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"Es macht einen zornig": Was Uni-Personal in Augsburg in den Streik treibt

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"Es macht einen zornig": Was Uni-Personal in Augsburg zum Streik treibt

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    An der Uni Augsburg haben am Montag rund 300 Personen an einem Warnstreik von Verdi teilgenommen - darunter die Sekretärinnen Sigrid Weißbrod und Sabine Hock (rechts oben, v. l.).
    An der Uni Augsburg haben am Montag rund 300 Personen an einem Warnstreik von Verdi teilgenommen - darunter die Sekretärinnen Sigrid Weißbrod und Sabine Hock (rechts oben, v. l.). Foto: Silvio Wyszengrad

    An diesem kühlen Montagmittag geht ein junger Mann auf die Mensa zu und will die Tür öffnen. Doch er rüttelt vergebens, sie bleibt geschlossen. Der Grund dafür steht gleich nebenan: Dort haben sich etwa 300 Menschen versammelt, viele in gelben Warnwesten, und machen Lärm. Es ist der größte Verdi-Streik an der Augsburger Uni seit Jahren. Er zeigt: Bei vielen Beschäftigten hat sich einiges angestaut.

    Bereits im Frühjahr erlebte Augsburg weitreichende Streiks im öffentlichen Dienst, damals ging es um Beschäftigte von Bund und Kommunen. Nun sind die Beschäftigten der Länder dran - in Augsburg derzeit mit zwei Schwerpunkten: Uni und Uniklinik. Im Vergleich zum Frühjahr, als die Streiks zwischenzeitlich zu massiven Einschränkungen im öffentlichen Leben führten, sind die Auswirkungen in der aktuellen Phase insgesamt überschaubar. Im größten Krankenhaus der Region müssen teils planbare Operationen verschoben werden, die Notfall-Versorgung ist aber gesichert. An der Uni blieben am Montag unter anderem Mensa und Cafeteria geschlossen.

    Augsburger Uni- und Uniklinik-Beschäftigte gehen in den Warnstreik

    Darum, den Betrieb an der ganzen Uni lahmzulegen, ging es laut eigener Auskunft vielen Beteiligten am Montag aber gar nicht. "Wir wollen endlich gehört werden", sagt Sigrid Weißbrod. Sie ist seit 18 Jahren an der Uni als Lehrstuhl-Sekretärin beschäftigt - und hat in dieser Zeit einen rasanten Wandel erlebt: "Mit der klassischen Vorstellung - Telefonate abwickeln, Gäste empfangen oder Termine machen - hat das nichts mehr zu tun", sagt die 51-Jährige, die in Göggingen lebt. "Stattdessen sind wir Lehrstuhl-Managerinnen: Wir verwalten ganze Kostenstellen, organisieren Tagungen und Veranstaltungen, kümmern uns um Personal-Angelegenheiten und Website-Gestaltung, müssen uns in verschiedensten Gesetzen auskennen. Und, und, und." Diese deutlich gestiegenen Anforderungen stünden in einem "krassen Gegensatz" zu dem, wie die entsprechende Arbeit wertgeschätzt werde - zumal es in ihrem Bereich kaum Aufstiegschancen gebe. Sie mache ihre Arbeit grundsätzlich gern, sagt Weißbrod. "Aber die Umstände machen mich zornig." Manchen Kolleginnen sei in der Rentenberatung gesagt worden, langfristig würden sie sich ein Leben in Augsburg nicht mehr leisten können.

    Verdi fordert unter anderem 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens 500 Euro. Es gehe auch darum, tariflich mit den Beschäftigten der Kommunen gleichzuziehen, sagt Win Windisch von Verdi Augsburg. Beschäftigte der Länder seien derzeit "klar benachteiligt", was auch zu einer Konkurrenzsituation innerhalb des öffentlichen Dienstes führe. Auch steige die Gefahr, dass Beschäftigte zunehmend in die freie Wirtschaft wechselten. In der öffentlichen Wahrnehmung werde Uni-Personal häufig mit Beamtentum gleichgesetzt. Den "Laden am Laufen" hielten dagegen andere, die nun auch am Warnstreik teilgenommen hätten - unter anderem Sekretärinnen, Bibliotheksbeschäftigte, Techniker oder IT-Personal, so Windisch.

    Tarifrunde des öffentlichen Dienstes: Verdi fordert von Ländern mehr Geld

    Also Beschäftigte wie Sabine Hock. Die Kissingerin ist Sekretärin an der Philologisch-Historischen Fakultät, der größten der Uni. Die 57-Jährige arbeitet in Vollzeit - und ist als Alleinverdienerin auf einen Nebenjob angewiesen, um über die Runden zu kommen und ihre Kinder unterstützen zu können. "Einerseits will der Freistaat, dass die Uni wächst und exzellente Forschung liefert - andererseits bleiben diejenigen, die das ermöglichen, auf der Strecke", sagt sie. "Da stimmt das Verhältnis nicht mehr." Gerade Frauen seien im öffentlichen Dienst in den unteren Lohngruppen tätig - und dadurch oft umso abhängiger von ihren Lebenspartnern. "Es gibt viele, die haben wirklich Angst vor der Zukunft."

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