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Hochwasser: Augsburg ist glimpflich davongekommen

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Jahrhundertflut in Schwaben: Augsburg ist glimpflich davongekommen

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    Zahlreiche Schaulustige zog es am Wochenende an die Wertach. Wie diesen Spaziergänger, der die reißenden Fluten am Gögginger Wehr an der Wellenburger Brücke fotografierte.
    Zahlreiche Schaulustige zog es am Wochenende an die Wertach. Wie diesen Spaziergänger, der die reißenden Fluten am Gögginger Wehr an der Wellenburger Brücke fotografierte. Foto: Peter Fastl

    Es ist Freitagabend, kurz vor Mitternacht, als die Warnapp Nina die Augsburger aus dem Schlaf klingelt. Seit Stunden schüttet es in der Stadt und dem Umland in Strömen. Nun droht der Meldung zufolge der Brunnenbach überzulaufen. Die Feuerwehren der Stadt sind zu diesem Zeitpunkt schon stundenlang im Dauereinsatz. Seit 15 Uhr am Freitag sind die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Haunstetten bereits auf den Beinen. Kämpfen gegen das Grundwasser, das beständig in die Keller läuft. An Schlaf ist für sie und für viele Anwohner in Mit Eimern und Pumpen versuchen sie, dem Wasser Herr zu werden.

    Während sich die Lage am Samstagvormittag in den Stauden, insbesondere in Fischach und an der Paar im Landkreis Aichach, bereits zuspitzt, ist die Situation in Augsburg noch vergleichsweise entspannt. In den Landkreisen

    Lech und Wertach machen in Augsburg kaum Probleme

    Während rings um die Stadt viele Gemeinden in den Fluten versinken, bleiben die Pegelstände der großen Augsburger Flüsse erstaunlich stabil. Der Wasserstand im Lech verharrt den ganzen Samstag über bei Meldestufe 0. Die Wertach hat sich zwar in eine reißende, braune Flut verwandelt, die am Samstagnachmittag zahllose Spaziergänger von den Brücken der Stadt aus beobachten. Doch kurz bevor sie

    Anwohner der Fuchssiedlung lobt Maßnahmen an der Wertach

    Dort hat Anwohner Christian Jenne am Samstag schon vorsorglich den Fotovoltaikspeicher im Keller abgeschaltet. Die Einsatzkräfte hätten ihm im Gespräch gesagt, sollte das Wasser tatsächlich kommen, würden die Anwohner mit Lautsprecherdurchsagen gewarnt. "Wollen wir hoffen, dass es gut ausgeht", sagt Jenne am Samstagnachmittag. Was ihn zu diesem Zeitpunkt positiv stimmt, ist ausgerechnet das Pfingsthochwasser von 1999. Seitdem sei viel passiert, etwa durch das Projekt "Wertach Vital". Dass die Wertach bis zum Nachmittag in Augsburg nur die Meldestufe 2 erreichte, führt er auch darauf zurück. "Ich möchte nicht wissen, wie es hier aussehen würde, wenn man da nichts gemacht hätte. Dann wären wir hier schon lange abgesoffen."

    Die Wertach in Göggingen bei der Wellenburger Brücke ist mittlerweile ein reißender Fluss. Am Samstagvormittag wurde hier Meldestufe 2 erreicht.
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    Der starke Dauerregen der vergangenen Stunden hat in Augsburg Lech und Wertach stark anschwellen lassen. In Haunstetten hatte die Feuerwehr mit Grundwasser, das in die Keller lief, zu kämpfen.

    Doch die Hochwassersperre am Diebelbach hält stand. Und so steht Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber am Sonntagmorgen bei einem Besuch in der Notunterkunft an der Messe vor der Frage, ob die nach dem Pfingsthochwasser ergriffenen Maßnahmen an der Wertach Augsburg diesmal vor Schlimmerem bewahrt haben. Weber sagt, man befinde sich aktuell noch nicht in der Ursachenforschung. Natürlich habe man aber im Rahmen von Wertach Vital das Flussbett aufgeweitet und die Verklausungen, die vor 25 Jahren dazu geführt haben, dass die Wertach so extremen Schaden anrichtete, dadurch behoben. 

    In der Notunterkunft sind am Sonntag 150 Menschen untergekommen

    Sichtlich betroffen geht Weber mit Ordnungsreferent Frank Pintsch anschließend durch die Hallen der Messe, in denen am Sonntagvormittag rund 150 Menschen eine vorübergehende Heimat gefunden haben. In einem abgesonderten Bereich liegen pflegebedürftige Menschen aus Altenhilfeeinrichtungen im Landkreis Augsburg. Ehrenamtliche Helfer der Augsburger Hilfsorganisationen kümmern sich rührend um die Senioren, die in der Nacht teils mit Booten und Unimogs evakuiert werden mussten. Ein Ehrenamtlicher der Malteser unterstützt gerade eine ältere Dame beim Trinken, die vielen Helfer nehmen sich bewusst Zeit, um den teils bettlägerigen Menschen ein Stück Sicherheit zu geben.

    Eine Frau schaut auf die hochwasserführende Wertach beim Gögginger Wehr an der Wellenburger Brücke.
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    Flüsse und Bäche in und um Augsburg treten über die Ufer, in der Messe wurde eine Notunterkunft für Menschen eingerichtet, die ihre Häuser und Wohnungen räumen mussten.

    Im Hintergrund arbeiten die Einsatzkräfte der Augsburger Blaulichtorganisationen, unterstützt von Kollegen aus Franken, daran, dass die Senioren so schnell wie möglich aus der Notunterkunft in eine angenehmere Umgebung kommen. Bis dahin gibt es erst einmal eine kleine Mahlzeit mit belegten Broten und aufgeschnittenen Äpfeln. Die achtjährige Sabrina und ihr fünfjähriger Bruder Nizar haben derweil in der Ecke der Schwabenhalle eine Riesengaudi. Zusammen mit dem Kriseninterventionsdienst der Malteser kegeln sie, spielen Fußball, malen Bilder. Ein Bild mit einem Regenbogen liegt neben Mama Karzyna, die mit ihren Kindern vor zehn Monaten aus der Ukraine kam, und nun hier ausharrt. Ein buntes Symbol der Hoffnung, dass bald alle wieder nach Hause können.

    Wie lange die Notunterkunft in Augsburg noch gebraucht wird, Stunden, Tage, Wochen, das lässt sich laut Pressesprecher Raphael Doderer nur schwer abschätzen. Schließlich mussten in Schwaben auch am Sonntag weitere Orte evakuiert werden. Auch deshalb trafen am Sonntag aus anderen Teilen Bayerns immer mehr Ehrenamtliche ein, um die Kräfte aus Augsburg und dem Umland abzulösen. Denn die brauchen womöglich noch einen langen Atem.

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