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Innenstadt: Ein Pfarrer mit keltischen Wurzeln geht in den Ruhestand

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Ein Pfarrer mit keltischen Wurzeln geht in den Ruhestand

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    Der Pfarrer von Heilig-Kreuz im Theaterviertel, Andreas Ratz, ist in den Ruhestand verabschiedet worden.
    Der Pfarrer von Heilig-Kreuz im Theaterviertel, Andreas Ratz, ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Foto: Anna Kondratenko

    Die Geschichte, vor allem seiner Kirche Heilig-Kreuz im Theaterviertel, ist eine der großen Leidenschaften von Pfarrer Andreas Ratz. „Ich bin so etwas wie ein lebendiges Findbuch für Heilig Kreuz, über die Kirche und die Gemeinde weiß ich schon enorm Bescheid“, sagt er. Wenn die Kirche im nächsten Jahr 500 Jahre alt wird, hofft er, seinen Teil zur Historie der Kirche beitragen zu können. Allerdings wird er das dann nicht mehr als aktiver Pfarrer tun - denn nach 17 Jahren wurde der Chef der evangelischen Gemeinde Heilig Kreuz jetzt in den Ruhestand verabschiedet.

    Schon die Herkunft des Pfarrers ist alles andere als gewöhnlich. Wurde er doch 1958 in Cardiff, Wales, als erstes Pfarrerskind deutscher Herkunft geboren. Sein Vater war Pfarrer einer Auslandsgemeinde - die Gemeindemitglieder waren eine bunte Mischung aus ehemaligen Kriegsgefangenen, Soldatenbräuten von der Rheinarmee und deutschen Seeleuten, wie sich Ratz erinnert. Nicht nur seine englische Staatsangehörigkeit zeugt von seinen Wurzeln - auch sein zweiter Vorname „Glyndwr“ ist walisischen Ursprungs und geht auf den Freiheitskämpfer Owain Glyndwr zurück, der für die Unabhängigkeit von Wales kämpfte. Und auch die keltische Theologie sei für ihn enorm prägend gewesen, berichtet der scheidende Pfarrer.

    „Die Kelten kennen drei „P“s“, erklärt er. Das erste „P“ ist die Präsenz, also das Gefühl, Gott in der Gegenwart, zu sehen. Das zweite „P“ steht für die Poesie. „Ich glaube, dass viele Dichter und Musiker viel näher an Gott dran sind, als ein gelehrter Dogmatiker“, sagt Ratz. Das dritte „P“ ist die Pilgerschaft. „Ich glaube, es tut Kirche, Gemeinde und auch dem einzelnen Christen gut, wirklich unterwegs zu sein auch neue Dinge in sein „Glaubensgepäck“ zu packen“, sagt Ratz.

    Ein wichtiges Projekt war der Bau des neuen Gemeindehauses

    In den 17 Jahren als Pfarrer stemmte Ratz viele Projekte, darunter den zehnjährigen Kampf um den Bau des neuen Gemeindehauses, auf das er persönlich stolz ist. Die Herausforderungen, die mit der Finanzierung und Organisation des Baus verbunden waren, meisterte die Gemeinde mit vereinten Kräften - 2020 wurde der moderne Bau eingeweiht.

    Noch nicht beendet ist dagegen die Kirchendachsanierung, die seine Nachfolgerin wohl noch lange Zeit beschäftigen wird. Und diese Sanierung war es, welche die engen Beziehungen von Heilig Kreuz nach Schweden wieder aufleben ließ. Ohne die Hilfe aus Schweden wäre die Kirche nach dem 30-Jährigen Krieg nie gebaut worden, weiß der Pfarrer. Eine Kollektenreise in den Norden brachte damals das Geld für den Kirchenbau zusammen, wie man heute noch im Kollektenbüchlein nachlesen kann. Unter dem Slogan „Ein Dach für Mensch und Fledermaus“ setzt sich heute unter anderem die ehemalige Erzbischöfin von Uppsala und Leitende Bischöfin der evangelisch-lutherischen Kirche in Schweden als Schirmherrin für das Renovierungsprojekt ein. Und sogar die schwedische Königin Siliva hat einen ermunternden Brief an Heilig Kreuz geschickt. „Es wäre doch eine schöne Idee, im historischen Gewand die Kollektenreise noch einmal zu machen“, überlegt Ratz ein Projekt für seinen Ruhestand.

    Ratz ist Musiker mit Leib und Seele

    Auch seine Musik wird Andreas Ratz im Ruhestand wohl weiter pflegen. Der 66-Jährige ist Musiker mit Leib und Seele, der diverse Instrumente beherrscht. Während sein Hauptinstrument die irische Bouzouki ist, faszinieren ihn derzeit seine zwei englischen Conzertinas, von denen eine aus dem Jahr 1854 stammt. „Man kann sich vorstellen, das schon Queen Viktoria den Klang dieses Instruments gehört haben könnte“, schwärmt der Pfarrer. Conzertinas sehen aus und klingen wie kleine Akkordeons. Ratz spielt auch in der Pfarrer-Band „Khwaerthon A.B., die sich nicht nur in evangelischen Kreisen großer Beliebtheit erfreut. „Es ist enorm wichtig, sich einen Ausgleich zu schaffen“, ist Ratz überzeugt. Derartige Kraftquellen seien gerade im Pfarrerberuf von enormer Bedeutung.

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