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Debatte: Was sollen wir vom zweiten Corona-Sommer in Augsburg erwarten?

Debatte

Was sollen wir vom zweiten Corona-Sommer in Augsburg erwarten?

Nicole Prestle
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    Im Corona-Sommer 2020 stand ein Kettenkarussell auf dem Rathausplatz. Die Stadt arbeitet an Konzepten, wie der nächste Sommer so gestaltet werden kann, dass Handel und Gastronomie wiederbelebt werden.
    Im Corona-Sommer 2020 stand ein Kettenkarussell auf dem Rathausplatz. Die Stadt arbeitet an Konzepten, wie der nächste Sommer so gestaltet werden kann, dass Handel und Gastronomie wiederbelebt werden. Foto: Hochgemuth (Archiv)

    Der letzte Sommer fühlte sich fast normal an. Nach Monaten voller Einschränkungen lag die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Augsburg so niedrig, dass viele die Pandemie bei einem Glas im Kulturbiergarten am Kö oder bei einem Abend auf der Freilichtbühne für einige Zeit vergaßen. Die Stadtverwaltung hatte im kleinen Rahmen Veranstaltungen ermöglicht, Plärrer-Fahrgeschäfte und Buden auf dem Rathausplatz zugelassen und den Menschen so das Gefühl vermittelt, dass sie (fast) alle Freiheiten wieder zurückgewonnen hätten. Dann kam der Herbst und mit ihm die zweite Welle. Sie traf Augsburg so hart, wie zunächst kaum eine andere Stadt in Deutschland.

    Am Beginn – oder vielleicht schon mitten in – der dritten Welle, ist nun der nächste Corona-Sommer in Aussicht. Doch was wird er den Augsburgern bringen? Die Politik diskutiert über eine Neuauflage des Stadtsommers, die Händler fordern ihn geradezu, um wieder Menschen in die Innenstadt zu holen. Auch Gastronomen und Theater hoffen auf die Freiluftsaison, das Geschäft muss ja irgendwie wieder in Schwung kommen. Doch wer die Einschätzungen von Virologen und das Ringen des Bundes um einen härteren Lockdown verfolgt, der mag an schnelle Erleichterungen nicht glauben. Deshalb aber alle Planungen fallen zu lassen, wäre das falsche Signal. Wir zehren ja gerade von der Hoffnung, dass irgendwann wieder Normalität einkehrt.

    Der Kulturbiergarten am Königsplatz soll auch diesen Sommer wieder kommen.
    Der Kulturbiergarten am Königsplatz soll auch diesen Sommer wieder kommen. Foto: Peter Fastl (Archivbild)

    Doch die, vermuten Psychologen, wird vielleicht gar nicht so leicht zu akzeptieren sein. Wie schnell werden wir uns wieder daran gewöhnen, mit wildfremden Menschen „Po an Po“ im Biergarten auf einer Bank zu sitzen oder mit Hunderten anderen im Theater zu sein, wo wir derzeit schon erschrecken, wenn wir in Filmen größere Menschenansammlungen ohne Maske und Abstand sehen? Diese Gedanken macht man sich derzeit offenbar auch in der Stadtverwaltung, weshalb man eine Wiedereröffnung nach Corona zumindest in den Bereichen Sport und Kultur mit einer eigens gestrickten Kampagne begleiten will.

    Die Augsburger müssten erst langsam wieder aus der Erstarrung gelöst werden, in die der monatelange Stillstand sie gezwungen hat, glaubt Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger. Deshalb wolle man Lust machen auf die Zeit nach dem Virus – oder zumindest den Moment, in dem wir dafür gerüstet sind, mit ihm zu leben. Die Stadt denkt dabei zunächst nicht konkret an Feste, Konzerte und andere Großereignisse, sondern an Plakat- und andere Aktionen, die sukzessive darauf vorbereiten, dass es wieder losgehen kann.

    Was der Corona-Sommer in Augsburg konkret bringt

    Diese Kampagne, die unter dem Namen #augsburgbewegt jüngst im Stadtrat vorgestellt wurde, mag eine kreative Idee sein. Die drängendere Frage für viele Bürger ist, was denn nun tatsächlich los sein wird in dieser Stadt im Juni, im Juli, im August. Denn im Vergleich zum ersten Corona-Sommer verzichten wir inzwischen ja schon viel länger auf Freiheiten, Veranstaltungen, ja schlicht auf nahezu jegliche Gesellschaft.

    Sehr konkret sind aktuell die Pläne für ein Strandkorb-Festival auf der Messe mit Konzerten namhafter Künstler. Weil maximal zwei Besucher nebeneinander in einem Strandkorb sitzen, der weit genug vom nächsten entfernt ist, könnte die mehrmonatige Reihe eine der wenigen Ereignisse sein, die sich realisieren lassen. Auch die Freilichtbühnensaison könnte wohl wieder stattfinden. Letztes Jahr durften 550 Besucher pro Veranstaltung aufs Gelände, dieses Jahr hoffen die Veranstalter heimlich sogar auf mehr. Immerhin sind immer mehr Menschen geimpft.

    Im Liegestuhl in der Stadt - so haben Sommerfeste vor Corona ausgesehen.
    Im Liegestuhl in der Stadt - so haben Sommerfeste vor Corona ausgesehen. Foto: Michael Eichhammer

    Die Stadt denkt darüber hinaus an ein corona-konformes Format auf dem Gaswerkgelände, das Kultur und Sport zusammenbringen könnte, sowie an kleinere Bühnen in der Stadt, zum Beispiel im Annahof oder im Brunnenhof des Zeughauses. Auch das Wasserfest, das 2019 anlässlich der Welterbe-Ernennung Augsburgs erstmals stattfand, soll wiederkommen, wenn zunächst auch nur in Form einer Band, die von einer Welterbestätte zur anderen marschiert und dabei Musik macht.

    Für Plärrer, Dult, Sommer am Kiez oder ähnliche Festivals könnte die Lage dagegen nochmal anders aussehen, weil Hygienekonzepte dafür viel schwerer zu organisieren sind. München hat Ende März sein Sommer-Tollwood bereits abgesagt und auf nächstes Jahr verschoben. In Augsburg setzt man dagegen weiter auf das Prinzip Hoffnung. Doch die Veranstalter sind und bleiben von den kurzfristigen Entscheidungen von Bund und Ländern abhängig.

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