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Interview: Eva Weber: "Ich sehe mich nicht als Thronfolgerin"

Interview

Eva Weber: "Ich sehe mich nicht als Thronfolgerin"

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    Eva Weber soll 2020 Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) nachfolgen.
    Eva Weber soll 2020 Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) nachfolgen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Frau Weber, was treibt Sie an, als nun nominierte OB-Kandidatin der Augsburger CSU ins Rennen zu gehen?

    Eva Weber: Ich lebe in dieser Stadt. Und ich lebe für diese Stadt. Augsburg braucht weiter die Dynamik und den Flow, den wir doch alle seit Jahren spüren. Ich stehe für die Kontinuität genau der Politik, die das erreicht hat. Doch verwalten kann man die Dynamik nicht. Man muss sie aktiv gestalten, neu denken und weiterentwickeln. Nur dann lebt die Dynamik weiter.

    Bedauern Sie eigentlich den Abschied von Oberbürgermeister Kurt Gribl?

    Weber: Ja sicher. Er ist für Augsburg einer der wichtigsten Oberbürgermeister der Nachkriegszeit. Er hat es geschafft, die Stadt aus der oft kritisierten Mittelmäßigkeit zu ziehen. Die Stadt hat mittlerweile 300.000 Einwohner, die Urbanisierung schreitet voran. Und die Wahrnehmung von außen. Darauf hat er in seiner Amtszeit die richtigen Antworten gefunden.

    Warum sollen die Augsburger Sie als neue Oberbürgermeisterin wählen?

    Weber: Sollen? Jede und jeder ist frei in seiner Entscheidung. Ich bin geprägt von einem zutiefst demokratischen Grundverständnis und sehe mich weder als Thronfolgerin noch als Herausforderin noch als Favoritin. Ich trete an, um mit meinem Programm für Augsburg zu gewinnen. Ein Programm, das ich zusammen mit meiner Partei und vielen Experten entwickle. Ein Programm, das den Spirit von Mut und Anpacken trägt. Denn einen Fehler werde ich nicht machen: Zu glauben, die erreichte Dynamik unserer Stadt könnte man einfach nur verwalten. Dynamik erhält man durch aktives Managen.

    Eva Weber, Finanz- und Wirtschaftsreferentin der Stadt, wurde als CSU-OB-Kandidatin präsentiert. Am Montagabend ist sie nominiert worden.
    Eva Weber, Finanz- und Wirtschaftsreferentin der Stadt, wurde als CSU-OB-Kandidatin präsentiert. Am Montagabend ist sie nominiert worden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Sie gehen nicht zuletzt wegen zurückliegender Wahlergebnisse der CSU als Favoritin ins Rennen. Ist dies für Sie eher Antrieb oder doch eine Belastung?

    Weber: Ich sehe mich nicht als Favoritin. Wer die Wahl gewinnt, entscheiden die Augsburgerinnen und Augsburger im März 2020.

    Ist für Sie aus heutiger Sicht die Stichwahl am 29. März ein Thema?

    Weber: Ich trete an, um zu gewinnen.

    Mit welchen Themen möchten Sie beim Wähler punkten?

    Weber: Moderne Mobilität, Wohnen und Klimaverantwortung stehen für mich mit an erster Stelle. Und das Thema Bürgerbeteiligung ist mir wichtig. Ich will eine Stärkung der repräsentativen Demokratie und gleichzeitig mehr Gewicht für Stadtteilthemen. Deswegen plädiere ich für die Einführung von Bezirksausschüssen. Es geht mir eben gerade um eine neue Nähe zwischen den Bürgern und ihrer Stadt.

    Referentin gegen Referent: Eva Weber gegen Dirk Wurm. Inwieweit birgt diese Konstellation für die nächsten Monate Brisanz in der Arbeit der Stadtregierung?

    Weber: Gar nicht. Dirk Wurm ist ein Kollege, mit dem es in der täglichen Arbeit kaum Reibungspunkte gibt. Ich unterstütze ihn als Finanzreferentin, wo es geht. Ich verstehe aber, dass sich die Medien einen spannenden Wahlkampf wünschen.

    Sie könnten Historisches schaffen: Erstmals könnte eine Frau die Stadt Augsburg regieren. Wie sehen Sie diese Konstellation?

    Weber: Ich mag das Wort historisch nicht. Ich mag das Besondere daran nicht. In welcher Zeit leben wir, dass wir es immer noch besonders finden, wenn Frauen Geschäftsführerinnen oder Vorstände in Unternehmen oder Vereinen sind? In dieser Kategorien denke ich nicht. Wenn meine Kandidatur Frauen und Mädchen Mut macht, sich aus einer solchen Denke zu befreien, dann ist das wunderbar. Schauen Sie, ich hatte nicht das Glück, eine Familie gründen zu können und Kinder zu bekommen. Aber ich habe die Chance, Oberbürgermeisterin zu werden. Es ist alles möglich in unserer Stadt. In so einer guten Gesellschaft wie heute haben wir noch nie gelebt.

    Montagabend im Ofenhaus auf dem Gaswerkgelände: Eva Weber ist kurz zuvor als Oberbürgermeisterkandidatin der CSU nominiert worden. Es ist ein kurzer Moment privater Verbundenheit mit Ehemann Florian Weber.
    Montagabend im Ofenhaus auf dem Gaswerkgelände: Eva Weber ist kurz zuvor als Oberbürgermeisterkandidatin der CSU nominiert worden. Es ist ein kurzer Moment privater Verbundenheit mit Ehemann Florian Weber. Foto: Silvio Wyszengrad

    Warum ist Ihnen dieser durchaus persönliche Aspekt wichtig, um ihn in dieser Form öffentlich gemacht zu haben? Es ist bekannt, dass Sie mit Florian Weber verheiratet sind.

    Weber: Das hat zwei Gründe. Zum einen bin ich es leid, dass ich in die Schublade „durchgeplante Karrierefrau“ gesteckt werde. Das ist eben nicht richtig. Zum anderen kenne ich viele Frauen, denen es ebenso ergeht wie mir. Und die froh sind, dass mal eine Politikerin den Mut hat, das öffentlich anzusprechen.

    Abseits von Politik und Familienleben: Bleibt da noch Zeit für Hobbys?

    Weber: Ich glaube, meine Hobbys kann ich im kommenden Jahr abschreiben. Normal mache ich Yoga, jogge im Siebentischwald und irgendwann mal will ich Netflix leer schauen. Das wird aber wohl noch dauern, weil ich zur Zeit immer nach zehn Minuten einschlafe.

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