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Hausgeschichte: Als das „Capitol“ noch ein Kino war

Hausgeschichte

Als das „Capitol“ noch ein Kino war

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    Als das „Capitol“ noch ein Kino war
    Als das „Capitol“ noch ein Kino war

    Aus riesigen roten Großbuchstaben ist das Wort „CAPITOL“ gebildet. Sie stehen auf dem Vordach eines im Blickfeld stehenden, stilistisch ungewöhnlichen Gebäudes am Moritzplatz. „Capitol“ hieß ursprünglich das Kino in diesem Haus. Vor über 17 Jahren endete die

    Aus stadtbekanntem Lokal am Judenberg wurde 1919 ein Kino

    Ein historischer Treppengiebel aus einer sehr frühen Bauepoche ist an der Hangseite zum Judenberg erhalten. Der

    Eine Notiz in der München-Augsburger Abendzeitung vom 24. Juni 1919 dokumentiert den Wandel: „Der Gambrinuskeller, die bekannte Kaschemme am Judenberg, hat zu bestehen aufgehört. Da wo einstens lichtscheues Gesindel einen von der Polizei vielfach erfolglos bekämpften Unterschlupf fand, wird das Treppenhaus des neuen Kinos eingebaut werden, das am 1. Oktober zur Eröffnung gelangen soll. Die bauliche Neuordnung hat für den ganzen Baublock, der sich von der Maximilianstraße bis in die Tiefe des Judenberges erstreckt, sehr vorteilhafte Änderungen zur Folge. Die Bauarbeiten werden von der Architektenfirma Krauß und Dürr ausgeführt.“

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    Im Oktober 1919 begann also die Kino-Geschichte. Der Name lautete ursprünglich nicht „Capitol“, sondern „Palast-Lichtspiele“. Dreimal war an der Schaufassade die Kurzbezeichnung „PALI“ zu lesen, zweimal der volle Name. Der Kinobetreiber Max Kullmann aus Nürnberg hatte das markante Gebäude gekauft und einen Kinosaal einbauen lassen. Das Adressbuch für 1926 führt in Augsburg sechs „Lichtspieltheater“ auf, darunter „Pa-Li, Palast-Lichtspiele, Am Moritzplatz A 1“. Kurz danach wandelte sich der Name in „Capitol“. Diese Änderung ist auf alten Fotos dokumentiert.

    Das Haus hatte die attraktivste Adresse Augsburg

    Der Kern des Gebäudes könnte über 400 Jahre alt sein. Grundstücksakten ist zu entnehmen, dass das Anwesen 1596 von Jakob Fugger dem Älteren an einen Brauer verkauft wurde. Von 1646 bis 1851 beherbergte es die „Brauerei zum goldenen Löwen“. Das Anwesen bekam bei der Vergabe der Litera-Anschriften im Jahre 1781 Augsburgs attraktivste Adresse: „A 1“.

    Warum die Brauerei im Volksmund „Lutz am Block“ hieß, ist nicht überliefert. Im Hausbesitzerverzeichnis von 1801 ist Litera „A 1“ so beschrieben: „Hr. Preu, Bierbrauer, sonst Lutz am Block, zum goldenen Löwen“. Im Sudjahr 1817/18 versteuerte der „Goldene Löwe“ 404 Schaff Gerste. Das ergab fast 195000 Liter Braunbier. Das Haus verfügte über Gästezimmer und eine Stallung mit Zufahrt an der tiefsten Stelle der Rückseite. Anno 1851 endete das Biersieden.

    Aus der Brauerei wurde eine Wirtschaft, die geliefertes Bier ausschenkte. 1902 ist nicht der Wirt, sondern ein Kaufmann Eigentümer. Die Immobilie war im Besitz eines Investors.

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    Im Adressbuch von 1902 ist der Brauereiname „Zum goldenen Löwen“ durch „Wirtschaft zum Gambrinus-Keller, gen. Lutz am Block“ ersetzt. Der vermutliche Grund für die Umbenennung: Es gab damals drei weitere „Goldene Löwen“ in Augsburg! 1914 hatten sich die oberen Stockwerke in Geschäfte gewandelt. Das Parterre nahmen Verkaufslokale ein, der offenbar berüchtigte „Gambrinus-Keller“ war wirklich ein Kellerlokal. Wie geschildert, begann 1919 die Kino-Geschichte. Seither stehen über dem Eingang vier weiße Steinfiguren und weitere vier weiße Statuen über der obersten Fensterreihe der Fassade.

    Das „Capitol“ hatte den Zweiten Weltkrieg mit reparablen Schäden überstanden. 1945 requirierten die Amerikaner das zentral gelegene intakte Kino. Bis 1949 bekamen darin ausschließlich GI’s aus

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