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Debatte: Augsburgs Innenstadt lebt davon, gut erreichbar zu sein

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Augsburgs Innenstadt lebt davon, gut erreichbar zu sein

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    Das bevorzugte Verkehrsmittel von Besuchern der Innenstadt ist der öffentliche Nahverkehr. Besonders junge Menschen und Senioren nutzen ihn.
    Das bevorzugte Verkehrsmittel von Besuchern der Innenstadt ist der öffentliche Nahverkehr. Besonders junge Menschen und Senioren nutzen ihn. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    Am Samstag werden in der Augsburger Innenstadt wieder viele Passanten unterwegs sein – es ist der frequenzstärkste Tag in der Woche, auch wenn das nicht bedeutet, dass die Fußgängerzone rappelvoll ist. Es sind im Trend wieder mehr Besucher, aber den Anschluss an Zeiten vor 20 Jahren wird die Stadt wohl nicht mehr schaffen.

    Öffentliche Verkehrsmittel sind für die Innenstadt lebensnotwendig

    Das hat viele Gründe. Die City-Galerie, die 2001 am Rande der Innenstadt auf die Bühne trat, ist sicher ein Magnet, der insgesamt viel Kundschaft nach Augsburg zieht. Wie viel die Geschäfte der Fußgängerzone davon haben, ist eine Frage, über die seit Bestehen des Einkaufszentrums diskutiert wird. Manche Kunden nutzen beide Angebote bei einem Innenstadt-Besuch, doch manchen reicht auch das Angebot der überdachten Einkaufswelt. Überlagert wird dieses Thema vom weitaus stärkeren Effekt des Online-Handels.

    Nicht erst seit der Tarifreform bei Bus und Tram – und deren negativen Auswirkungen auf manche Gelegenheitsfahrer sowie positiven Folgen für manche Abonnenten – ist die Frage der Erreichbarkeit ein Thema. Unbestritten ist: Die Innenstadt lebt davon, gut erreichbar zu sein. Vom Einzelhandel ist zu hören, dass die Kundschaft mit dem Auto kommt. Da ist auch etwas dran: Wer etwas Schwereres wie Geschirr oder Elektrogeräte kauft, will das nicht durch die Stadt schleppen.

    43 Prozent der Innenstadt-Besucher kommen mit dem Nahverkehr

    Die Frage ist, ob mehr und billigere Parkplätze die Lösung sind. Man muss die Forderung, dass die Stadt die Parkgebühren senken oder ein eigenes Parkhaus bauen soll, zu Ende denken: 60 Cent pro Stunde wie in der City-Galerie hätten zur Folge, dass mehr Autofahrer kommen – die dann keinen Parkplatz finden. Der Platz am Straßenrand ist nicht erweiterbar. Und auch wenn man einmal alle verkehrs-, umweltpolitischen und stadtplanerischen Bedenken beiseiteschiebt – um einen preissenkenden Effekt zu haben, müsste ein städtisches Parkhaus riesige Stellplatzmengen bieten. Eine Tiefgarage unter der Fuggerstraße fiel bekanntermaßen im Bürgerentscheid durch.

    Die Frage ist, wie nötig so etwas überhaupt ist. Bei der jüngsten Passantenbefragung kam heraus, dass 43 Prozent der Innenstadt-Besucher (auch in der City-Galerie wurde befragt) mit dem Nahverkehr kamen, 24 Prozent mit dem Auto. Was das Auto betrifft, geht die Tendenz seit zwei Jahren deutlich nach unten, der große Gewinner ist das Fahrrad (inzwischen rund 13 Prozent). Zum Teil hat diese Verlagerung sicher mit der veränderten Kundschaft zu tun – wenn die Zahl der Umland-Kunden sinkt, geht auch die Zahl der Auto-Nutzer zurück, weil vor allem die Bewohner der Landkreise aufgrund der größeren Entfernung das Auto nutzen. Aber das ist kein erschöpfender Ansatz: Nur die Hälfte der befragten Besucher aus dem Umland kommt mit dem Auto. Sein Anteil nimmt also insgesamt ab.

    Gelegenheitsfahrgäste könnten durch AVV-Tarife wieder aufs Auto umsteigen

    Mit der autogerechten Infrastruktur einer City-Galerie oder Fachmärkten am Stadtrand kann keine Innenstadt konkurrieren, also sollte sie es auch nicht versuchen. Sie verspielt damit andere Stärken wie Aufenthaltsqualität. Ein Parkleitsystem wäre trotzdem ein notwendiger Schritt, weil so die Schwelle für autofahrende Umlandbewohner gesenkt wird, die Innenstadt zu besuchen. Die Verkehrsumlegung im Zuge des Kö-Umbaus hat manche Autofahrer verschreckt. Und der Nahverkehr aus dem Umland bietet teils noch keine geeigneten Lösungen: Es gibt ohne dritte Gleise keinen verlässlichen Takt, samstags fahren die Züge zu selten.

    Und dann ist da natürlich noch das Thema Tarif. Einem Teil der Gelegenheitsfahrgäste 100 Prozent Mehrkosten zuzumuten, war zu viel. Ein Teil der Gelackmeierten wird wohl seine Ankündigung wahr machen und wieder aufs Auto umsteigen. Wirtschaftlich gesehen ist das für die Betroffenen nachvollziehbar, auch wenn die realen Betriebskosten eines Autos unterschätzt werden. Wie schädlich der Umstieg aufs Auto unterm Strich für die Umwelt ist, wird sich noch zeigen, weil man den Umweltnutzen zusätzlicher Abos gegenrechnen muss und ja auch das Rad als Alternative zur Verfügung steht. Erreichbar bleibt die Innenstadt in jedem Fall.

    Eine Blechlawine mit Staus ist kaum zu befürchten, selbst wenn alle Betroffenen ihre Drohung wahr machen. Es geht um deutlich weniger als fünf Prozent aller unternommenen Fahrten mit Bus und Tram jährlich. Abziehen muss man noch diejenigen, die das Kurzstreckenticket nutzen können, um in die Stadt zu kommen.

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