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Kahlschlag in Augsburg: Jetzt wird aufgeräumt

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Nach dem Kahlschlag beginnt das große Aufräumen am Lech

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    So sieht es nach dem Kahlschlag am Lech in Lechhausen aus. 100 Bäume wurden gefällt.
    So sieht es nach dem Kahlschlag am Lech in Lechhausen aus. 100 Bäume wurden gefällt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Kahlschlag am Lechufer zwischen Ulrichsbrücke und MAN-Brücke hat viele Menschen wütend gemacht. Rund 100 Bäume und Gehölze sind weg. Einzelne Bürger klagen im Nachgang über die Ausführung der Arbeiten. Karl Geller aus Augsburg, der selbst in der Baumpflege tätig ist, sagt: "Man kann erkennen, dass die Bäume absolut nicht fachgerecht geschnitten wurden." Gekappte und verstümmelte Bäume, keine klaren Schnitte, grobe Verletzungen der Borke nennt er als Beispiele: "Das sind Dinge, die ein Fachmann niemals getan hätte." Gefordert wird zudem eine politische Aufarbeitung der Fällungen in Lechhausen. Vonseiten der grünen Stadtratsfraktion heißt es: "Für die Zukunft muss es eine klare Abstimmung zwischen dem Freistaat beziehungsweise seinen Behörden und betroffenen Kommunen geben."

    Kahlschlag am Lech in Lechhausen: Einzelne Bürger kritisieren die Ausführung der Arbeiten.
    Kahlschlag am Lech in Lechhausen: Einzelne Bürger kritisieren die Ausführung der Arbeiten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Hintergrund ist die missglückte Informationspolitik, die vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth eingeräumt wurde. Die Behörde ist zuständig für den Lech, sie veranlasste die Fällungen. Die Stadt Augsburg betonte, man sei über das Ausmaß nicht informiert worden. Das Wasserwirtschaftsamt sieht es anders. Nach Informationen unserer Redaktion gab es ein Telefonat. Die Flussmeisterstelle hat die Stadt über die Fällungen unterrichtet. Allerdings, so ist nun zu hören, ausschließlich über die großen Bäume, die entfernt werden sollten. 

    Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) und Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) griffen das übergeordnete Amt in Donauwörth massiv an. Beklagt wurde besonders, dass die Öffentlichkeit vom Kahlschlag ebenso überrascht worden sei. Grünen-Fraktionschef Peter Rauscher und Stadtrat Serdar Akin, der für Lechhausen zuständig ist, sagen: "Eine transparente Information der Bürger ist wichtig." Unabhängig davon würden sich die Grünen weiterhin "für jeden Baum in den Stadtteilen in Augsburg einsetzen". 

    Das Wasserwirtschaftsamt geht mittlerweile offensiv mit Informationen an die Öffentlichkeit. Bestätigt wird, dass rund 100 Bäume gefällt wurden. Die Zahl war von Anwohnern zu Beginn der Woche bereits genannt worden. "Es handelte sich primär um Eschen, Ulmen, verschiedene Ahorn-Arten und Weiden", sagt Susan Aktas vom Wasserwirtschaftsamt. 

    Zu möglichen Neu- und Ersatzpflanzungen bezieht die Behörde ebenfalls Stellung: "Unsere Erfahrungen zeigen, dass in Böschungsbereichen wie in Lechhausen eine standortangepasste Vegetation in der Regel von allein aufkommt." Bereits nach einigen wenigen Monaten sei auf den ersten Blick kein Eingriff mehr erkennbar. Die zuständige Abteilungsleiterin des Wasserwirtschaftsamts erläutert: "Wir werden in Lechhausen beobachten, wie sich eine verjüngte Vegetation um die Ulrichsbrücke in den nächsten Monaten entwickelt."

    Nach Kahlschlag: Es wird wohl keine Vielzahl an neuen Bäumen geben

    Bei Bedarf und in Rücksprache mit der Landespflege könnten gegebenenfalls einzelne Pflanzungen infrage kommen. Man muss derzeit wohl davon ausgehen, dass die Zahl der neu gepflanzten Bäume am Lechufer überschaubar bleibt: "Etwaige Pflanzungen müssen jedoch stets den Maßgaben der Verkehrssicherungspflicht und der Zugänglichkeit beziehungsweise Befahrbarkeit folgen und diese dauerhaft mit vertretbarem Aufwand erhalten."

    Das Wasserwirtschaftsamt verweist auf ein generelles Vorgehen. "Auf größeren Flächen, abseits der direkten Uferböschung, wo aufgrund des Eschentriebsterbens Bäume entnommen werden mussten, werden und wurden Ersatzpflanzungen mit unterschiedlichen Baumarten vorgenommen", sagt Susan Aktas. Bei der Auswahl achte man auf eine vielfältige Struktur, die unterschiedliche ökologische Aspekte und den Klimawandel berücksichtige.

    Am Uferweg zwischen Ulrichsbrücke und MAN-Brücke ist jetzt viel freier Platz.
    Am Uferweg zwischen Ulrichsbrücke und MAN-Brücke ist jetzt viel freier Platz. Foto: Silvio Wyszengrad

    Zur Kritik einzelner Personen, die die Ausführungsarbeiten bemängeln, reagiert das Wasserwirtschaftsamt am Freitag: "Die beengten Platzverhältnisse und die Böschung erschweren eine perfekte Ausführung." Man werde intern besprechen, inwieweit es hier Verbesserungspotenzial gebe und in welchem Maße dies umgesetzt werden könne. Ausgeführt wurden die Arbeiten von der Flussmeisterei. Die Stadt bestätigt, dass Bürger sich beschwert hätten. Nach Einschätzung des Grünamts sind die Arbeiten durch das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth fachmännisch durchgeführt worden.

    Stadt Augsburg drängt auf Termin mit Verantwortlichen aus Donauwörth

    Im Zusammenspiel von Wasserwirtschaft und Stadt Augsburg gibt es Gesprächsbedarf. Das städtische Grünamt unter Leitung von Anette Vedder teilt am Freitag mit: "Aus Sicht des Fachbereichs sind Nach- und Ersatzpflanzungen nicht zwingend erforderlich, da sich solche Flächen in der Regel durch Naturverjüngung oder Neuaustrieb wieder erholen." Man weise jedoch darauf hin, dass Oberbürgermeisterin Weber und Umweltreferent Erben das Wasserwirtschaftsamt gebeten hätten, umgehend einen Abstimmungstermin über den erfolgten Eingriff und die weiteren Maßnahmen anzusetzen. Dazu seien beide Behörden in Absprache.

    Da die Zuständigkeit für den Abschnitt am Lech beim Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (WWA) liegt, greift hier die städtische Baumschutzverordnung nicht, informiert das städtische Grünamt. Dies betreffe auch Belange des Artenschutzes. 

    Der Kahlschlag am Lechufer treibt Menschen jedenfalls um. Erich Weichselgartner aus Kissing, der sich im Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) engagiert, sagt gegenüber unserer Redaktion: "Wenn man in und um Augsburg die Augen aufmacht, entdeckt man allen Ecken und Enden völlig unverständliche Kahlschläge. Alle schreien nach Umwelt- und Klimaschutz, aber das Gegenteil wird getan." Auch in Leserbriefen wird viel Unverständnis geäußert.

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