„Das Ambiente hier ist authentisch – und gigantisch“, schwärmt Michael Böhme angesichts der antik anmutenden Arkaden und der Fassaden aus dem 12. Jahrhundert, die diesen neuen Weihnachtsmarkt umrahmen. Böhme ist seit 30 Jahren „in der historischen Szene“ aktiv. Auch Jan Müllender von den Historischen Bogenschützen Augsburg ist begeistert vom Flair und der „tollen Dekoration“. Viele Vereine, die sich der Vergangenheit widmen, sind unter dem Dachverband „Interessensgemeinschaft Historisches Augsburg“ vereint. Vertreten ist alles, „von den Römern bis zum Rokoko“, fasst Vorsitzender Michael Beltran zusammen. Zum ersten Mal veranstalten sie bei St. Margareth nahe der Puppenkiste einen Historischen Weihnachtsmarkt. Auftakt war am Donnerstag.
Mit dem Historischen Weihnachtsmarkt im Wollmarkthof wagt der Dachverband nach der Umsetzung von Bürgerfesten etwas Neues. „Mit der Vorbereitung haben wir bereits vor einem Jahr begonnen“, verrät Beltran. „Alle helfen zusammen und ich muss mich bei den Mitwirkenden bedanken, die bis zur Erschöpfung fleißig waren“, gibt er einen Blick hinter die Kulissen.
Geboten wird ein vielseitiges Programm für Alt und Jung – von diversen Ständen über die Holzkegelbahn und das manuell betriebene Käfigkarussell für Kinder bis zu Geschichtenerzählern und Basteln. Bei den Landsknechten und Marketenderinnen – einem der ältesten historischen Vereine in Augsburg – kann man Stockbrot machen. Mehrere Musiker sorgen für den „Soundtrack“ zur Zeitreise. Zum Start am Donnerstagnachmittag spielt Kathreyn von Eulensteyn auf der Harfe. Die Astrologin Jutta Brunnenmeier informiert Interessierte über die Geschichte der Astrologie.
Historischer Weihnachtsmarkt: Schmuck aus Schlangenhaut
Am Abend zeigt Samira mit Tribal Fusion eine Art mittelalterlich angehauchten Bauchtanz. Aufgetreten ist sie damit bereits international, unter anderem in London und Lissabon. Samira verkauft zudem Schmuck aus Epoxidharz mit integrierter Schlangenhaut. Tierschützer müssen sich keine Sorgen machen: Das „Rohmaterial“ stammt von den natürlichen Häutungsprozessen von den sechs Schlangen, die Samira privat hält. Für das leibliche Wohl ist selbstredend auch gesorgt – von Flammlachs über historisches Bäckerhandwerk von Krümel, Oskar und Katharina aus Berlin bis zu Südtiroler Strauben.
Was die Besucher angeht, setzt man beim Markt auch auf Laufkundschaft. Zu den Spaziergängern, die den Historischen Weihnachtsmarkt zufällig beim Herumschlendern entdeckt haben, zählen Lisa und Simon. „Wir waren überrascht, dass es das gibt“, sagt Simon. „Wir sind gern auf solchen Märkten und dieses neue Angebot ist richtig toll“, findet Lisa.
Gerda Schiebold freut sich, dass der Historische Markt anders ist als die in Augsburg etablierten Weihnachtsmärkte. „Ich mag den Trubel am Rathausplatz nicht so, ich bevorzuge kleine Märkte wie diesen“, sagt sie. Sofia Breimair, die direkt um die Ecke wohnt, findet den Markt „sehr interessant und lehrreich“. Was die Kulinarik angeht, lobt sie vor allem die Crêpes.
In einer großen Gruppe aus Familie und Freunden ist Gisela Dietz aus Füssen angereist. Von den Südtiroler Strauben von Bäckermeister Erik Lemmermann vom Café Süßwald sind sie sehr angetan. Zwischen der süßen Variante mit Marmelade und der mit Feta-Dip haben sie sich für die pikante entschieden. Neben dem Augsburger Christkindlesmarkt, den sie bereits kennen, war die Gruppe neugierig auf das neue Angebot im Wollmarkthof. „Wir schauen uns beide an, aber man das nicht vergleichen“, denkt sie. Brigitte Dischereit stimmt zu und schwärmt von der „schönen Idee, das ist hier einfach mal was anderes“. Vor allem in der festlich beleuchteten Abendstimmung gewinnt der Historische Markt an Charme, ist sie sicher.
Das Debüt des Historischen Weihnachtsmarkts ist gelungen. Der Überschuss fließt in den Dachverband, um zukünftige Feste zu organisieren. Insgesamt stehen acht Veranstaltungstage auf dem Programm – vom dritten bis zum vierten Adventswochenende, jeweils von Donnerstag bis Sonntag.
Info: Der historische Weihnachtsmarkt geht jeweils von Donnerstag bis Sonntag. Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags von 14 bis 21 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 21 Uhr.
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