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Gefährliche Droge: Erster Prozess um Crystal Meth in Augsburg

Gefährliche Droge

Erster Prozess um Crystal Meth in Augsburg

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    In Augsburg beginnt das erste Strafverfahren um den synthetischen Stoff Chrystal Meth, der extrem süchtig macht.
    In Augsburg beginnt das erste Strafverfahren um den synthetischen Stoff Chrystal Meth, der extrem süchtig macht. Foto: Arno Burgi/dpa

    Die beiden Lieferanten kamen Anfang Mai mit dem Auto aus Tschechien. Ihre illegale Fracht hatten die Männer, 37 und 59 Jahre alt, in einem Handfeuerlöscher deponiert. Die Übergabe war im Stadtteil Oberhausen geplant. Dort wollten sie rund 200 Gramm der Droge „Crystal Meth“ an ihren Augsburger Kontaktmann übergeben. Doch der Deal platzte: Drogenfahnder der Kripo Augsburg erwarteten die beiden Tschechen bereits und nahmen diese fest.

    Die Drogenkuriere sitzen seither in Augsburg in Untersuchungshaft. Mitte November soll ihnen nun vor dem Landgericht der Prozess gemacht werden. Es ist das erste Strafverfahren dieser Art in Augsburg. Bisher, so schien es, war die Stadt noch eine Insel – vor allem in Ostbayern überschwemmt die synthetische Droge den Markt.

    47-Jähriger verkaufte Crystal Meth an Süchtige weiter

    Experten zählen Crystal Meth zu den gefährlichsten Drogen überhaupt. Es ist vergleichsweise billig, macht schnell süchtig und zerstört auf Dauer den Körper. In Augsburg entdeckten die Ermittler lange nur kleine Mengen bei einzelnen Konsumenten.

    Der Fall der tschechischen Händler ist eine Nummer größer. In der Anklageschrift ist die Rede von insgesamt rund 1,8 Kilo Crystal Meth. Die Ermittler der Kripo gegen davon aus, dass sich mit dieser Menge gut 80000 Euro erzielen lassen. Der jüngere der Männer soll schon seit dem Jahr 2011 immer wieder die Droge nach Augsburg gebracht sein. Abnehmer war offensichtlich stets ein 47-jähriger Mann, der den gefährlichen Stoff dann an die Süchtigen weiterverkaufte. Auch er steht demnächst vor Gericht.

    Das Pulver, das zunächst so aussieht wie Kristallzucker, wird oft geschnupft. Wer es nimmt, fühlt sich fitter und wird mutiger. Das macht den Stoff für Partygänger reizvoll, aber auch für Menschen, die im Job viel leisten müssen. Experten: Crystal Meth auf dem Vormarsch

    Crystal Meth im Rotlichtmilieu - sexuell stimulierend

    Auch Prostituierte nehmen die Droge, weil sie sexuell stimulierend wirken soll. Im Augsburger Rotlichtmilieu erzählt man sich, dass vor allem Frauen aus Asien Crystal schnupfen.

    Heroinsüchtige, die mit dem Ersatzstoff Methadon behandelt werden, holen sich mit dieser Droge den fehlenden „Kick“.

    Der Suchtmediziner Dr. Josef Haberl von der Drogenambulanz des Bezirkskrankenhauses (BKH) kennt vor allem die Schattenseiten. Die Sucht zieht viele Crystal-Konsumenten rasch in den Abgrund, sie verwahrlosen und bauen körperlich ab. „Es sind oft sehr schwierige Fälle“, sagt Haberl.

    Während die Droge lange Zeit am Augsburger BKH überhaupt kein Thema war, gibt es inzwischen immer wieder Crystal-Meth-Patienten. Von einer Flut von Fällen, wie sie seine Kollegen an den Bezirkskliniken in Bayreuth oder Regensburg beklagen, sei Augsburg aber weit entfernt.

    Auch die Experten der Kriminalpolizei bemerken noch immer keine Crystal-Schwemme in der Stadt. In Sachsen wurde im September sogar eine Sonderkommission eingerichtet, um die Lage in den Griff zu bekommen. In Augsburg heißt es: „Für uns kein größeres Problem.“

    Die Polizei erklärt sich das mit der größeren Entfernung zu Tschechien. „Seit dem Aufgriff im Mai hatten wir wieder nur noch kleine Mengen“, sagt Polizeisprecher Ludwig Zausinger. Es sind meist Zufallsfunde wie im August, als Polizisten im Wertachviertel einen 30-jährigen Autofahrer kontrollierten und in seinem Wagen eine kleine Menge Crystal entdeckten.

    Zur Frage, wie sich die Situation in Augsburg entwickeln wird, traut sich derzeit niemand eine Prognose zu. Bei der Drogenhilfe Schwaben rechnet man aber nicht unbedingt mit einer Crystal-Flut, sagt Geschäftsführerin Gerlinde Mair. Ein viel größeres Problem seien derzeit Designerdrogen, die man als Badesalze oder Räuchermischungen im Internet bestellen kann und die ebenfalls aufputschend wirken. Auch diese Drogen enthalten oft einen gefährlichen Chemiecocktail – und werden von jungen Partygängern relativ unbedarft geschluckt.

    „Diese Drogen machen oft erschreckend aggressiv“, sagt Mair. Was diese Stoffe angeht, ist sie sich sicher: „Da kommt ein Problem auf uns zu.“

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