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Drogenhilfe Augsburg: Cannabis-Legalisierung macht uns keine Angst

Augsburg

Chef der Drogenhilfe: "Die Legalisierung von Cannabis macht uns keine Angst"

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    Uwe Schmidt ist Geschäftsführer der Drogenhilfe Schwaben mit Sitz in Augsburg. Die Beratungsstelle feiert nun ihr 50-jähriges Bestehen.
    Uwe Schmidt ist Geschäftsführer der Drogenhilfe Schwaben mit Sitz in Augsburg. Die Beratungsstelle feiert nun ihr 50-jähriges Bestehen. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Schmidt, seit 50 Jahren gibt es die Drogenhilfe Schaben, die suchtkranke Menschen in der Region betreut. Wann, glauben Sie, wird die Einrichtung nicht mehr benötigt werden?
    UWE SCHMIDT: Unser Motto zum Jubiläum heißt "50 Jahre Drogenhilfe Schwaben und kein Ende in Sicht". Unsere Gesellschaft ohne Suchtmittel ist kaum vorstellbar. Die Rahmenbedingen werden sich ändern, vielleicht auch die Suchtmittel, aber der Bedarf an Prävention, Beratung und Unterstützung wird sich in Zukunft vermutlich eher steigern. Gerade die Pandemie hat uns gezeigt, wie schnell sich vor allem im Jugendbereich der Konsum verändert hat und der Bedarf an Beratung gestiegen ist. Nein, die Arbeit wird uns nicht ausgehen. Wir haben in den letzten 50 Jahren bereits viel erreicht, die Akzeptanz der Problematik ist heute eine andere, aber es gibt noch viel zu tun.

    Wie viele Drogenabhängige betreuen und unterstützen Sie zurzeit?
    UWE SCHMIDT: Derzeit betreuen wir etwa 2500 Menschen im Jahr. Wir sprechen allerdings lieber von Drogengebrauchern und Drogengebraucherinnen. Wir wollen ja auch Menschen erreichen, die keine Abhängigkeit entwickelt haben. Je früher wir Drogengebraucher/-innen erreichen, umso leichter ist der Weg zurück. Deshalb sind präventive und niedrigschwellige Angebote ganz wichtig für den Erfolg unserer Arbeit. Nicht zu vergessen sind auch die Angebote für Angehörige.

    Seit wann sind Sie persönlich dabei?
    UWE SCHMIDT: Ich bin jetzt seit 1998 bei der Drogenhilfe Schwaben, also fast 25 Jahre. Ende des Jahres könnte ich selbst ein kleines Jubiläum feiern.

    Hat sich im Bereich der Betreuung von Suchtkranken etwas geändert? Beobachten Sie einen veränderten Konsum?
    UWE SCHMIDT: Ich glaube schon, dass sich etwas verändert hat. Früher war Heroin der Schwerpunkt unserer Arbeit, heute ist es noch ein Schwerpunkt von vielen. Vor 25 Jahren spielten Cannabiskonsument/-innen im Erwachsenenbereich eine untergeordnete Rolle, nun macht das Thema immer mehr aus, wir beobachten steigende Zahlen. Ein Thema, welches es in dieser Form früher so nicht gab, ist Mischkonsum: ursprünglich haben sich unsere Klienten auf eine oder zwei Drogen konzentriert. Jetzt beobachten wir oft ein regelrechten multiplen Substanzkonsum. Das macht es gefährlicher. Je mehr Substanzen man einnimmt, desto weniger kann man feststellen, wann die höchste Wirkung erreicht ist.

    Wird sich für Sie und Ihre Arbeit etwas verändern, sollte Cannabis legalisiert werden?
    UWE SCHMIDT: Es wird sich etwas ändern. Aber wir wissen selbst noch nicht genau, was da auf uns zukommt. Uns ist klar, wir haben die Kompetenzen dafür. Angst macht uns die Legalisierung nicht. Wir wünschen uns, dass die Gelder, die dann frei werden und etwa durch Steuern bezogen werden, in die regionale Suchthilfe einfließen. Da geht es nicht um Plakate, die aufgehängt werden, sondern um konkrete Projekte, darum, dass dort finanziert wird, wo Bedarf ist.

    Welche Drogen bereiten in Augsburg die meisten Probleme?
    UWE SCHMIDT: Uns geht es immer um die einzelnen Schicksale, da ist es schwierig zu sagen, diese oder jene Droge machen uns am meisten Probleme. Grundsätzlich gilt: Je stärker die Droge wirkt, desto schwieriger wird es. Aber jeder Fall ist für uns eine Herausforderung. Derjenige, der am Helmut-Haller-Platz steht, ist für uns genauso wichtig wie jemand, der trotz Sucht ein geregeltes Leben und Familie hat und in der Öffentlichkeit sonst nicht auffällt.

    Wie könnte Abhängigen in der Region aus Ihrer Sicht besser geholfen werden?
    UWE SCHMIDT: Es sind viele einzelne Punkte: Man müsste über die Vor- und Nachteile eines Drogenkonsumraums diskutieren. Prävention an Schulen ist auch ein wichtiger Faktor, gerade jetzt nach der Corona-Zeit. Die Schüler, die für

    Zur Person

    Uwe Schmidt ist Leiter der Drogenhilfe Schaben. Am Donnerstag feiert die Beratungsstelle ihr 50-jähriges Bestehen im Rokoko-Saal im Fronhof 10. Eine Vernissage mit Versteigerung beginnt um 17 Uhr. Die Einnahmen kommen der Drogenhilfe zugute.

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