Die Maximilianstraßen in Augsburg und München haben mehr Gemeinsamkeiten, als man auf Anhieb glauben mag. Beide Straßenzüge liegen im Herzen ihrer Städte und werden gerne als Prachtmeilen bezeichnet. Die eine führt von der Bayerischen Staatsoper zum Bayerischen Landtag, die andere von St. Ulrich zum Rathaus. In der Mitte der einen Straße liegt das 5-Sterne-Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski, in der anderen das Vorzeigehotel Maximilian's, ehemals Drei Mohren. In München ist das Restaurant Brenners beliebt, in Augsburg speist man gerne schick im Mille Miglia. In beiden Straßen sind edle Boutiquen angesiedelt, wobei man in der schwäbischen nicht ganz so tief in den Geldbeutel greifen muss. Fahrer auffälliger und teurer Autos drehen auf beiden Boulevards gerne ihre Runden, um mit ihren Boliden zu protzen. Und damit sind wir bei einer weiteren Gemeinsamkeit angelangt, die gerade aktuelle Brisanz hat: Beide Straßen sollen vom Autoverkehr entlastet werden.
Augsburg allerdings ist hier schon ein gutes Stück weiter. Während es in der Landeshauptstadt um eine teilweise Streichung der Parkplätze geht, wird in Augsburg die Teilsperrung für den Verkehr diskutiert. Die Debatten in der Fuggerstadt über den Umgang mit der, hier wäre es wieder: Prachtmeile, sind freilich schon alt.
Chancen auf Veränderungen für Augsburgs Maximilianstraße stehen gut
Seit über zwei Jahrzehnten wird nachgedacht, wie sich der nächtliche Lärm eindämmen lässt. Dabei standen schon immer die Autoposer mit ihren röhrenden Auspuffen und dröhnender Musik im Fokus. Denn dass die Maxstraße, wie die Augsburger ihren Boulevard gerne abkürzen, auch eine Ausgehmeile für Nachtschwärmer ist, bleibt ein Fakt. Der kann und muss auch nicht geändert werden. Schließlich lebt die Maxstraße auch von ihren Clubs und Kneipen. Eine Großstadt, zudem eine Studentenstadt, braucht ein pulsierendes Nachtleben. Ansetzen lässt sich allerdings beim Autoverkehr. Und hier stehen die Chancen auf Veränderung so gut wie nie zuvor.
Was wurde nicht schon alles in den vergangenen Jahrzehnten versucht, um abends den Autoverkehr aus der Maximilianstraße zu verbannen. Es gab Pläne für eine Tiefgarage unter dem Herkulesbrunnen, vorübergehend wurden Poller installiert, im Sommer 2003 sperrte die Stadt die Straße testweise - aber nichts davon bewährte sich dauerhaft. Inzwischen sind fast 20 Jahre vergangen, der Zeitgeist hat sich verändert.
Der Zeitgeist beim Thema Verkehr hat sich verändert
Die Menschen sind umweltbewusster geworden. Öffentlicher Nah- und Fahrradverkehr sind in Innenstädten längst gleichwertige Mitbewerber des Autos. Es geht immer mehr darum, den öffentlichen Raum für Fuß- und Radverkehr und neue Mobilitätsformen zu nutzen und mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Da wäre die Teilsperrung der Maximilianstraße nur ein konsequenter Schritt. Dass das Konzept gut funktioniert, hat der vergangene Sommer gezeigt.
Es war der Pandemie geschuldet, dass an den Wochenendabenden die Maximilianstraße für Verkehr gesperrt worden war. Nachtschwärmer sollten dort genügend Platz haben, man wollte die Situation um den Herkulesbrunnen entzerren. Fazit: Es hat wunderbar funktioniert. Nicht nur die Verantwortlichen der Stadt und die Polizei waren zufrieden, vor allem die Anwohner stellten eine spürbare positive Veränderung fest. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) hat bereits signalisiert, diesen Sommer wieder ähnlich zu agieren. Warum nur im Sommer? Warum jetzt nicht die Chance ergreifen, die Meile dauerhaft abends zu sperren? Schließlich hieß es doch vonseiten der schwarz-grünen Stadtregierung, man plane eine autofreie Maximilianstraße.
Jetzt, nach den positiven Erfahrungen des vergangenen Jahres, ist ein guter Zeitpunkt, die abendliche Sperrung dauerhaft einzuführen. Und falls an dieser Stelle ein Argument à la "Die Menschen müssen nicht in der Innenstadt wohnen. Wenn sie es ruhig haben wollen, sollen sie auf das Land ziehen" kommen sollte, wäre dem entgegenzuhalten: Nein. Menschen müssen nicht jeden Lärm ertragen, auch nicht, wenn sie im Zentrum wohnen. Innenstädte wandeln sich, sie sollen lebenswerter werden. Augsburg könnte für München ein Vorbild werden.
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