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Heimat-Check: Wie viele Autos verträgt Augsburgs Innenstadt?

Heimat-Check

Wie viele Autos verträgt Augsburgs Innenstadt?

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    Wie soll die Zukunft im Autoverkehr für Augsburgs Innenstadt aussehen?
    Wie soll die Zukunft im Autoverkehr für Augsburgs Innenstadt aussehen? Foto: Silvio Wyszengrad

    Ältere Menschen erinnern sich an frühere Zeiten. Es war gang und gäbe, mit dem Fahrzeug direkt in Augsburgs Innenstadt zu fahren. Wo Geschäfte waren, waren auch viele Parkplätze. Diese Zeiten haben sich geändert: Zunächst kamen Fußgängerzonen ohne Parkplätze. Nun fordern Anwohnerinnen und Anwohner, die in der Auswärtige Kunden, die mit dem Auto in die Stadt kommen, gelten als zahlungskräftig. Die Einkaufsstadt Augsburg ist auf diese Personen angewiesen. Die Politik steht insofern vor großen Herausforderungen. Verkehrsberuhigung kontra Erreichbarkeit - wie viele Autos verträgt die Innenstadt?

    Wirtschaftsreferent Hübschle lobt Erreichbarkeit der Innenstadt

    Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) sagt, dass die Innenstadt auf direkten Wegen über die Haupteinfallstraßen mit dem Auto erreichbar sei: "Zweifelsfrei müssen Schleich- und Parksuchverkehr durch Quartiere, die durch starke Wohnnutzung geprägt sind, möglichst vermieden werden." Dies liege im Interesse der Anwohnerinnen und Anwohner, so Hübschle. Er nennt Lärm, Unfallgefahr und erhöhten Parkdruck als Kriterien. Es sei aber auch im Interesse der Besucherinnen und Besucher, wenn sie eben nicht im Stau stehen und dadurch einen erhöhten Sprit- oder Stromverbrauch vermeiden. In mehreren Parkhäusern rund um die Einkaufsinnenstadt stehe ein umfassendes Angebot an Stellplätzen zur Verfügung. Hübschle: "Die Ergebnisse der innerstädtischen Passantenbefragung aus dem vergangenen Jahr zeigen, dass bereits der Großteil aller Autofahrerinnen und Autofahrer für den Innenstadtbesuch direkt ein Parkhaus ansteuert."

    SPD-Stadtrat Florian Freund ist Vorsitzender der Sozialen Fraktion, die die Arbeit der schwarz-grünen Stadtregierung kritisch begleitet. Mit ideologischen Debatten und Denkverboten werde es jedenfalls nicht gelingen, die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen, sagt er: "Wir brauchen eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt und weniger Autos." Das gelinge am besten durch attraktive Park-and-Ride-Angebote, einen attraktiven Nahverkehr sowie komfortable und sichere Wege für Fußgänger und Radler in der Innenstadt. Der verbleibende Parkplatz-Suchverkehr ließe sich durch ein digitales Parkraummanagement verringern. "Ich bin sicher, dass viele, die mit dem Auto kommen, auch andere Verkehrsmittel und insbesondere den ÖPNV nutzen würden", sagt Freund.

    Handelsverband fordert bequemen und preiswerten Umstieg in Nahverkehr

    Andreas Gärtner vertritt als Geschäftsführer des schwäbischen Handelsverbands die Interessen der Mitgliedsbetriebe. "Die individuelle Erreichbarkeit für Autofahrer und eine verkehrsberuhigte Innenstadt stellen keinen grundsätzlichen Widerspruch dar", erläutert Gärtner. Die individuelle Erreichbarkeit dürfe jedoch nicht alternativlos eingeschränkt werden. Wünschenswert sei deshalb vor einer Einschränkung die Schaffung von bequemen und günstigen Alternativangeboten im Nahverkehr und für den Radverkehr. "Je einfacher, preiswerter und bequemer der Umstieg gestaltet wird, desto erfolgreicher kann die Umsetzung sein", betont der Vertreter der Händler. Der Erfolg des Neun-Euro–Tickets habe es gezeigt.

    Bei der Industrie- und Handelskammmer (IHK) möchte man die Autofahrt in die Innenstadt keineswegs verteufeln. "Als Oberzentrum hat für Augsburg die Erreichbarkeit einen hohen Stellenwert", sagen Franziska Behrenz und Elke Hehl. Ein gewisser Anteil an Autoverkehr in der Innenstadt gehöre zu einem modernen Mobilitätsmix. "Der für Anwohner lästige Parksuchverkehr lässt sich durch ein dynamisches Parkleitsystem, wie in Augsburg inzwischen installiert, minimieren", erläutern die Vertreterinnen der Kammer.

    Die Handwerkskammer für Schwaben fordert ein vernünftiges Verkehrskonzept, sodass gewerbliche und private Kunden versorgt werden können. Verwiesen wird darauf, dass Handwerker ihre Kunden auch vor Ort erreicht müssten. Die Fahrt mit dem Auto sei mitunter unverzichtbar, sagt Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner: "Ein- und Ausfahren sowie Parken vor Ort müssen gewährleistet sein, um das Arbeiten, das Leben, das Wohnen und das Gewerbetreiben in der Innenstadt zu ermöglichen." Die Erreichbarkeit in der Innenstadt müsse daher sichergestellt werden, betont Wagner: "Sowohl Privat- wie auch Geschäftskunden wünschen sich, dass sie bestmöglich betreut werden."

    Heimat-Check in der Innenstadt: Beim Handel top, bei Kindern flop

    In der Augsburger Innenstadt beteiligten sich 735 Menschen am Heimat-Check unserer Zeitung. Die Innenstadt liegt in der Gesamtbewertung mit einem Wert von 6,6 unter den Top-Stadtteilen - die Skala reicht von 1 (negativste Bewertung) bis 10 (positivste Bewertung).

    In den einzelnen Kategorien schneidet bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Innenstadt vor allem der öffentliche Nahverkehr besonders gut ab (8,7). Auch der Einzelhandel in der Innenstadt wird gut bewertet (8,0), ebenso die Lebensqualität (7,9) und die Gastronomie (7,6). In den Kategorien Kinder und Jugendliche (5,7), Immobilienmarkt (4,6) und Verkehr (abgeschlagen mit nur 4,4 Punkten) liegt nach Ansicht der Heimat-Check-Teilnehmer am meisten Verbesserungspotenzial.

    Eine Kritik lautet: „Es wäre wichtig, ein Angebot für junge Familien zu machen. In der ganzen Innenstadt gibt es keinen Spielplatz, der Spielplatz am Dom ist nur ein Alibispielplatz, eigentlich untauglich für Kinder.“ Eine andere Stimme: „Der ÖPNV müsste kostenlos sein. In der gesamten Stadt für Autos Tempo 30.“

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