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Helmut-Haller-Platz in Augsburg: Das sind die Zukunftspläne

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Zukunftspläne um Helmut-Haller-Platz: "Hoffentlich dann weniger Süchtige"

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    Wird es der Stadt gelingen, die Drogenszene vom Oberhauser Bahnhof wegzubekommen? Ein neuer Standort für den Kontaktladen für Süchtige, dem Be-Treff, wird gesucht.
    Wird es der Stadt gelingen, die Drogenszene vom Oberhauser Bahnhof wegzubekommen? Ein neuer Standort für den Kontaktladen für Süchtige, dem Be-Treff, wird gesucht. Foto: A. Kondratenko

    Jemand hat die Einwegspritze auf einer der Bänke an der Haltestelle am Helmut-Haller-Platz liegen gelassen. Sie steht exemplarisch dafür, dass der Platz vor dem Oberhauser Bahnhof seit Jahren Treffpunkt für Drogensüchtige und Alkoholkranke ist. Torkelnde, teils krakeelende Menschen sind auch an diesem Nachmittag dort zu beobachten, während Bahnreisende aus dem Bahnhof kommen und Leute an der Haltestelle auf Bus und Tram warten. Die Pläne der Stadt, mit einem neuen Standort der dortigen Hilfseinrichtung Be-Treff die Drogenszene mittelfristig wegzuverlagern, wird von Anwohnern und Polizei begrüßt. Während Gerüchte um die neue Lokation hochkochen, regen sich auch Zweifel am Gelingen des Vorhabens.

    Die Lage hatte sich zuletzt am Helmut-Haller-Platz zugespitzt - auch wegen neuer Konsumformen von Drogen. Dass synthetische die Stadt dort eine Überdachung aufgestellt, damit die Menschen bei Regen Schutz finden und sich nicht an den Haltestellen aufhalten. Tatsächlich sitzen dort ein paar Frauen und Männer auf den Bänken. Angst habe er nicht, sagt der Anwohner. "Eigentlich tun sie niemandem was." Aber der Anblick sei unangenehm, vor allem für seine Kinder. "Im Sommer liegen die überall herum." Verständlich, dass er den Plan der Stadt begrüßt. Auch Annalotte Buchenroth, die hier in der Nähe arbeitet, zeigt sich erleichtert. "Mit den neuen Drogen ist das wirklich schlimm geworden. Teilweise stehen die in Schräglage herum und schlafen. So etwas habe ich zuvor noch nie gesehen." Die 62-Jährige möchte sich angesichts des geplanten Wegzugs des Kontaktladens für Drogenabhängige allerdings nicht zu früh freuen.

    Die Stadt Augsburg hat eine Überdachung für die Suchtkranken neben dem Oberhauser Bahnhof errichtet.
    Die Stadt Augsburg hat eine Überdachung für die Suchtkranken neben dem Oberhauser Bahnhof errichtet. Foto: Anna Kondratenko

    "Auch wenn der Be-Treff einen neuen Standort erhält, glaube ich nicht, dass sich die Lage unbedingt entspannen wird. Die Alkoholiker werden sich hier trotzdem weiterhin treffen", befürchtet sie. Es bräuchte schon ein neues Konzept für die Nutzung des Helmut-Haller-Platzes, findet Buchenroth – mit mehr Aufenthaltsqualität. "Vielleicht mit einem Café, wo man draußen sitzen kann und einer schönen Anlage." Bislang jedenfalls würden ihre Kollegen und sie in den Mittagspausen im Sommer lieber im Hinterhof bei den Mülltonnen bleiben, als auf den Helmut-Haller-Platz zu gehen. Auch bei der Polizei gibt man sich noch vorsichtig zur Zukunft des Areals.

    Augsburger Anlaufstelle: Gerüchte um neuen Standort für den Be-Treff

    Zwar bewerte man es grundsätzlich als positiv, wenn sich die Drogenszene nicht mehr auf den Helmut-Haller-Platz oder auf das direkte Wohnumfeld konzentriere, aber es bleibe abzuwarten, wie sich die Veränderungen kurz- und langfristig auf die dortige Situation auswirken, meint eine Polizeisprecherin. "Der Oberhauser Bahnhof könnte, etwa wegen dortiger Einrichtungen, auch weiterhin ein Anlaufpunkt von suchtkranken Menschen bleiben." Es gibt bereits Gerüchte, in welche Immobilie der neue Be-Treff ziehen könnte. Einem Gerücht zufolge könnte es sich um ein Anwesen auf der anderen Seite der Bahnunterführung handeln. Bei der Stadt will man dies nicht kommentieren.

    Laut Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) sei man aktuell mit sechs verschiedenen Eigentümerinnen und Eigentümern in Gesprächen und wolle absehbar im neuen Jahr auch erste Räumlichkeiten besichtigen. "Die Gespräche sind unterschiedlich weit gediehen, unterschriftsreif ist sicher noch keine Idee", berichtet Pintsch. Wichtig für die Suche seien die Nähe zu den Substitutionsärzten, eine erreichbare Anbindung an das Bezirkskrankenhaus und die Möglichkeit einer gewissen Nutzungsvielfalt. Der bisherige Be-Treff jedenfalls platzt aus allen Nähten. Bei der Suche behalte man laut Pintsch das Umfeld und Anlieger im Blick. 

    "Wir werden mit großer Sensibilität und auch Transparenz vorgehen, sobald sich die Suche auf einen bestimmten Ort fokussieren sollte." Dann wolle man auch tiefgehende Bürgerinformation anbieten, verspricht der Ordnungsreferent, der um die Sensibilität des Themas freilich weiß. Zuletzt hatte die CSU-Stadtspitze im Stadtrat aufhorchen lassen, als es um die inhaltliche Gestaltung des neuen Be-Treffs ging. Man zeigte sich offen gegenüber der Idee eines Konsumraumes für Drogenabhängige. Dabei gibt es in Bayern, anders als in anderen Bundesländern, für "Fixerstuben" keine gesetzlichen Möglichkeiten. Ordnungsreferent Pintsch hatte im Stadtrat angekündigt, einen Vorstoß zu einem möglichen Modellprojekt machen zu wollen. Bei der Polizei ist man kritisch.

    Die Polizei zeigt am Helmut-Haller-Platz regelmäßig Präsenz, auch um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen.
    Die Polizei zeigt am Helmut-Haller-Platz regelmäßig Präsenz, auch um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen. Foto: Anna Kondratenko

    Helmut-Haller-Platz: "Auf Kunden wirkt es bedrohlich, wenn die da herumliegen"

    "Die Rechtslage ist aktuell nicht mit einem Konsumraum vereinbar. Zudem ist nicht zu erwarten, dass sich das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger ausschließlich durch die Einrichtung eines Konsumraums steigert", meint eine Sprecherin. Auf ein besseres Sicherheitsgefühl und eine rosigere Zukunft für den Helmut-Haller-Platz hofft jedenfalls Rainer Wintergerst. Seine Familie betreibt seit rund 70 Jahren einen Zeitungs- und Zeitschriftenhandel im Bahnhofsgebäude. "Wenn der Be-Treff hier wegzieht, hoffe ich, dass sich dann weniger Süchtige dort aufhalten werden. Auf Kunden und Reisende wirkt es schon bedrohlich, wenn die da herumliegen." 

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