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Die Rechtsanwältin mit dem Poledance-Studio

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Die Rechtsanwältin mit dem Poledance-Studio

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Stargazer - der Name des Studios, ist eine Poledance-Figur.
    Stargazer - der Name des Studios, ist eine Poledance-Figur. Foto: Michael Eichhammer

    Wer beim Stichwort Poledance lediglich an Stangentanz in verruchten Etablissements denkt, ist mit seinen Klischees von gestern: Längst hat sich die artistische Bewegung an der vertikalen Stange als originelles Sportprogramm etabliert, welches in diversen Studios in und um Augsburg angeboten wird. Seit Juni ist ein neuer Stangen-Akrobatik-Anbieter in der Region vertreten: das Studio Stargazer 22 in der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße 35a in Göggingen. Gegründet wurde das Studio für Pole, Aerial und Yoga von Bianca Biernacik. Seit über elf Jahren ist sie im Pole-Bereich sportlich aktiv. Hauptberuflich ist die 35-Jährige in ihrer Kanzlei für Verkehrs- und Strafrecht tätig.

    Ihre Lieblingskaffeetasse thematisiert ihr „Doppelleben“. Neben einer Illustration von einem Pferd mit dem Kommentar „Andere Anwälte“ steht das Wort „Ich“ – und dazu ein Bild von einem Einhorn, welches an einer Poledance-Stange tanzt. Bianca Biernacik erinnert sich daran, dass auch sie Vorurteile aus dem Weg räumen musste, als sie begann, sich mit intensiver dem Thema Poledance zu beschäftigen. „Das netteste Vorurteil kam von meinem Vater“, berichtet sie. „Der erkundigte sich, als ich den Trainer-Schein für Poledance machte, ob ich dennoch weiter studieren würde.“ Auch ältere Kollegen aus dem Rechtswesen musste Bianca Biernacik darüber aufklären, dass Poledance in ihrem Fall nicht bedeute, auf Tischen zu tanzen.

    Es gibt mehrere Poledance-Aktive im juristischen Bereich

    Mittlerweile hat sie festgestellt: „Wenn man mit anderen ins Plaudern kommt, stellt sich heraus, dass es mehrere Poledance-Aktive aus dem juristischen Bereich gibt.“ Vielleicht sei diese Form des Sports ein besonders geeigneter Ausgleich zum Hauptberuf, sinniert sie.

    „Stargazer ist ein Pole-Trick“, erklärt die Gründerin den Namen ihres Studios Stargazer 22. Die Figur an der Stange hat für Bianca Biernacik eine besondere Bedeutung. „Es war der erste Pole-Trick, den ich einer anderen Person beigebracht habe“, sagt sie. „Die Frau ist mittlerweile selbst Pole-Trainerin.“ Die „22“ steht für ihre Initialen in der Reihenfolge des Alphabets.

    Als sie 2021 beschloss, den Pole-Trainer-Schein zu machen, ahnte Bianca Biernacik noch nicht, dass sie tatsächlich zertifizierte aktive Trainerin werden würde – geschweige denn, ein eigenes Studio gründen würde. „Ich war zuvor in mehreren Studios in Augsburg und fand, dass die Technik oft zu wenig oder gar falsch erklärt wird“, erzählt sie. In einem Studio in Kaufering habe sie zum ersten Mal erlebt, „wie gut das Niveau sein kann“. Den Trainer-Schein habe sie damals eigentlich nur für sich selbst gemacht, um eigene Fehler an der Stange zu korrigieren, so Biernacik.

    Männer sind im Pole-Sport noch immer eine Seltenheit. „Mein Exfreund wollte es mal ausprobieren und ist glorreich gescheitert“, sagt Bianca Biernacik. Männer würden gern unterschätzen, wie viel Technik hinter der Stangen-Akrobatik steckt, ist sie überzeugt. Die Damen, die bei Stargaze 22 Pole-Sport lernen, sind allesamt nicht in den erwähnten Etablissements aus den Klischees über den Stangentanz tätig, sondern sehen Pole als Sportart, effektives Ganzkörpertraining und kreative Ausdrucksform. Bei den Figuren an der Stange sind Flexibilität, Koordination, Kraft und Ausdauer gefragt.

    Poledance verändert das Körperbild positiv

    Auch Muskelaufbau ist einer der Effekte beim Training – und der Aufbau des Selbstbewusstseins, wie Bianca Biernacik beobachtet. „Pole verändert das eigene Körperbild positiv“, weiß die Anwältin und Pole-Trainerin. „Es hat auch meine Zufriedenheit mit meinem Körper sehr gesteigert“, berichtet sie. Bodyshaming gäbe es nicht, vielmehr würde man sich gemeinsam über die individuellen Fortschritte freuen. „Das Studio soll ein Wohlfühlort für meine Schülerinnen sein, wir sind wie eine kleine Familie“, erklärt sie. Die Teilnehmerinnen können sich auch nach dem Training noch in Ruhe austauschen, es wird gelacht und auch mal geweint, so Bianca Biernacik. Gemeinsame Aktivitäten wie ein Filmabend schweißen die Gruppe ebenfalls zusammen.

    Derzeit sind vier Trainerinnen bei Stargazer 22 mit an Bord. Neugierige können eine Schnupperstunde buchen. Bianca Biernaciks Appell an alle, die Berührungsängste vor diesem Sport haben: keine Hemmungen vor dem Kraftaufwand. „Leider ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass man für Pole schon superstark oder flexibel sein muss“, berichtet sie. In ihrem Studio könne man ohne Vorkenntnisse einsteigen und die Kraft individuell aufbauen. Bianca Biernaciks älteste Schülerin war 58 Jahre alt. Das Feedback der Schülerinnen nach der ersten Stunde klingt oft ähnlich: „Ich habe überall Muskelkater, aber es macht viel Spaß.“

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