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Helmut-Haller-Platz: Stadt Augsburg möchte Drogenszene wegverlagern

Augsburg

Stadt möchte Drogenszene vom Haller-Platz wegverlagern

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    Der Drogenkontaktladen "beTreff" am Oberhauser Bahnhofsvorplatz (hier ein Bild von Ende September) wird rege genutzt, stößt aber an seine Grenzen. Die Stadt will das Angebot an anderer Stelle nun deutlich erweitern, um den Platz zu entlasten und den Süchtigen besser zu helfen.
    Der Drogenkontaktladen "beTreff" am Oberhauser Bahnhofsvorplatz (hier ein Bild von Ende September) wird rege genutzt, stößt aber an seine Grenzen. Die Stadt will das Angebot an anderer Stelle nun deutlich erweitern, um den Platz zu entlasten und den Süchtigen besser zu helfen. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Die Stadt Augsburg plant die Verlagerung der Drogenszene vom Helmut-Haller-Platz in Oberhausen, nachdem die Situation dort auf Dauer immer schwieriger wird. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) hatte schon vor einigen Monaten angedeutet, dass es aus seiner Sicht ein neues Konzept brauche, um die Lage auf dem Platz zu entspannen. Inzwischen hat er einen Vorschlag ausgearbeitet, der bereits politisch diskutiert wird und demnächst offiziell dem Stadtrat vorgestellt werden soll. Pintsch bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion entsprechende Überlegungen, die relativ weitreichend sind. 

    Demnach ist vorgesehen, den bisherigen "beTreff"-Drogenkontaktladen – ein Angebot von Stadt und Drogenhilfe Schwaben – neu aufzustellen. Nach fünf Jahren stoße die Einrichtung, die die Situation auf dem Platz ein Stück weit entspannte und den Süchtigen einfachen Zugang zu Hilfe ermöglicht, zunehmend an ihre Grenzen, so die Beobachtung der Stadt. Pintsch will an anderer Stelle im Westen ein deutlich vergrößertes Hilfs- und Aufenthaltsangebot auf die Beine stellen. Man suche eine Immobilie. Die Stadt äußert sich nicht zur Frage, in welchem Stadtteil das neue Angebot liegen soll, allerdings wird es vermutlich wieder auf Oberhausen hinauslaufen. 

    Drogenszene in Augsburg-Oberhausen: Neue Immobilie für Hilfsangebot gesucht

    Denn damit ein neues Angebot angenommen wird, müsste es wie der Helmut-Haller-Platz in der Nähe von Substitutionspraxen und irgendwo auf dem Weg zum Bezirkskrankenhaus liegen, weil diese Anlaufstellen von Süchtigen sind. Gleichzeitig sagt Pintsch auch, dass die Belange von Anwohnenden große Wichtigkeit hätten. Eine Rolle dürfte bei den Überlegungen der Stadt spielen, wie viele Nachbarn es bei der etwaigen neuen Immobilie gibt. "Wir gehen davon aus, dass wir im Laufe des ersten Halbjahres 2024 hier eine Lösung vorstellen und die weitere, stufenweise Umsetzung des Gesamtkonzepts angehen können", sagt Pintsch. Die erste Stufe ist ein Modellprojekt mit dem Bezirk Schwaben (wir berichteten), das eine massive Ausweitung des Hilfsangebots bereits ab 2024 vorsieht.

    Der Helmut-Haller-Platz am Oberhauser Bahnhof.
    Der Helmut-Haller-Platz am Oberhauser Bahnhof. Foto: Silvio Wyszengrad

    Augsburgs Ordnungsreferent: Es geht auch um die Frage des Menschenbilds

    Mit einem Umzug der Hilfseinrichtung will die Stadt den Helmut-Haller-Platz entlasten und den Süchtigen besser helfen. Eine bloße Verdrängung, betont Pintsch, bringe nichts, weil die Szene dann ungesteuert an andere Orte ziehen werde und gleichzeitig schlechter für Betreuungsangebote erreichbar sei. Es gehe in letzter Konsequenz auch um die Frage, welches Menschenbild man als Stadt Augsburg vertrete, so Pintsch. Das neue Aufenthaltsangebot soll größer sein, nach Möglichkeit über eine eigene Außenfläche verfügen und einen Mittagstisch bieten. Dies würde helfen, der Mangelernährung bei Süchtigen zu begegnen. Auch eine Ausweitung der Öffnungszeiten soll kommen. Denkbar seien auch Hilfsangebote wie Notschlafplätze und Duschen sowie Möglichkeiten, durch Arbeit Teilhabe zu erhalten. In anderen Städten, die mit umfassenden Angeboten gute Ergebnisse erzielen, sind Nutzende etwa angehalten, das Umfeld der Einrichtung sauber zu halten. 

    Lage am Helmut-Haller-Platz spitzt sich wegen synthetischer Drogen zu

    Dass die Stadt nun erneut das Thema Oberhauser Bahnhofsvorplatz anpacken will, dürfte an mehreren Gründen liegen. Vor allem hat sich die Situation über den Sommer 2023 wohl durch synthetische Drogen zugespitzt, die neuerdings in E-Zigaretten konsumiert werden. Die Folge: Süchtige brechen häufiger bewusstlos zusammen, sind orientierungslos oder leiden unter psychoseartigen Zuständen. Im "beTreff" gilt inzwischen wegen der Konsumform ein E-Zigaretten-Verbot, sodass vor allem auf dem Platz geraucht wird. 

    Zudem gibt es nach wie vor Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern wegen der Szene auf dem Platz, etwa über Exkremente, Müll und Spritzen in der Tiefgarage unter dem Bahnhofsvorplatz. Auch der Lärm, der durch die bis zu 120 Menschen entsteht, die sich im Sommer dort aufhalten, ist ein Problem. Bei den städtischen Bürgerversammlungen wird das Thema regelmäßig angesprochen. Zuletzt klagte ein Vater, dass er es für schwierig halte, wenn Schüler beim Umsteigen dort mit der Szene konfrontiert seien. 

    In einem eingezäunten Bereich hinter dem Oberhauser Bahnhof trifft sich die Süchtigenszene.
    In einem eingezäunten Bereich hinter dem Oberhauser Bahnhof trifft sich die Süchtigenszene. Foto: Silvio Wyszengrad

    Laut Polizei ist der Platz bei der Kriminalitätsbelastung kein massives Problemfeld, zumal sich etwaige Übergriffe meist innerhalb der Szene abspielen. Allerdings leidet die subjektive Sicherheit. Weder die derzeitige Gestaltung noch die Süchtigenszene laden Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich auf dem Platz aufzuhalten. Die bisherigen Aktionen, etwa mit Hochbeeten für "Urban Gardening", hatten kaum Wirkung. Auch die Umbaupläne mit Fontänenfeld und Basketballanlage hält Pintsch für wenig erfolgversprechend, solange die Szene dort dominiert. 

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