umweltausschuss und Stadtrat. Man sollte politisch den Mut haben, endlich umzudenken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden