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Immobilien: Doch kein Wohnungsbau? Altes Augsburger Bahngelände hat neuen Eigentümer

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Doch kein Wohnungsbau? Altes Augsburger Bahngelände hat neuen Eigentümer

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    Das alte Bahnareal zwischen der Augsburger Messe und dem historischen Bahnpark an der Firnhaberstraße (oben rechts im Bild) hat einmal mehr den Besitzer gewechselt.
    Das alte Bahnareal zwischen der Augsburger Messe und dem historischen Bahnpark an der Firnhaberstraße (oben rechts im Bild) hat einmal mehr den Besitzer gewechselt. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Die Manager der Münchner Immobilienfirma Isaria hatten eine Vision: Sie wollten auf dem alten Bahngelände im Augsburger Stadtteil Hochfeld hunderte neuer Wohnungen bauen. Doch nun hat Isaria das weitläufige Areal mitten im Entwicklungsprozess weiterveräußert. Neuer Investor ist das Augsburger Unternehmen Solidas Immobilien und Grundbesitz. Geschäftsführer Anton Kopp bestätigte unserer Redaktion: „Wir haben das Grundstück gekauft.“

    Solidas ist ein großer Spieler im Augsburger Immobiliengeschäft geworden – zuletzt kaufte die Firma das Schwabencenter. Auch das ehemalige Zeuna-Stärker-Areal, auf dem viele Wohnungen entstehen sollen, ist in der Hand des Investors.

    Auf dem alten Bahnareal in Augsburg sollten Wohnungen entstehen

    Wie geht es jetzt auf dem Bahnareal weiter? Sollen Wohnungen kommen, wie von Isaria angedacht, oder doch etwas ganz anderes? Das Gelände, um das es geht, liegt nahe beim Stadtzentrum zwischen dem historischen Bahnpark an der Firnhaberstraße und der Augsburger Messe. Mit rund 65.000 Quadratmetern ist es rund dreimal so groß wie der Königsplatz inklusive Haltestellen-Dreieck.

    Die Isaria hatte das Grundstück von der Deutschen Bahn erworben, um dort Wohnungsbau im großen Stil zu realisieren. Vor eineinhalb Jahren gingen erste Überlegungen dahin, 500 bis 600 neue Wohnungen in verschiedenen Preissegmenten zu bauen. Öffentlich wollte man sich aber nie auf eine Größenordnung festlegen. Das Projekt gilt planungsrechtlich als äußerst komplex. Es gibt hohe Hürden. Und die müssen erst mal überwunden werden, bevor an Wohnungsbau überhaupt zu denken ist.

    Wohnungsbau auf dem Gelände ist rechtlich problematisch

    Als eine große Schwierigkeit gilt, dass das Grundstück bisher dem Eisenbahnbetrieb vorbehalten ist. Damit ist rechtlich kein Wohnungsbau möglich. Auch im städtischen Baureferat sah man erhebliche Hindernisse für eine Wohnbebauung auf dem Gelände, das teils brachliegt. Die Stadt habe dort keine Planungshoheit, sagte Baureferent Gerd Merkle (CSU) voriges Jahr. Und weiter: „Dieses Freistellungsverfahren wird nur gelingen, wenn langfristig auf den Flächen kein Bedürfnis für Eisenbahnzwecke mehr besteht.“

    Als weitere Herausforderung gilt der Denkmalschutz, denn auf dem alten Bahngelände stehen mehrere historische Gebäude. Nicht zuletzt spielt der Naturschutz eine Rolle, weil es außer alten Gleisen auch viele wertvolle Biotope gibt. Trotz all dieser Bedenken hat Isaria den aufwendigen Entwicklungsprozess in Gang gesetzt.

    Im ersten Schritt wurde eine Freistellung vom Eisenbahnbetrieb beantragt, weitere Aktivitäten folgten – bis das Grundstück vor wenigen Tagen dann doch veräußert wurde. Gründe dafür wurden nicht genannt. Mit dem Kauf des Areals steigt nun die Augsburger Solidas in das Verfahren ein. Auch dort sieht man in dem alten Bahngelände großes Potenzial. Geschäftsführer Anton Kopp sagt, es handele sich um eine sehr gute innerstädtische Fläche. „Wir sind ein sehr erfolgreicher Projektentwickler und zuversichtlich, dass wir etwas Gutes daraus machen können.“

    Das Eisenbahn-Bundesamt wird wohl bald entscheiden

    Aktuell geht es um die Frage, wie das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) in Berlin entscheiden wird. Kopp sagt, er hoffe in nächster Zeit auf einen positiven Bescheid. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte eine Sprecherin des EBA, das Verfahren zur Freistellung von Eisenbahnbetriebszwecken sei weit fortgeschritten, die Veröffentlichung im Bundesanzeiger sei abgeschlossen. Beim EBA gingen mehrere Stellungnahmen mit unterschiedlichem Tenor ein. Diese würden derzeit ausgewertet, so die Sprecherin. „Die Entscheidung wird so schnell wie möglich getroffen; eine zeitliche Prognose ist indes derzeit nicht möglich.“

    Folgt man beim Eisenbahn-Bundesamt der Stellungnahme der Stadt Augsburg, könnte es für neue Wohnungen schwierig werden. Denn die Stadt stellte die Bedeutung und das Potenzial der Flächen für schienengebundene und bahnaffine Nutzungen heraus. Das Baureferat wies auf ein Verkehrsproblem hin: Eine Erschließung der Flächen über die Straßen in der Umgebung sei nur untergeordnet möglich und nicht für ein höheres Verkehrsaufkommen geeignet. Weitere wichtige Themen der Stellungnahme waren der Denkmalschutz, Biotopschutz und die Altlastensituation. Danach sind auf dem Gelände schädliche Bodenveränderungen und Altlasten vorhanden. Darüber hinaus wies die Stadt auf den Bahn- und Gewerbelärm, auch zur Nachtzeit, hin.

    Solidas ist an mehreren Projekten in Augsburg beteiligt

    Sollte es dennoch mit der Freistellung vom Bahnbetrieb klappen, will Solidas im nächsten Schritt die Entwidmung des Bahngeländes angehen und möglichst bis Ende nächsten Jahres ein positives Ergebnis erreichen. „Danach werden wir mit der Stadt reden, was man auf dem Gelände machen kann“, sagt Kopp. Als Projektentwickler sei man offen für verschiedene Lösungen – für Wohnen ebenso wie für Gewerbe oder auch andere Nutzungen. Wünschenswert sei ein Gesamtkonzept. Auch mit den Nachbarn auf dem alten Bahngelände werde man reden, kündigt Kopp an.

    Er verweist darauf, dass das Unternehmen erfolgreich gleich mehrere Stadtentwicklungsprojekte in Augsburg vorantreibe und nennt Beispiele. Solidas hat die Ladenpassage des Schwabencenters gekauft, die unter Leerständen leidet, und möchte sie umgestalten. Der Firmengruppe gehört das Zeuna-Stärker-Areal in Oberhausen, auf dessen Fläche rund 700 neue Wohnungen entstehen sollen. Auch das Gelände der früheren Centralmolkerei Augsburg (Cema) an der Zirbelstraße, wo rund 400 Wohneinheiten gebaut werden sollen, zählt zu den Vorhaben der Firma.

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