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Debatte: Ärger in der Augsburger Maxstraße: Die strengen Regeln sind nicht übertrieben

Debatte

Ärger in der Augsburger Maxstraße: Die strengen Regeln sind nicht übertrieben

Jan Kandzora
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    Szene in der Augsburger Maxstraße: Zählungen ergaben, dass sich am vergangenen Wochenende zu Spitzenzeiten bis zu 200 Menschen am Herkulesbrunnen getroffen haben. Vorher seien es bis zu 800 Personen gewesen, heißt es.
    Szene in der Augsburger Maxstraße: Zählungen ergaben, dass sich am vergangenen Wochenende zu Spitzenzeiten bis zu 200 Menschen am Herkulesbrunnen getroffen haben. Vorher seien es bis zu 800 Personen gewesen, heißt es. Foto: Peter Fastl

    Am vergangenen Wochenende war die Lage mal ruhig. In der Maxstraße, auf Augsburgs beliebtester Feiermeile, war es zuletzt oft aggressiv und laut zugegangen. Nun existieren neue Regeln, und zumindest am ersten Wochenende seit der Einführung schienen sie bereits zu wirken. Die Stadt hat sich für sinnvolle Maßnahmen entschieden, die weder hysterische Regulierungen sind, noch auf blindem Aktionismus beruhen.

    Sie hat in Teilen der Innenstadt ein Glasflaschenverbot verhängt, den Autoverkehr und den Verkauf von Mitnahmegetränken eingeschränkt. Das alles ist nicht ohne, aber noch halbwegs maßvoll, was für einige Entscheidungen in der Vergangenheit nicht immer galt, wenn es darum ging, die Schattenseiten der Partyszene einzudämmen. Es kam zwar in den vergangenen Jahren oft vor, dass über die Auswüchse im Nachtleben diskutiert wurde, und doch sind die Vorzeichen nun andere.

    In der Maximilianstraße gilt jetzt an Wochenenden ein nächtliches Fahrverbot für den motorisierten Verkehr.
    In der Maximilianstraße gilt jetzt an Wochenenden ein nächtliches Fahrverbot für den motorisierten Verkehr. Foto: Bernd Hohlen

    Dieses Mal findet die Debatte unter dem Eindruck der Corona-Krise statt. Es geht also nicht (nur) um Anwohner, die sich von lärmenden Jugendgruppen gestört fühlen, um Gewalt, Pöbeleien und Müll – es geht vor allem um die berechtigte Sorge vieler Menschen, dass hunderte dicht gedrängte Menschen unter freiem Himmel das Infektionsgeschehen verschärfen könnten. Um die Sorge, dass Feiernde mit dem Coronavirus infiziert sind und es beim Feiern unbemerkt weiter verteilen, ohne, dass sich später nachvollziehen ließe, wer von wem angesteckt wurde.

    Die Debatte ist, obwohl seit Jahren geführt, derzeit also völlig gerechtfertigt, auch wenn das, was sich derzeit in der Maxstraße abspielt und teils für rege Aufregung sorgt, im Normallfall nicht besonders gravierend wäre. Ja, es gibt Fälle von Gewalt, auch gegen Polizisten und Ordnungskräfte, es gibt Lärm, Müll und Aggressivität. Aber das gibt es in der Feiermeile einer Großstadt nun einmal immer, es ist etwas, was man zum Teil auch in Kauf nehmen muss, will man das Nachtleben einer Metropole nicht völlig einfrieren, wenn auch vielleicht nicht in dem Ausmaß wie in der Maximilianstraße. All diese Auswüchse gibt es derzeit vermutlich aber nicht mehr als in Vorjahren.

    Maxstraße in Augsburg: Stadt stellt neue Regeln für Partygänger auf

    Sie spielen sich aufgrund der Corona-Krise nur unter freiem Himmel ab, nicht mehr in den Clubs und Bars, die weiter schließen müssen. Sie sind damit sichtbarer. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) hat zuletzt gesagt, man setze im ersten Schritt nicht auf Law-and-Order-Maßnahmen, also allzu verschärfenden Einschränkungen. Was ein kluger Schritt ist, weil es erstens auch die Bedürfnisse von Feiernden respektiert, zweitens einen Verdrängungseffekt zu anderen Plätzen abschwächt und drittens keine überharten und drastischen Einschränkungen bedeutet, die man erst mal zurückdrehen muss, sind sie einmal eingeführt. Die gab es in der Vergangenheit ja durchaus und gibt sie noch.

    Erinnert sich noch jemand an das "Döner-Verbot" in der Maxstraße, das ganz ohne Hintergedanken zum Infektionsschutz eingeführt und schließlich gerichtlich gekippt wurde? Oder die Tatsache, dass die Stadt für sich in Anspruch nimmt, Menschen, die wiederholt durch Gewalt- oder Drogendelikte aufgefallen sein sollen, im Zweifelsfall ganz ohne abgeschlossenes Ermittlungsverfahren oder gar rechtskräftiges Urteil monatelang aus der Innenstadt verbannen zu dürfen, zumindest zu bestimmten Uhrzeiten?

    Was man bei aller Ablehnung dessen, was sich in der Maxstraße in anderen öffentlichen Räumen wie etwa dem Drei-Auen-Platz in Oberhausen teils abspielt, auch bedenken muss: Es sind durch die Corona-Krise viele Treffpunkte von jungen Menschen vorerst verschwunden. Dass diese jungen Menschen sich irgendwo aufhalten und zusammenkommen wollen, kann man ihnen aber nicht verdenken. Es ist für sie vielleicht auch eine Frage des Geldes, sich mit einem Kasten Bier irgendwo hinzusetzen, statt gediegen einen Cocktail in der Gastronomie zu trinken.

    Das Gebiet rund um die Maxstraße ist die Partyzone der Stadt. Und der Herkulesbrunnen einer der beliebtesten Treffpunkte.
    Das Gebiet rund um die Maxstraße ist die Partyzone der Stadt. Und der Herkulesbrunnen einer der beliebtesten Treffpunkte. Foto: Michael Hochgemuth

    Die neuen Regeln in der Innenstadt schützen die Anwohner

    Auch ist Augsburg von Zuständen, wie es sie zuletzt in Stuttgart oder Frankfurt gab, bislang noch weit entfernt. Dramatisieren muss man die Lage also nicht. Man kann auch konstatieren, dass junge Leute, die sich in der Öffentlichkeit treffen, seit Beginn der Corona-Krise ein allzu beliebter Sündenbock sind und Augsburg eine weiterhin sehr sichere Stadt ist, was man angesichts regelmäßiger Debatten um das Thema Sicherheit im öffentlichen Raum leicht vergessen kann.

    Was zugleich nicht heißen soll, dass es für die aktuellen Maßnahmen keinen Anlass gäbe. Es sind ja nicht nur Sorgen um eine weitere Corona-Welle, mit der sie sich begründen lassen, es geht auch um die Bedürfnisse der Anwohner, die, Feiermeile hin oder her, nicht jeden Lärmpegel, nicht jede Aggressivität erdulden müssen. Sehr wohl allerdings sollten die Verantwortlichen der Stadt intensiv darüber nachdenken, ob es eine weitere Verschärfung der Regeln tatsächlich bräuchte, selbst dann, wenn sich die Lage in der Maxstraße wieder verschlechterte. Nicht nur aus Gründen der Verhältnismäßigkeit, sondern auch, weil nicht viel damit gewonnen wäre, wenn die Feiernden schlicht an andere Orte ausweichen oder gleich zuhause treffen, also in geschlossenen Räumen.

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