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Interview: Wie die Uni Augsburg Lehrkräfte im Umgang mit allen Religionen schult

Interview

Wie die Uni Augsburg Lehrkräfte im Umgang mit allen Religionen schult

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    Lehrkräfte sollen im Studiengang "Interreligiöse Mediation" den besseren Umgang mit verschiedenen Religionen lernen.
    Lehrkräfte sollen im Studiengang "Interreligiöse Mediation" den besseren Umgang mit verschiedenen Religionen lernen. Foto: Heiko Rebsch, dpa (Symbolbild)

    Frau Prof. Naurath, was waren vor fünf Jahren die Beweggründe, diesen Zertifikatsstudiengang „Interreligiöse Mediation“ an der Uni Augsburg einzurichten? 
    ELISABETH NAURATH: Wenn wir uns heute unsere Schulen anschauen, dann sehen wir, dass sie zu pluralen Orten geworden sind, dass sie die Veränderungen in unserer Gesellschaft widerspiegeln. Wir haben den Zertifikatsstudiengang Interreligiöse Mediation ins Leben gerufen, um unseren Lehramtsstudierenden, nicht nur aus den theologischen, sondern aus allen Fächern eine Art Grundausbildung im Bereich der interreligiösen Vielfalt zukommen zu lassen. Uns war wichtig, sie so auszubilden, dass sie auf diese pluralen Herausforderungen in der

    Was sind Ziel und Inhalte dieses Zertifikatsstudiengangs? 
    NAURATH: Unser Ziel ist eine Professionalisierung. Zum einen ist es uns wichtig, dass sich die Lehrkräfte gut mit den verschiedenen Religionen auskennen – das ist die religionskundliche Seite, zum anderen, dass sie auch wissen, welche Glaubensinhalte und damit auch welche Lebensformen bei ihren Schülerinnen und Schülern damit verbunden sind und wie sie als Lehrkräfte damit umgehen können. Wir sehen aktuell, angesichts des Nahostkonflikts, der sich nach Europa und auch nach Deutschland hin auswirkt, wie das die Schülerinnen und Schüler, ja die ganze Gesellschaft polarisiert. Gerade deshalb ist es wichtig für die Lehrkräfte, sich nicht nur gut auszukennen, sondern auch darin geschult zu sein, bei Vorurteilen und Konflikten im Sinne einer Mediation vermitteln zu können. 

    Elisabeth Naurath ist Professorin für evangelische Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Augsburg.
    Elisabeth Naurath ist Professorin für evangelische Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Augsburg. Foto: Universität Augsburg

    Das wäre ja auch ein Anspruch für die Grundausbildung aller Lehrerinnen und Lehrer?
    NAURATH: Das wäre ein wunderbares Ziel, eine interreligiöse Grundausbildung von Lehrkräften wäre sehr wünschenswert. Neben einem religionskundlichen Kennenlernen von Religionen müsste es vorrangig auch darum gehen, dass Lehrkräfte das Handwerkszeug und die Kenntnisse für die Prävention von Vorurteilen und Feindbildern erwerben. Was den Zertifikatsstudiengang betrifft, der auch einen Schwerpunkt im Bereich der Antisemitismus-Prävention hat, sind wir im Prinzip Vorreiter. Wir sehen ja heute, da Antisemitismus und auch Islamfeindlichkeit in unserer Gesellschaft wieder aufflammen, wie notwendig die Prävention durch Bildung ist und dafür brauchen wir eine erweiterte Kompetenzförderung in der Lehreramtsausbildung. Wir verstehen interreligiöse Bildung sehr stark als Beitrag zur Friedenspädagogik. Dies entspricht auch einem weiteren Schwerpunkt, den wir seit Kurzem etabliert haben – die Vernetzung von interreligiöser und umweltethischer Bildung. Religionen und interreligiöse Netzwerke wie zum Beispiel ‚Religions for Peace‘ haben ein großes Potenzial, der immensen Herausforderung der Klimakrise zu begegnen – vor allem mit Blick auf eine Sensibilisierung für das Thema Klimagerechtigkeit. Dabei geht es um die Frage: Wie kann man umweltethisches Bewusstsein aus der Sicht der Religionen schärfen und profilieren – auch im Kontext unseres friedenspädagogischen Ansatzes, weil eine Verschärfung der Klimakrise auch zu mehr Konflikten in der Gesellschaft führen wird.

    Gibt es auch praktische Studieneinheiten? 
    NAURATH: Wir haben eine Lernwerkstatt für interreligiöse Bildung, wo wir in einem Modul Projekte zur Unterrichtsvorbereitung durchführen. Wichtig ist uns, dass die Lehrkräfte Selbstbewusstsein üben, sich trauen, was sie gelernt haben, auch den Schülern wie Schülerinnen zu vermitteln und anzuwenden. Das Besondere an unserem Studiengang ist, dass wir auch Lehreinheiten in islamischer und jüdischer Theologie anbieten können, wo es möglich ist, authentisch mit Dozierenden dieser Religionen in den Dialog zu kommen.

    Wie gut ist dieser Erweiterungsstudiengang nachgefragt?
    NAURATH: Über 20 Studierende haben bereits das Zertifikat erworben, aktuell haben wir rund 40 Studierende. Wir konnten jetzt auch ein Erasmusprojekt einwerben mit dem Ziel, im internationalen Kontext interreligiöse Bildung und Umweltbildung zu verknüpfen. Wir wollen dieses Modell, das interreligiöse Mediation schon in der Ausbildung von Lehrkräften seinen Platz hat, auch auf andere Länder übertragen.

    Zur Person

    Elisabeth Naurath ist Professorin für evangelische Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Augsburg. Sie betreut zusammen mit ihrem katholischen Kollegen Prof. Georg Langenhorst den Studiengang Interreligiöse Mediation.

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