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Debatte: Streit um Tram-Takt: Das Verhältnis von Stadt und Stadtwerken ist belastet

Debatte

Streit um Tram-Takt: Das Verhältnis von Stadt und Stadtwerken ist belastet

Stefan Krog
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    Eine Straßenbahn vor dem Augsburger Rathaus: Das Verhältnis zwischen Stadt und Stadtwerken war schon mal besser. Zuletzt gab es Ärger um die Frage des Fünf-Minuten-Taktes.
    Eine Straßenbahn vor dem Augsburger Rathaus: Das Verhältnis zwischen Stadt und Stadtwerken war schon mal besser. Zuletzt gab es Ärger um die Frage des Fünf-Minuten-Taktes. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Vorstoß der Stadtwerke, in Augsburg dauerhaft beim 7,5-Minuten-Takt für Straßenbahnen zu bleiben, ist als gescheitert zu betrachten. Die Rathauspolitik hat die Diskussion zu dem Thema sofort gestoppt. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) und die schwarz-grüne Koalition halten sich zwar formal alle Optionen offen, aber es ist klar herauszuhören, dass man von einer dauerhaften Taktausdünnung im Hinblick auf die Mobilitätswende nicht viel hält. Die Botschaft in Kurzform: Wenn man die Leute zum Umsteigen auf den Nahverkehr motivieren will, sei ein schlechteres Angebot kontraproduktiv.

    Die Zahlen zum Augsburger Nahverkehr dürften schon da sein

    Abgehakt ist das Thema aber noch nicht. Denn politisch muss eine Antwort her, was den aktuellen 7,5-Minuten-Takt betrifft. Die Frage ist, wann er wieder aufgehoben wird, weil es angesichts von Entspannung an der Corona-Front sinnvoll ist. Entscheiden könnte man das grundsätzlich schon bald. Weber hat Zahlen von den Stadtwerken gefordert, doch vermutlich liegen diese schon längst vor. Immerhin gab es hinter verschlossenen Türen bereits Gespräche zwischen Stadt und Stadtwerken zu der Frage, welcher Takt künftig gelten soll - dass dabei Zahlen keine Rolle gespielt haben, scheint unwahrscheinlich. Anscheinend ging man aber mit sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen aus den Gesprächen heraus, was das Ergebnis betrifft.

    Dass die Stadtwerke den Fünf-Minuten-Takt schon seit etlichen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen kritisch sehen, ist ein offenes Geheimnis. Politisch führte in der Vergangenheit aber nie ein Weg zur Abschaffung. Vermutlich wollten die Stadtwerke nun vollendete Tatsachen schaffen. Als Begründung gilt zwar nicht der aktuelle Fahrgastrückgang aufgrund von Corona, sondern grundsätzliche Überlegungen, aber natürlich müssen auch Antworten her zu der Frage, wie die aktuellen Einnahmenausfälle aufgefangen werden. 20 Prozent weniger Fahrgäste bedeuten auch weniger Einnahmen, die ausgeglichen werden müssen, weil die staatlichen Rettungsschirme für den Nahverkehr zugeklappt werden.

    Die Frage um Tram-Takt in Augsburg hat ein psychologisches Moment

    Es ist schon richtig, dass eine Angebotsausdünnung beim Wiedergewinnen von Fahrgästen kaum hilfreich ist - es ist aber auch illusorisch zu glauben, dass die 20 Prozent einfach so wiederkommen, wenn man wieder in den Fünf-Minuten-Takt springt. Dafür braucht es weitergehende Überlegungen - in diesem Kontext ist dann die Taktfrage zu diskutieren. Das Thema hat dabei vor allem ein psychologisches Moment: Geht man davon aus, dass in den Hauptverkehrszeiten in der Summe ein ähnlich dichtes Angebot wie vor 2020 gefahren wird, besteht der Unterschied zwischen Fünf- und 7,5-Minuten-Takt auf einen ganzen Betriebstag gerechnet nur in den vier Stunden zwischen 14 und 18 Uhr. Pro Stunde und Linie fahren an jeder Haltestelle dann nur noch acht statt zwölf Züge.

    Die Augsburger Stadtwerke wollen nach der Pandemie nicht mehr zum Fünf-Minuten-Takt zurückkehren.
    Die Augsburger Stadtwerke wollen nach der Pandemie nicht mehr zum Fünf-Minuten-Takt zurückkehren. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der bemerkenswerteste Punkt in der Takt-Frage ist, dass Stadt und Stadtwerke scheinbar keinen Wert auf Abstimmung legen. Reibungslos war das Verhältnis zwischen der Mutter, die politisch denkt, und der Tochter, die die Dinge vom betrieblichen Ende her denkt, nie. Unter Stadtwerke-Chef Walter Casazza wurden viele innovative Ideen ausgebaut und entwickelt (Carsharing, Mobilitäts-Flatrate, BiBo-Ticket), die Tarifreform würde die Stadtpolitik aber lieber heute als morgen nachbessern. Die Ziele wie mehr Abos wurden erreicht, ein Teil der Fahrgäste hatte aber Nachteile dadurch und war sauer. Offene Kritik an den Stadtwerken seitens der Regierung gibt es bei diesem Thema aber mit gutem Grund nicht. Oberbürgermeisterin Weber setzte als damals für den Nahverkehr zuständige Wirtschaftsbürgermeisterin die Tarifreform politisch mit durch.

    Stadt und Stadtwerke haben auf manchen Ebenen ein gestörtes Verhältnis

    Auf anderen Ebenen muss man inzwischen von einem nahezu gestörten Verhältnis sprechen. Im Bauausschuss packt Baureferent Gerd Merkle (CSU) immer wieder das Hackebeil gegen die Stadtwerke aus, etwa zu deren vermeintlich schlechterer Baustellenplanung im Vergleich zur städtischen Planung. Auch beim von der Stadt gewünschten Rasengleis zur Linie 3 nach Königsbrunn gab es Kritik seitens der Stadt am verwendeten Rollrasen der Stadtwerke, von dem die Stadt vorab nichts gewusst haben will. Geschäftsführer Casazza konterte im Dezember vor versammeltem Stadtrat, dass das Thema ausweislich eines Besprechungsprotokolls sehr wohl in Anwesenheit von Vertretern der Stadt besprochen worden sei.

    Es scheint sich inzwischen gewisser Ärger aufeinander aufgestaut zu haben. Der Vorstoß mit den 7,5 Minuten seitens der Stadtwerke wird die Lage kaum verbessert haben. Fürs Bewältigen der Mobilitätswende sind das nicht die besten Voraussetzungen.

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