Herr Warner, für Ihr erstes Brechtfestival als künstlerischer Leiter haben Sie das Motto "Brecht's People" ausgegeben, warum?
JULIAN WARNER: Was mich interessiert, ist, wie sich Menschen, ob nun Künstler oder Nicht-künstler, sich Bertolt Brecht aneignen. Ganz konkret, wie die Regisseurin Antigone Akgün mit ihrer Inszenierung von Brechts Stückfragment "Der Brotladen" – bei uns in einem Leerstand der Sparkasse in Lechhausen zu sehen, aber auch methodisch. In der Projektschmiede in Lechhausen haben God's Entertainment ihren Webstuhl aufgebaut und weben mit vielen Augsburger Weberinnen und Webern den Brecht-Teppich. Für mich ist das eine Weiterentwicklung von Brechts Lehrstückidee. Dann kommen unter Brechts People auch einfach die Leute vor, die sich nicht selbst als Künstler betrachten, aber trotzdem ihr Leben lang mit Brecht auseinandergesetzt haben wie ein Kurt Idrizovic oder, vielleicht etwas abwegiger, der oberbayerische Trachtenverein im Saalbau Krone in Lechhausen. Dort fragen wir danach, wo in deren kultureller Praxis etwas von Brecht zu finden ist.
Interview