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Katz-und-Maus-Spiel mit raschem Ende: Letzte Generation stört diesmal nur kurz in Augsburg

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Katz-und-Maus-Spiel: Letzte Generation blockiert diesmal nur kurz

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    Augsburg ist am Mittwochmorgen zum zweiten Mal Schauplatz einer Blockade-Aktion der Letzten Generation geworden. Nur einem Aktivisten gelang es jedoch, sich festzukleben.
    Augsburg ist am Mittwochmorgen zum zweiten Mal Schauplatz einer Blockade-Aktion der Letzten Generation geworden. Nur einem Aktivisten gelang es jedoch, sich festzukleben. Foto: Annette Zoepf

    Irgendwann rund um 7.30 Uhr schmeißen die Aktivisten ihre Pläne über den Haufen. Eigentlich, so wird sich im Nachhinein herausstellen, sollte die zweite größere Blockade-Aktion der Letzten Generation in Augsburg am Theodor-Heuss-Platz stattfinden. Doch die Polizei ist an diesem bitterkalten Mittwochmorgen sehr präsent. In der gesamten Innenstadt stehen und fahren Einsatzfahrzeuge, bis mehrere von ihnen eben am Theodor-Heuss-Platz zusammenkommen. Während Beamte zwei Personen durchsuchen und dabei Klebematerial finden, stehen etwas abseits ein paar junge Männer und überlegen, was sie angesichts der Polizei-Präsenz tun sollen. Die Aktivisten gehen weg. Es dauert ein paar Minuten, dann rauschen die Polizei-Fahrzeuge davon, alle Richtung Gögginger Brücke.

    Augsburg ist am Mittwochmorgen zum zweiten Mal Schauplatz einer Klebe-Aktion der Letzten Generation geworden. Bereits im Juni dieses Jahres hatten Aktivisten eine vielbefahrene Straße blockiert, damals die Kaiserhof-Kreuzung am Königsplatz. Im Rahmen glich die Aktion am Mittwoch dem "Debüt" – Zeitpunkt Berufsverkehr, Festkleben auf der Fahrbahn, Botschaft der Aktivisten –, doch Ausmaß und Auswirkungen fielen diesmal deutlich überschaubarer aus.

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    Am Mittwochmorgen klebte sich ein Klimaaktivist auf der Fahrbahn fest. Die Augsburger Polizei entfernte den Aktivisten. Die Bilder vom Einsatz.

    Blockade-Aktion der Letzten Generation in Augsburg fällt kleiner aus

    Nach dem spontanen Standort-Wechsel versuchten die drei Aktivisten gegen 7.50 Uhr, sich kurz vor der Gögginger Brücke auf der Fahrbahn festzukleben. Dies gelang jedoch nur einem von ihnen, der junge Mann fixierte seine linke Hand auf dem Asphalt. Beamte verhinderten, dass es ihm die beiden anderen gleichtaten, wodurch zunächst nur eine Fahrbahn stadtauswärts blockiert war. Aufgrund des starken Polizeiaufgebots und zahlreicher Fahrzeuge an der Kreuzung kam der Verkehr aber in beide Richtungen zum Erliegen, auch Straßenbahnen stoppten. Lange sollten die Behinderungen aber nicht andauern.

    Während Polizeibeamte zwei der drei unmittelbar Beteiligten am Straßenrand in Gewahrsam nahmen, begannen die Einsatzkräfte im Umgang mit dem "Klima-Kleber" das übliche Prozedere: Zunächst kündigten sie an, körperlichen Zwang anzuwenden, sollte er sich nicht freiwillig entfernen. Um etwa 8.10 Uhr begannen sie dann damit, die Hand des Mannes zu lösen. Sie nutzten dabei eine Flüssigkeit – offenbar schlichtes Spülmittel – und ein Stäbchen. Das eher schlichte Instrumentarium wirkte, die Hand löste sich schnell. Dabei spielte wohl auch eine Rolle, dass die Fahrbahn wegen des Wetters etwas feucht war. Nach knapp einer halben Stunde war die gesamte Aktion beendet, der Verkehr konnte wieder frei fließen. Zum Vergleich: Im Juni mussten Spezialisten der Polizei mehrere Asphaltstücke aus der Fahrbahn sägen, um die Aktivisten von der Fahrbahn tragen zu können. Der Einsatz dauerte damals bis zum Mittag.

    Polizei kann nicht alle "Klima-Kleber" an der Gögginger Brücke stoppen

    Trotz des deutlich geringeren Ausmaßes stieß die Klebe-Aktion an der Gögginger Brücke auf wenig Verständnis. Einige Autofahrer hupten, eine Passantin rief in Richtung der Aktivisten: "Ihr spinnt doch, und alle anderen müssen es ausbaden." Die Adressaten wiederum erklärten, sie wollten mit ihren Aktionen die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass es bis 2030 einen sozial gerechten Ausstieg aus fossilen Energien brauche, um die Lebensgrundlagen zu erhalten. Dass die Aktion diesmal nur kurz andauerte – die Aktivisten hatten sich offenbar auf einen längeren Zeitraum eingestellt und trugen unter anderem Wärme-Pads bei sich – , sei kein Misserfolg, sagte Moritz Riedacher, einer der Beteiligten. "Wir konnten unser Anliegen kundtun, die Störung war da – und somit auch die Wirksamkeit des Protests." Er wurde anschließend mit den beiden anderen Beteiligten auf eine Polizeiinspektion gebracht. Es werde geprüft, ob der Tatbestand der Nötigung vorliege, sagte ein Polizeisprecher noch am Ort des Geschehens. Nach der Vernehmung wurde das Trio Mittwochfrüh wieder entlassen. Wie im Lauf des Nachmittags bekannt wurde, wird nun unter anderem wegen eines Verstoßes nach dem Versammlungsgesetz ermittelt. Man werte die Aktion Stand jetzt als nicht angemeldete Versammlung, erklärte die Polizei.

    Riedacher war bereits in ganz Deutschland als "Klima-Kleber" aktiv, ursprünglich kommt er aus Stuttgart. In Augsburg ist die Letzte Generation bei Weitem noch nicht derart etabliert wie in anderen Städten, inzwischen hat die Organisation aber offenbar eine Basis. Aus ihrem Umfeld ist zu hören, dass sich lokal insgesamt rund 40 Personen zusammengeschlossen haben, davon seien etwa zehn "aktiv" und fünf "sehr aktiv". Die drei unmittelbar Beteiligten an der Gögginger Brücke stammen offenbar nicht aus Augsburg, im Hintergrund sollen aber hiesige Aktivisten beteiligt gewesen sein. Es gibt auch personelle Überschneidungen mit dem Augsburger Klimacamp, die lokale Umweltorganisation hatte die Klebe-Aktion der Letzten Generation unter anderem im sozialen Netzwerk Telegram angekündigt. Eine "Augsburger Widerstandsgruppe" der Letzten Generation sei im Aufbau, hieß es dort.

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