Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Jahresrückblick 2022: Lebensretter, Selbstlose, Unermüdliche: Sie haben uns 2022 beeindruckt

Jahresrückblick 2022

Lebensretter, Selbstlose, Unermüdliche: Sie haben uns 2022 beeindruckt

    • |
    Philipp Blobel (rechts) in Kiew mit dem Augsburger Arzt Dr. Henryk Pich bei der Lieferung von medizinischen Hilfsgütern. Die beiden haben viele Hilfstransporte organisiert.
    Philipp Blobel (rechts) in Kiew mit dem Augsburger Arzt Dr. Henryk Pich bei der Lieferung von medizinischen Hilfsgütern. Die beiden haben viele Hilfstransporte organisiert. Foto: Fridtjof Atterdal

    Viele Augsburgerinnen und Augsburger engagieren sich, setzen sich für andere ein und helfen dadurch mit, die Stadtgesellschaft am Laufen zu halten. Stellvertretend stellen wir sechs Männer und Frauen vor, die uns 2022 besonders beeindruckt haben.

    Der Ukraine-Krieg: So helfen Augsburger, die Not zu lindern

    Von Weitem zuschauen, wenn Menschen leiden, ist keine Option für ihn, sagt der Augsburger Unternehmensberater Philipp Blobel über sich selbst. Also hat er angepackt in diesem Jahr, hat Spenden und Hilfsgüter akquiriert, sich ins Auto gesetzt und sie in die Ukraine gebracht. Immer und immer wieder. Bevor er Unternehmensberater wurde, war Blobel als Bundeswehroffizier Zeitsoldat und lernte die Planung von Missionen in Kriegs- und Krisengebieten von der Pike auf. "Als Offizier habe ich Fähigkeiten wie Risikoanalyse, Projektplanung in Konfliktsituationen und natürlich Teamführung gelernt." Für Freiwilligenmissionen sei es wichtig, ein Team auf ein gemeinsames Ziel einschwören zu können. Blobel hat dieses Team in Augsburg nicht nur gefunden, er kann auf jeden Einzelnen zählen.

    Tanja Hoggan-Kloubert vom Ukrainischen Verein Augsburg.
    Tanja Hoggan-Kloubert vom Ukrainischen Verein Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Tanja Hoggan-Kloubert wurde von der Wissenschaftlerin zur Aktivistin. Die Augsburgerin mit ukrainischen Wurzeln ist das Sprachrohr der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, aber auch Fürsprecherin derer, die seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine in Augsburg Zuflucht gefunden haben. Hoggan-Kloubert, Vorsitzende des Vereins Deutsch-Ukrainischer Dialog, lebt seit 21 Jahren in Augsburg, hat einen deutschen Pass und ist mit einem amerikanischen Professor verheiratet, mit dem sie überwiegend Englisch spricht. "Nicht gegen das Böse zu kämpfen, bedeutet, mitschuldig zu sein", sagt sie. Sie hat ein Netzwerk von Freiwilligen und Partnern aufgebaut und setzt sich seit Ausbruch des Krieges in ihrer alten Heimat unermüdlich dafür ein, dass Geflüchtete in Augsburg ankommen und Ruhe finden können.

    Plötzlicher Hilferuf: Dieser Mann rettete drei Frauen das Leben

    Lebensretter Paul Blachut, Mitarbeiter der Floßlände, rettet Mädchen vor dem Ertrinken im Lech.
    Lebensretter Paul Blachut, Mitarbeiter der Floßlände, rettet Mädchen vor dem Ertrinken im Lech. Foto: Michael Hochgemuth

    Paul Blachut arbeitet an jenem Sonntag im Mai im Ausflugslokal Floßlände, als plötzlich ein Mann hereinstürmt und ruft: "Ich glaube, im Lech ertrinken gerade drei Leute." Blachut, 24, lässt alles stehen und liegen, rennt zum Wasser und springt hinein. Wie sich nach der Rettungsaktion herausstellt, handelt es sich bei den drei in Not Geratenen um eine Mutter und ihre beiden Töchter. Die Familie hatte sich auf einer Kiesbank aufgehalten, sich im Wasser abgekühlt und dabei offenbar den Halt verloren. Blachut gelingt es, die Mutter an Land zu ziehen, danach springt er nochmals in den auch Gäste der Floßlände beteiligen sich am Einsatz und werden, so wie Paul Blachut, zu Lebensrettern.

    Lernen fürs Leben: Neele Walter macht mit 15 ihr Abitur

    Neele Walter hat mit 15 Jahren das Abitur bestanden. Auf dem Bild ist sie mit der Direktorin des Maria-Theresia-Gymnasiums, Katja Bergmann, zu sehen.
    Neele Walter hat mit 15 Jahren das Abitur bestanden. Auf dem Bild ist sie mit der Direktorin des Maria-Theresia-Gymnasiums, Katja Bergmann, zu sehen. Foto: Bernd Hohlen

    Rein rechnerisch müsste auf Neele Walters Abiturzeugnis eine 0,8 stehen: Sie erreicht 859 von 900 möglichen Punkten in der Abiturprüfung und sticht damit unter all ihren Mitschülerinnen und -schülern hervor. Das Besondere an diesem Abschluss ist aber vielmehr, dass die junge Frau erst 15 Jahre alt ist. Wie das geht? Mit fünf kommt sie in die Grundschule, überspringt zwei Jahre und landet mit sieben Jahren im Gymnasium. Sie sei zwar immer die jüngste Schülerin in der Klasse gewesen, aber daran hätten sich ihre Mitschüler und sie selber schnell gewöhnt, erzählt sie. Jetzt will sie ein Freiwilliges Soziales Jahr machen und dann studieren, um später im Auswärtigen Amt zu arbeiten. Wer bislang so zielstrebig war, wird dieses Ziel bestimmt erreichen ...

    Eine Intensiv-Pflegerin und ihr Team zwingen Covid in die Knie

    2022 ist das Jahr, in dem die Corona-Pandemie endlich ihren Schrecken verloren hat. Zu verdanken ist dies dem medizinischen Fortschritt, der Vernunft der Bevölkerung – und Menschen wie Stephanie Mammensohn. Sie ist am Uniklinikum Augsburg (UKA) stellvertretende Bereichsleiterin zweier internistischer Intensivstationen. Dort wurden und werden die schwersten Covid-Verläufe im gesamten Raum Augsburg behandelt. Bis zum vergangenen Winter hat das unerbittliche Virus viele Infizierte einfach so dahingerafft. Auch am Krankenhauspersonal zehrte das Grauen in Dauerschleife, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerieten über ihre Belastungsgrenze und mussten den Beruf aufgeben. Doch Mammensohn und ihr Team – unermüdlich, unerschütterlich – machten einfach immer weiter. Bis Covid in die Knie gezwungen war. "Was Covid betrifft, ist es wirklich entspannter geworden, viel normaler", sagt Mammensohn heute. Am Eingang ihrer Station hängt inzwischen eine Zeichnung von Assistenzarzt Nicolas Krapp. Sie zeigt Sieger, das Stations-Team, und einen Besiegten – das Virus.

    Stephanie Mammensohn ist stellvertretende Bereichsleiterin zweier Intensivstationen am Uniklinikum Augsburg (UKA).
    Stephanie Mammensohn ist stellvertretende Bereichsleiterin zweier Intensivstationen am Uniklinikum Augsburg (UKA). Foto: Silvio Wyszengrad

    Ein Rentner demonstrierte gegen das Klimacamp

    Er hat mit seiner Aktion auf alle Fälle polarisiert. Einige Wochen stand Kurt Späth in den Sommermonaten immer wieder mit seinem Transparent am Augsburger Rathaus und protestierte gegen das Klimacamp. "Klimacamp – nein danke" hatte er auf ein Pappschild geschrieben. Von Passanten erntete der 74-Jährige positive Resonanz, manche klopften ihm auf die Schulter oder bedankten sich. Nur wenige sagten im Vorbeigehen, "der spinnt doch". Späth ist keiner jener Menschen, denen bei Klimaaktivisten per se die Galle hochgeht. Der Augsburger meinte, er habe Verständnis für das Anliegen der jungen Menschen. Doch beim äußeren Erscheinungsbild des Klimacamps neben dem historischen Rathaus war mit seiner Empathie Schluss. Er sagte, die jungen Menschen sollten Respekt vor dem Rathausplatz und seinen Denkmälern haben. Wenn jemand denkt, als Rentner habe Späth auch genügend Zeit für so eine Aktion, der irrt. Als leidenschaftlicher Busfahrer ist der Augsburger immer noch im Einsatz. Seinen stillen Protest hatte er zuletzt eingestellt – auch, weil es so kalt wurde, wie er einräumte.

    Kurt Späth demonstrierte gegen das Erscheinungsbild des Augsburger Klimacamps.
    Kurt Späth demonstrierte gegen das Erscheinungsbild des Augsburger Klimacamps. Foto: Michael Hochgemuth
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden