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Corona-Krise: Reiseboom? Wie geht es für Augsburger Reisebüros nach der Krise weiter?

Corona-Krise

Reiseboom? Wie geht es für Augsburger Reisebüros nach der Krise weiter?

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    Palmen, Strand und Meer: Für viele Menschen gehört das zu einem Traumurlaub dazu. Doch wann sind Fernreisen wieder möglich?
    Palmen, Strand und Meer: Für viele Menschen gehört das zu einem Traumurlaub dazu. Doch wann sind Fernreisen wieder möglich? Foto: Anna Lisa Lienert (Symbol)

    In den Augsburger Reisebüros herrscht Dunkelheit. Nur vereinzelt sieht man noch Mitarbeiter an den Schreibtischen sitzen, dort, wo Menschen zuvor noch voller Vorfreude ihren Urlaub geplant hatten. Das Ostergeschäft ist schon verloren. Doch auch was Pfingsten und die Sommerferien betrifft, mag im Augenblick niemand an Urlaub denken. Der komplette Ausfall von Reisen hat die Tourismusbranche hart getroffen. Dennoch blickt die Branche vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Wie ist die Lage in Augsburg?

    So auch der Geschäftsführer eines großen Reiseunternehmens in Augsburg. Trotz der Krise gibt er sich zuversichtlich: „Das Grundbedürfnis zu reisen ist bei den Menschen weiterhin da“, sagt der Experte, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Schon jetzt seien bei ihm erste Buchungen für Kreuzfahrten im kommenden Jahr eingegangen. Allerdings, so schätzt er, werde das Reiseverhalten sich erst nach und nach normalisieren. „Ich vermute, dass zunächst die Reisen innerhalb Deutschlands und dann in Österreich und der Schweiz wieder zunehmen.“ Länger werde es dauern, bis wieder Fernreisen gefragt seien.

    Bis dahin ist es aber noch lange hin. Momentan sei es ruhig, nur noch wenige Mitarbeiter befinden sich im Büro. „Die Urlaubsanfragen sind bisher verhalten, ab Herbst und für die Sommerferien gibt es vereinzelt wieder welche.“ Eine ungewohnte Situation für den Geschäftsführer. Er könne sich nicht erinnern, dass die Reisebranche schon einmal solche Einbußen erlitten hatte. Bis Ende Mai habe er alle Reisen stornieren müssen. „Wir bieten Urlaube in den Pfingstferien an“, sagt er. In Bayern beginnen diese Anfang Juni. Ob die Reise dann tatsächlich stattfinden werde, könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Wir benachrichtigen unsere Kunden vier Wochen im Voraus, wenn ihre Reise storniert wird.“ Überhaupt falle es ihm schwer, Prognosen abzugeben. „Es hängt von der Entscheidung seitens der Regierung ab“, verdeutlicht der Geschäftsführer.

    Corona-Krise: Interesse an Kreuzfahrten geht gegen Null

    Ähnlich ergeht es Reinhard Kotzaurek, General Manager Central Europe für STA Travel. Einem Reiseanbieter, der aufgrund seiner Individual- und Abenteuerreisen besonders bei Jüngeren und Studenten beliebt ist. Anders als sein Augsburger Kollege bewirbt er auf seiner Homepage weiterhin Urlaubsreisen. Allerdings bisher ohne Resonanz. Kotzaurek: „Faktisch besteht Interesse ab der zweiten Jahreshälfte 2020“, beschreibt er den Rückgang an Kundenanfragen. Beliebte Urlaubsziele wie etwa Südostasien aber auch Weltreisen seien „merklich zurückgegangen“, sagt er. Auch das Interesse an Kreuzfahrten liege momentan bei Null.

    Wobei manche Urlauber wohl noch leise Hoffnung für Ende des Jahres und für 2021 schöpfen, wie es scheint. „Wir haben Anfragen, natürlich auf Sparflamme. Kundenanfragen kommen zu Australien, Neuseeland, Bali aber auch zu EU-Staaten.“ Sogar Interesse an „Round the World Tickets“ gebe es für Ende des Jahres. Diese Entwicklung stimmt den Reiseexperten zuversichtlich, dass die Tourismusbranche sich wieder erholen wird. Allerdings rechnet auch Kotzaurek mit einer langsamen Normalisierung und „einer stufenweisen Entwicklung des Reiseverhaltens“. Viel hänge von den äußeren Umständen der Reiseziele ab.

    Urlaub in Corona-Zeiten: Viele Menschen sind verunsichert

    Aber auch die wirtschaftliche Situation der Urlauber spiele eine Rolle, gibt Carolina Härting vom Reisecenter Lechhausen zu bedenken. Sie beobachtet derzeit eine große Verunsicherung bei ihren Kunden. „Viele wissen nicht, ob sie demnächst in Kurzarbeit gehen oder ob sie überhaupt noch ihre Stelle haben werden.“ Nicht viel besser ergehe es dem Reisebüro selbst, dessen finanzielle Lage angespannt sei, wie Härting verdeutlicht. „Da wir für Reisen, welche nicht durchgeführt werden, keine Provision vom Veranstalter erhalten, arbeiten wir momentan ehrenamtlich und ohne Ertrag.“

    Auch für Adnan Straub, Inhaber des Reisebüros am Kö, hat sich seine Arbeit grundlegend geändert. „Der Alltag heißt nun, bedingt durch die aktuelle Situation, Kunden zu informieren und Reisen beziehungsweise Flüge zu stornieren oder umzubuchen. Anfragen zu neuen Buchungen kommen im Moment so gut wie überhaupt nicht.“ Erste Reisen bietet er ab Juni an, Pauschalreisen sogar erst einen Monat später.

    Reisebüro-Betreiber: "So eine Krise habe ich noch nicht erlebt"

    „Im Moment bin ich in dieser Sache sehr vorsichtig“, sagt Straub. Eine solche Krise habe er noch nicht erlebt, sagt der Reisebüro-Betreiber. „Politische Unruhen oder Kriegszustände gab es immer“, schildert er. „Von diesen waren aber oftmals nur die betroffenen Regionen betroffen.“ Dafür rechnet der Geschäftsmann ab Frühjahr 2021 mit einem Reiseboom.

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