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Fliegerbombe in Augsburg: Fragen und Antworten: So läuft die Entschärfung ab

Fliegerbombe in Augsburg

Fragen und Antworten: So läuft die Entschärfung ab

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    In Augsburg wird eine Fliegerbombe entschärft.
    In Augsburg wird eine Fliegerbombe entschärft. Foto: Michael Hochgemuth

    Fliegerbombe in Augsburg: Wie lief die Evakuierung ab?

    An diesem ersten Weihnachtstag wurden die Augsburger Innenstadt sowie Teile von Lechhausen und des Textilviertels evakuiert. Die Evakuierung begann um 8 Uhr. Bis um 10 Uhr sollte jeder die Schutzzone verlassen haben - das klappte in den meisten Fällen reibungslos. Nur vereinzelt musste die Polizei Bewohner überreden, das Gebiet zu verlassen.

    Wie lange ist mit der Sperrung zu rechnen?

    Das hängt davon ab, wie schnell Evakuierung und Entschärfung klappen. Am Nachmittag haben die Sprengmeister mit der Entschärfung begonnen. Es ist aber unklar, wann sie Entwarnung geben können.

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    Warum muss es ausgerechnet der Sonntag sein, an dem die Sperrung erfolgt?

    Vertreter von Stadt, Polizei und Feuerwehr betonen, dass es sich bei der Evakuierung um eine groß angelegte Aktion handelt. Dazu bedarf es eines Vorlaufs. 32.000 Haushalte müssen informiert werden. Ein Krankenhaus und mehrere Altenheime müssen an diesem Tag geräumt werden. Eine kurzfristige Sperrung am Ende der Woche war angedacht, wurde aber verworfen.

    Was spricht noch für den Sonntag?

    Gerade in der Vorweihnachtszeit hätte eine Evakuierung mit den jetzt bekannten Ausmaßen massive Auswirkungen für das innerstädtische Leben. Wenn man weiß, dass der Königsplatz als zentraler Verkehrsknotenpunkt in der Schutzzone liegt, ist zu erahnen, was ein Stillstand von Bus und Tram am Freitag oder an Heiligabend bedeutet hätte. Viele Geschäfte in der Innenstadt, der Christkindlesmarkt und die City-Galerie als Einkaufszentrum hätten geschlossen werden müssen.

    Hätte man nicht bis Dienstag, den ersten Werktag nach den Weihnachtsfeiertagen warten können?

    Dazu heißt es, dass der Sprengmeister als Experte geäußert hat, dass ein allzu langes Warten nicht gut wäre. Außerdem gilt: An einem Werktag läuft auch in den Weihnachtsferien der normale öffentliche Betrieb. Zahlreiche Unternehmen, die im Bereich der Schutzzone liegen, hätten die Produktion nicht aufnehmen können. Der erste Feiertag wurde bewusst gewählt. So haben die Einsatzkräfte mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag auch noch einen zusätzlichen Zeitpuffer.

    Was passiert, wenn die Fliegerbombe nicht entschärft werden kann?

    "Die Fliegerbombe wird auf alle Fälle vor Ort entschärft", versichert die Stadt.

    Was passiert mit der Fliegerbombe nach der Entschärfung?

    Für die Entschärfung sind Spezialkräfte vom Kampfmittelräumdienst zuständig. Wenn die Bombe entschärft ist, wird sie abtransportiert. Sie bleibt nicht entschärft liegen.

    Gibt es noch weitere Fliegerbomben in Augsburg?

    "Davon ist leider auszugehen", heißt es vonseiten der Stadt. "Deshalb finden bei Bauvorhaben laufend Bodenuntersuchungen statt."

    Wer ist von der Fliegerbombe in Augsburg betroffen?

    Die Schutzzone umfasst weite Teile der Innenstadt, des Textilviertels und Teile von Lechhausen im Radius von 1500 Metern rund um die Fundstelle (siehe Straßenverzeichnis hier). Hier leben rund 54.000 Menschen.

    Darf man sich den Anweisungen, seine Wohnung zu verlassen, "auf eigene Gefahr" widersetzen?

    Nein. Den Anweisungen sei unbedingt Folge zu leisten, betont die Stadt Augsburg. Niemand dürfe "auf eigene Gefahr" in der Schutzzone bleiben.

    Was ist dafür die rechtliche Grundlage?

    Zum Schutz vor besonderen Gefahren, die der Bevölkerung drohen, können die obersten Landesbehörden oder die von ihnen bestimmten Stellen nach Maßgabe des Artikels 80 a des Grundgesetzes eine Evakuierung anordnen. Dies kann bedeuten, dass besonders gefährdete Gebiete geräumt werden.

    Was passiert, wenn man sich den Anweisungen widersetzt?

    Bis zu 1000 Euro Bußgeld drohen, da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt. Denkbar ist auch, dass die Kosten für den Einsatz, sollte eine Person aus der Schutzzone gebracht werden, in Rechnung gestellt werden.

    Hätte man den Radius nicht kleiner halten können?

    Die Sicherheitskräfte verweisen hier auf die Größe der aufgefundenen Fliegerbombe mit einem Gewicht von rund 1,8 Tonnen. Man will mit dem weit gezogenen Radius ausschließen, dass für Bürger eine mögliche Gefahr besteht. Es ist eine Frage der Abwägung: Ein kleinerer Radius hätte ein geringeres Sicherheitsaufgebot erfordert. Die Stadt hat sich aber klar positioniert. Zum Vergleich: Beim Fund einer ebenfalls 1,8 Tonnen schweren Bombe vor fünf Jahren in Koblenz lag der Sperr-Radius sogar bei zwei Kilometern. Die Fundstelle war dort schlechter durch umstehende Gebäude abgeschirmt als es nun in der Jakobervorstadt der Fall ist..

    Was tut die Polizei gegen Einbrecher, die die Gunst der Stunde nutzen könnten?

    Bis zum Beginn der Evakuierung war die Polizei im Schutzgebiet vor Ort und kontrollierte die Straßen. Auch die Straßenbeleuchtung bleibt laut Stadt während der Entschärfung angeschaltet. Die Evakuierung wird durch Absperrungen rundherum gesichert. Dort steht Sicherheitspersonal.

    Wie soll verhindert werden, dass Einbrecher das Zeitfenster zwischen Entschärfung und Rückkehr der Bewohner nutzen?

    Sobald das Okay der Sprengmeister kommt, werde die Polizei im Schutzgebiet vor Ort sein, um genau das zu verhindern, versichert Norbert Zink von der Polizei.

    Welche Angebote macht die Stadt betroffenen Bürgern?

    Seit Sonntag, 8 Uhr, stehen Notunterkünfte zur Verfügung. Die Stadt wird Busse einsetzen, um Bürger zu transportieren. Notunterkünfte sind: das Messegelände, die WWK-Arena, die TSG-Turnhalle, das Rudolf-Diesel-Gynmnasium, die Hans-Adlhoch-Schule und die Berufsschule VI. Das sind die Aufnahme-Kapazitäten:

    • Rudolf-Diesel-Gymnasium: ca. 250 Menschen
    • Hans-Adlhoch-Volksschule: ca. 250 Menschen
    • Berufsschule VI: ca. 250 Menschen, nicht barrierefrei
    • Turnhalle TSG Augsburg: ca. 250 Menschen
    • Messe Augsburg (Schwabenhalle): 1100 Menschen und bei Bedarf mehr
    • WWK-Arena: ca. 1000 Menschen, hier keine Haustiere

    Gibt es in Notunterkünften etwas zu essen?

    Laut Feuerwehrchef Frank Habermaier gibt es in den Unterkünften eine einfache Verpflegung – etwa belegte Semmeln. Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen, die in Sammelunterkünften unterkommen und spezielles Essen benötigen, sollen sich an ihr Pflegepersonal wenden.

    Können Haustiere in die Notunterkünfte mitgebracht werden?

    Ja. "Bitte lassen Sie Ihre Tiere nicht zuhause in den Wohnungen", sagt Augsburgs Ordnungsreferent Dirk Wurm. Tiere können in Notunterkünfte mitgenommen werden, sofern Transportvorrichtungen vorhanden sind. Tierhalter sollten zudem Tierfutter mitbringen. Wer Tiere hat, die "ein verantwortungsvoller Tierhalter" nicht in eine Sammelunterkunft mitbringen würde, konnte sie beim Tierheim Augsburg zur Pflege geben.

    Was ist mit dem Augsburger Hauptbahnhof?

    Der Hauptbahnhof liegt nicht in der Evakuierungszone. Es kommt aber laut Deutscher Bahn zu Verzögerungen von bis zu 15 Minuten.

    Was macht die Energieversorgung?

    Die Strom- und Gasversorgung wird von den Stadtwerken Augsburg in und außerhalb der Schutzzone aufrechterhalten. Die Fernwärmeversorgung wird innerhalb der Schutzzone teilweise eingeschränkt.

    Was ist mit der Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung?

    Sie ist im Vincentinum untergebracht, die in der Schutzzone liegt. Am Wochenende können Patienten dort normalerweise zum Arzt gehen, wenn sie medizinische Hilfe benötigen und kein Notfall besteht. Die Ärzte der Kassenärztlichen Vereinigung werden am Sonntag in die KV-Praxis am Klinikum umziehen. Für die Kinderärzte gilt eine Sonderregelung: Unter Telefon 116 117 sind die Praxisadressen zu erfragen.

    Wer trägt die Kosten, sollten Schäden bei der Entschärfung der Bombe entstehen?

    Versicherungsrechtlich ist es eine komplizierte Geschichte. Laut Bundesgesetz müsste die Stadt nur haften, wenn bei dem Einsatz nicht sorgfältig gearbeitet wurde. Es hängt insofern, so die Erfahrungsberichte aus anderen Städten, mit der Haltung der jeweiligen Versicherung zusammen. Im Münchner Stadtteil Schwabing gab es im Jahr 2012 nach Sprengung einer Fliegerbombe Millionenschäden. Die meisten Mieter und Hausbesitzer durften damals aufatmen: Sie konnten die Schäden bei ihrer Versicherung geltend machen. Im Schwabinger Fall ist es sogar ein Fall für die Gerichte: Eine Versicherung hat die Stadt München verklagt. Was Schadensersatz für entgangene Einnahmen durch die Sperrung aufgrund der Entschärfung betrifft, etwa für Lokale, winkt die Stadt nach einer ersten rechtlichen Prüfung ab. Da es sich um eine Maßnahme handle, die dem Schutz von Leib und Leben im öffentlichen Interesse dient, bestehe kein Schadensersatzanspruch, sagt Ordnungsreferent Wurm.

    Wo gibt es Informationen?

    • Stadt: Die Stadt informiert im Internet unter der Adresse augsburg.de/evakuierung. Dort gibt es den Stadtplan mit der Sperrzone und ein Verzeichnis der betroffenen Straßen. Zudem ist ab heute, 12 Uhr, ein Bürgertelefon geschaltet unter 0821/324-4444.
    • Polizei: Die Polizei informiert aktuell im Internet bei Facebook und beim Kurznachrichtendienst Twitter unter dem Kürzel „@polizeiSWN“.
    • augsburger-allgemeine.de: Wir informieren auf unserem Internetportal unter anderem mit einem Live-Ticker (siehe unten), aktuellen Berichten und Videos – unter anderem von den Pressekonferenzen.
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