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Erste Straßenbahn befährt neuen Augsburger Bahnhofstunnel

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Erste Straßenbahn befährt neuen Bahnhofstunnel zur Probe

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    Der Schienenschleifwagen der Stadtwerke war am Montag zu Testzwecken als erste Straßenbahn im neuen Bahnhofstunnel unterwegs.
    Der Schienenschleifwagen der Stadtwerke war am Montag zu Testzwecken als erste Straßenbahn im neuen Bahnhofstunnel unterwegs. Foto: Anna Kondratenko

    Auch wenn die Inbetriebnahme erst in zwei bis zweieinhalb Jahren ansteht, haben die Augsburger Stadtwerke am Montagmittag zum ersten Mal eine Straßenbahn in den neuen Bahnhofstunnel einfahren lassen. Mit dem orangen Schienenschleifwagen wurde die Funktionsfähigkeit der Oberleitung in der Unterführung mit unterirdischer Haltestelle und in der Wendeschleife ausprobiert. Auch wenn der Tunnel vielleicht schon einen relativ fertigen Eindruck macht, nachdem eine Straßenbahn einfahren kann, seien noch etliche Arbeitsschritte zu erledigen, sagt Projektleiter Lutz Bücheler.

    Bahnhofstunnel in Augsburg: Warum die Oberleitung einen Zick-Zack-Verlauf hat

    Die Stadtwerke sprachen dennoch von einem „Meilenstein“ bei der Fertigstellung des etwa 400 Meter langen Tunnels, für den die Bauarbeiten seit rund zehn Jahren laufen. Die Gleise führen über eine Rampe in der Halderstraße in die Tiefe, der Tunnel unterquert den Bahnhofsvorplatz und das Bahnhofsgebäude und liegt ein Stockwerk unter der Fußgänger-Mittelunterführung im Hauptbahnhof, die vor einem Jahr in Betrieb ging. Im Westen endet der Tunnel am Sebastian-Buchegger-Platz im Thelottviertel.

    Im Tunnel gibt es keine klassische Oberleitung, sondern der Fahrdraht ist in eine feste Schiene an der Tunneldecke integriert, sodass die Decke niedrig gebaut werden kann. Die Oberleitung im Tunnelbereich, der vom Fußgänger-Durchgang aus eingesehen werden kann, wirkt merkwürdig geschlängelt. Das entspricht dem normalen Muster, wie ein Fahrtdraht gespannt ist, um Einkerbungen im Stromabnehmer zu verhindern. Bei der Stromschiene werde der Zick-Zack-Verlauf allerdings deutlicher sichtbar, so Lars Horn vom Projektteam der Stadtwerke. Die Testfahrt mit dem Schleifwagen, der keine Passagiere befördert, verlief am Montag zur Zufriedenheit.

    Schulung der Fahrer soll im Mai 2026 beginnen

    Momentan liegt ein Entwurf der Elektroplanung bei der Aufsichtsbehörde, man hoffe Ende März auf eine Genehmigung, so Bücheler. Was noch fehlt, ist die Verkabelung fürs Licht, die Brandmelde- und Durchsageanlage sowie die Installationen für Betriebs- und Polizeifunk. Auch der Handyempfang im Tunnel soll sichergestellt werden. Wenn die Genehmigung vorliegt, müsse man die Komponenten bestellen und einbauen - bei Schaltschränken gibt es Lieferfristen von mehreren Monaten, so Bücheler. Der nächste große Meilenstein soll Ende 2025 die Inbetriebnahme der Entrauchungsanlage sein, die im Brandfall den Rauch aus dem Tunnel saugt und im Bereich des Güterbahnhofs an die Oberfläche bläst. Die Stadtwerke peilen an, den Tunnel im Frühjahr 2026 soweit fertig zu haben, dass man mit der Schulung der Fahrer im Mai beginnen kann.

    „Wenn was passiert, kann nicht einfach der Rettungswagen nebendran anhalten“

    Mehrere Monate zeitlicher Vorlauf sind nötig, damit jeder der 400 Fahrer ohne Fahrgäste durch den Tunnel fahren und geschult werden kann. Diese Trainingsfahrten müssen die Verkehrsbetriebe in die allgemeine Dienstplanung integrieren, die wegen des Personalmangels ohnehin schon straff ist. Im Tunnel fährt die Straßenbahn - ähnlich wie ein Zug - rein nach Signal, sodass die Trams einen Mindestabstand einhalten. „Auch für Fälle wie einen Brand oder Unfall müssen die Fahrer geschult werden. Wenn im Tunnel etwas passiert, kann nicht einfach der Rettungswagen nebendran anhalten“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Nauerz. „Wir arbeiten zusammen mit den Firmen und den Behörden mit Hochdruck an der Fertigstellung der Haltestelle, haben aber die kommenden zwei bis zweieinhalb Jahre auch noch große Aufgaben vor uns.“

    Die Stadtwerke rechnen damit, dass der Tramtunnel mit unterirdischer Haltestelle Ende 2026/erstes Halbjahr 2027 ans Netz gehen kann, nachdem es mehrfach Verzögerungen aus unterschiedlichen Gründen gegeben hatte. Dann wird ein barrierefreies Umsteigen am Hauptbahnhof von der Straßenbahn in den Zug möglich sein. Der westliche Gleisanschluss durch die Rosenaustraße wird erst 2027 fertig werden, sodass bei Tunnelfertigstellung zunächst nur die Linien 3 und 4 die unterirdische Bahnhofshaltestelle bedienen können, weil sie statt auf der oberirdischen Wendeschleife am Salewahaus künftig unterirdisch in einem kreisförmigen Tunnel, der von der Hauptunterführung abzweigt, umdrehen werden. Die Linie 6 nach Stadtbergen (momentan noch durch die Pferseer Unterführung) wird erst dann durch den Tunnel fahren können, wenn das Verbindungsgleis in der Rosenaustraße zwischen dem Tunnelausgang und dem bestehenden Gleis in der Pferseer Straße gelegt wurde.

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    6 Kommentare
    Gerold Rainer

    "Wenn im Tunnel etwas passiert, kann nicht einfach der Rettungswagen nebendran anhalten“. Das ist wohl eine weitere Augsburger Realsatire, im Tunnel Schienen mit Holperschwellen zu montieren. Heutzutage baut man im Tunnel versenkte Schienen, also mit Fahrbahn, damit auch bereifte Rettungsfahrzeuge hineinfahren können. Bewundern kann man diesen technischen Fortschritt auch in Linz (Österreich) wo das Gegenstück zu Augsburg von 2001 bis 2004 errichtet wurde. AUTSCH!

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    Franz Xanter

    Aber doch nicht in Augsburg! Hier kündigt man Verträge da angeblich zu teuer, aber im Nachhinein stellt sich immer wieder heraus, dass die Alternativverträge nochmals teurer sind. Auch diese Kosteneinsparung erschließt sich mir nicht.

    Brigitte Gossner

    Das Bild mutet von Formen- und Farbsprache her an wie aus den 1970er-Jahren. Hoffentlich ist der Tunnel bald fertig...

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    Gerold Rainer

    70er Jahre? Die Arbeitsfahrzeuge sind meistens Museumsstücke. Die Stadt Augsburg beschafft lieber massenhaft Niederflurfahrzeuge. Und einen vernünftigen Schneepflug scheint es, wie der letzte Winter gezeigt hat, offensichtlich im Fuhrpark auch nicht mehr zu geben.

    Walter Koenig

    Wenn man keine Ahnung hat, Gerold Rainer, dann sollte man besser die Finger ruhig halten. Nur zu Ihrer Information: Der Schienenschleifwagen 41 wurde 1996 neu beschafft, da hat es sich was mit angeblichen Museumsstücken. Aber Ihrer Aussage nach darf ich annehmen, dass Sie lieber mit hochflurigen Oldtimern fahren als mit modernen Niederflurbahnen.

    Gerold Rainer

    Achso ich dachte die Nummer 41 ist von 1995. Von 1996 und in sehr gutem Erhaltungszustand waren die Hochflurwägen, die man an die Stadt Zagrep für eine winzige Verschrottungsprämie verschenkt hat. Wenn Sie sich denn so gut mit dem Fuhrpark auskennen, warum mussten die Stadtwerke im letzten Winter gegen ein bischen mehr Schnee auf den Gleisen bereits kapitulieren und tagelang die Tram lahmlegen, bis endlich mal jemand mit einer Handschneefräse kam?

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