Vielleicht war der Aufstieg in die Bundesliga auch eine späte Belohnung für das Cricket-Team der DJK Göggingen. Eine Belohnung für viel Ärger und Unannehmlichkeiten. Zumindest will die ehemalige Vorsitzende der DJK, Brigitte Zimmer, die chaotischen Zeiten der Gründung im Jahr 2016 gar nicht erst schönreden. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise erreichte sie die Anfrage vom Sport- und Bäderamt. „Da sind viele Leute dabei, die würden gerne Cricket spielen. Die würden wir euch gerne vorbeischicken, wurde uns am Telefon gesagt. So nach dem Motto, ihr schafft das schon“, erinnert sich Zimmer. Sie gibt ehrlich zu: „Im Prinzip waren wir völlig überfordert. Da kamen 120 Leute.“
Dennoch war dies auch die Geburtsstunde der Gründung. Ihr bereits verstorbener Mann Siegfried Stindl und sie stampften praktisch im Alleingang eine neue Abteilung aus dem Boden. Zimmer schüttelt den Kopf: „Das war völlig chaotisch. Da standen Männer aus Indien, Pakistan, Afghanistan oder Eritrea da und keiner verstand ein Wort Deutsch.“ Das war aber nicht das einzige Problem: „Kulturell gab es immer wieder Streitigkeiten. Wir hatten damals auch innerhalb der Mannschaft sogar ein Drogenproblem. Da haben wir dann hart durchgegriffen.“
Eine Spielstätte zu finden, war eine weitere Schwierigkeit. „Zumal es natürlich auch viele Vorbehalte gab“, sagt Zimmer. Beim SV Hammel hat man dann doch für eine längere Zeit eine Heimat gefunden. Seit 2022 spielt das Cricket-Team „Aux CC – die Augsburger Adler“ auf der Anlage der DJK Hochzoll. Im Gegensatz zu 2016 hat sich vieles geändert. Aus einem chaotischen Haufen ist ein siegreiches Team geworden. Eines, das kürzlich von der Regionalliga in die Bundesliga aufgestiegen ist. Mittlerweile hat auch Brigitte Zimmer ihr Amt an Claudia Eberle und Markus Grunwald weitergegeben.
Cricket wird 2028 in Los Angeles erstmals olmpische Sportart
Nun, Cricket hat in Deutschland noch einen eher exotischen Touch. Allerdings, in den vergangenen Jahren ist der Sport gewachsen, vorwiegend durch die Migration. Mittlerweile wurden in Deutschland über 160 Vereine gegründet, und es könnten noch etliche dazu kommen, denn 2028 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles wird Cricket erstmals im Programm sein. Wenn Miriam al Hossain, die Abteilungsleiterin, Worte wie Batter (Schlagmann), Bowler (Werfer) oder Runs (Punkte) benutzt, dann schaut der Laie sparsam. Die Spartenchefin lächelt: „Das mit den Begriffen und Regeln ist gar nicht so schwer. Für Kinder haben wir eigens einen Flyer gemacht, der Cricket einfach erklärt.“
Kinder und vor allem deutsche Spieler sucht der Verein dringend. „Unsere Spieler kommen aus Südafrika, Indien, Bangladesch oder Pakistan. Für die ist Cricket wie für andere Fußball“, meint al Hossain, deren Mann Imram auch den künftigen Bundesligisten trainiert. Allerdings hat die Cricket-Bundesliga überhaupt nichts mit Profitum zu tun. Jedenfalls nicht in Deutschland. „Die Spieler müssen ihr Equipment selbst bezahlen. Da kommen schon gut 300 Euro zusammen“, so die Spartenchefin. Auch die Auswärtsspiele in der Bundesliga müssen die Spieler selbst stemmen - wenigstens nur auf bayerische Plätze in Erlangen, Nürnberg, Lohhof oder Ingolstadt. Vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) bezieht der Klub auch Fördermittel., knapp 2000 Euro im Jahr. „Große Sprünge kann man da nicht machen“, meint Zimmer.
In die Cricket-Abteilung der DJK Göggingen it Ruhe eingekehrt
Allerdings ist im Gegensatz zu früheren Jahren die Abteilung zur Ruhe gekommen. Fast alle Spieler arbeiten, sind in der Mannschaft integriert und sehr ehrgeizig. „Ich denke, wir haben das gut im Griff“, glaubt al Hossain. Allerdings musste sie sich in diesem sehr von Männern dominierten Sport erst einmal durchsetzen. So wie ihre Vorgängerin Brigitte Zimmer. Die hatte es etwas einfacher: „Ich war ja für viele eine Mutter-Ersatz.“ Miriam al Hossain wird ebenfalls respektiert: „Aber auch, weil mein Mann Trainer ist und er natürlich hinter mir steht. Es ist jetzt gut, wie es ist, aber es ist nicht immer ganz einfach.“
Jetzt freut man sich auf die Saison. Im April ist dann wieder jeden Montag Outdoor-Training und die Saison beginnt. Theoretisch könnte „Aux CC“ erneut aufsteigen. Die Abteilungsleiterin lacht: „Das wäre dann die Europaliga. Davon träumen unsere Jungs.“ Wäre das überhaupt zu stemmen? Miriam al Hossain zuckt mit den Schultern, lächelt und sagt: „Wer weiß? Wenn wir bis dahin einen reichen Sponsor finden.“
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