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Debatte: Damit er attraktiv bleibt, muss sich beim Augsburger Stadtmarkt einiges ändern

Debatte

Damit er attraktiv bleibt, muss sich beim Augsburger Stadtmarkt einiges ändern

Michael Hörmann
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    Die Stadt Augsburg, in deren Verantwortung der Stadtmarkt liegt, braucht für den Bauernmarkt ein strategisches Konzept.
    Die Stadt Augsburg, in deren Verantwortung der Stadtmarkt liegt, braucht für den Bauernmarkt ein strategisches Konzept. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Augsburger Stadtmarkt ist 92 Jahre alt. Viele Augsburgerinnen und Augsburger sowie Kunden aus dem Umland und Touristen schätzen den Markt. Mitten in der Stadt gelegen, bietet die Einrichtung etwas Besonderes, was es ansonsten kaum in Deutschland gibt. Der

    An einem Donnerstag ist das Areal am Bauernmarkt wie leergefegt

    Situation eins: der zurückliegende Donnerstag. Es ist ein regnerischer Tag zur Mittagszeit. Auf dem Areal des Bauernmarktes, der ebenfalls zum Stadtmarkt gehört, ist nichts los. Alle Stände, die an der Wand zur Fleischhalle stehen, sind geschlossen. Die Öffnungszeiten beschränken sich derzeit auf Freitag und Samstag. Früher standen auf dem großen Platz, der neben der Marktgaststätte liegt, einzelne Verkaufsstände. Dass jetzt im Winter weniger los, ist nachvollziehbar. Doch selbst zu schöneren Jahreszeiten ging die Zahl der

    Der Blick von oben auf den Bauernmarkt.
    Der Blick von oben auf den Bauernmarkt. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Seit einiger Zeit ist der Bauernmarkt für Verkaufsstände auf dem freien Platz gesperrt. Grund sind die noch nicht abgeschlossenen Arbeiten am ehemaligen Gebäude des Stadtarchivs. Hier ist der Radiosender Klassik Radio eingezogen, das Unternehmen hat seinen Sitz vom Hotelturm in die Fuggerstraße verlegt.

    An Samstagen herrscht sehr viel Leben auf dem Stadtmarkt

    Situation zwei: ein Samstag, gerne auch in der Winterzeit. Es ist nahezu immer etwas los auf dem Stadtmarkt. Menschen zieht es in großer Zahl zum Einkaufen. Der Stadtmarkt profitiert nicht nur von seinem Angebot, sondern auch vom besonderen Flair. In den Gassen geht es eng zu, was in Zeiten der Corona-Pandemie nicht jedem gefällt. Wer dies alles nicht mag, bleibt daheim oder geht anderswo hin, um Lebensmittel einzukaufen.

    Den Markt meiden allerdings auch Kunden, denen die Preise zu hoch sind. Auch dies gehört zu einer Bestandsaufnahme der aktuellen Situation. Gut besucht sind samstags die Stände von Händlern, die früher am Bauernmarkt saßen. Diese sind jetzt in der Bäckergasse an der Wand zur Viktualienhalle. Auch hier geht es eng zu, weil Kunden an Samstagen bei Bäckereien anstehen oder sich gegenüber mit Obst und Gemüse eindecken. Aus Kreisen der Bauernmarkt-Händler ist zu hören, dass sie sich mit dem Standort gut angefreundet haben. Sie könnten sich vorstellen, dauerhaft zu bleiben.

    Patricia Breumair hat ihren Bauernmarkt-Stand an Samstagen nun vor der Viktualienhalle.
    Patricia Breumair hat ihren Bauernmarkt-Stand an Samstagen nun vor der Viktualienhalle. Foto: Michael Hörmann (Archivbild)

    Wer diese beiden Situationen beleuchtet, sieht schnell, dass für den Platz des Bauernmarkts großes Entwicklungspotenzial besteht. Es kann nicht sein, dass dort allenfalls an Samstagen einzelne Stände stehen. Dafür ist der Platz zu attraktiv. Klassik Radio hat bereits signalisiert, dass der Sender womöglich Veranstaltungen auf dem Bauernmarkt ausrichten würde. Kleine Konzerte fallen darunter. Gegenwärtig stehen die Jahreszeit und die Pandemie diesen Plänen im Weg, doch sie hätten natürlich ihren Reiz.

    Für den Platz am Bauernmarkt ist ein strategisches Konzept nötig

    Die Stadt Augsburg, in deren Verantwortung der Stadtmarkt liegt, braucht für den Bauernmarkt ein strategisches Konzept. Dabei fängt man ja nicht bei null an. Es ist bekannt, dass für Marktgaststätte sowie die Gastronomiestände Sakura und Vin Café zusätzliche Entwicklungschancen möglich wären. In diesem Fall müsste der Bauernmarkt aber vom übrigen Stadtmarktgelände abgegrenzt werden - ein Zaun oder ein Schiebetor wären denkbar. Wenn unter der Woche die Geschäfte am Markt spätestens um 18 Uhr schließen, der Bauernmarkt aber länger geöffnet wäre, wäre eine neue Regelung nötig.

    Weil Händlerinnen und Händler des Stadtmarkts ihre Ware teils über Nacht nur abdecken, darf die Zone nach Geschäftsschluss nicht betreten werden. Deshalb werden gegenwärtig an Abenden stets die Tore am Markt abgeschlossen. In der Frage, wie es weitergeht, spielt ferner das Angebot eine Rolle. Die Fleischhalle ist in ihrem derzeitigen Zustand wenig einladend. Wer ein tolles Sitzangebot für hungrige Gäste in der Halle fordert, verkennt aber die Ausgangslage: Es gibt immer mehr Imbissstände, die ihr Hauptgeschäft zur Mittagszeit machen. Wenn sich die Aufenthaltsqualität in der Halle extrem erhöht, gibt es nicht mehr den gewünschten häufigen Wechsel. Mittagsgäste sollen gar nicht lange bleiben.

    Auch für die Fleischhalle bedarf es neuer Ideen

    Es gäbe dennoch die Möglichkeit einer Veränderung. Diese hängt mit der Grundkonzeption der Halle zusammen. Sie ist darauf ausgerichtet, dass an beiden Seiten Verkaufsstände stehen. Deren Belegung aber wird schwieriger. Die Leerstände in der zurückliegenden Zeit und die häufigeren Wechsel der Mieter verdeutlichen dies. Was tun? Womöglich müsste die Stadt die Zahl der Stände reduzieren. Dies hätte zur Folge, dass mehr Platz für eine attraktivere Bestuhlung vorhanden wäre. Gäste könnten dann länger sitzen.

    Im Vergleich zur Fleischhalle wirkt die Viktualienhalle einladender. Einzelnen Händlern geht die derzeit laufende Modernisierung nicht weit genug. Andere ärgern sich über den Fahrplan der Schließung von Mitte Januar bis Mitte Februar. Dabei müsste jedem klar sein, dass eine Sanierung der Elektrik nicht bei laufendem Betrieb möglich ist. Das Jammern der Händler an dieser Stelle ist überzogen. Die Debatte darüber ist ebenso wenig zielführend wie Diskussionen über die Samstag-Öffnungszeiten. Damit der Markt sein 100-jähriges Bestehen zünftig feiern kann, muss in die Struktur eingegriffen werden. Je früher, desto besser.

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