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Corona in Augsburg: Was die Ausbreitung von BA.5 für Augsburg bedeutet

Corona in Augsburg

Was die Ausbreitung von BA.5 für Augsburg bedeutet

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    In Augsburg sind die Inzidenzwerte zuletzt wieder gestiegen. Grund dafür ist auch der Corona-Subtyp BA.5.
    In Augsburg sind die Inzidenzwerte zuletzt wieder gestiegen. Grund dafür ist auch der Corona-Subtyp BA.5. Foto: Silvio Wyszengrad

    Lange lief alles so, wie es erwartet worden war. Der Sommer kommt, Corona verschwindet, zumindest in der Wahrnehmung. Und tatsächlich bewegten sich die Infektionszahlen in Augsburg seit Frühling kontinuierlich nach unten - bis der Abwärtstrend Ende Mai plötzlich ein Ende fand. Seitdem steigt die Sieben-Tage-Inzidenz wieder - langsam zwar, in der Tendenz aber eindeutig. Am Freitag lag sie bei 433,7. Schon allein damit unterscheidet sich Augsburgs dritter Corona-Sommer von seinen Vorgängern. Doch auch sonst hat sich die Lage verändert.

    Nach Angaben des Gesundheitsamts gelten derzeit knapp 2500Menschen in Augsburg als infiziert. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer aktuell etwa doppelt so hoch liegt. Dies liegt auch an der Zahl der Tests, die verglichen mit früheren Pandemie-Phasen deutlich zurückgegangen ist. Von knapp 1100 PCR-Tests, die laut Stadt in der vergangenen Woche vom 20. bis zum 26. Juni gemacht wurden, waren 81,5 Prozent positiv. Zum Vergleich: In derselben Kalenderwoche 2021 lag die Positivrate in Augsburg bei 1,2 Prozent. Die Sieben-Tage-Inzidenz tänzelte damals rund um die 10er-Marke. Dass die Lage inzwischen eine andere ist, liegt vor allem an Omikron. Die Corona-Variante führt zu deutlich mehr Ansteckungen, die Krankheitsverläufe sind aber meist milder. Auch innerhalb der Varianten kann es zu Veränderungen kommen, sogenannten Subtypen. Und hier kommt BA.5 ins Spiel.

    Corona-Subtyp BA.5 breitet sich in der Stadt Augsburg aus

    BA.5 gilt als bislang ansteckendster bekannter Corona-Subtyp und ist deutschlandweit inzwischen dominant. Augsburgs Gesundheitsreferent Reiner Erben sieht - neben einem möglichen Nachhol-Effekt wegen der Pfingstferien - die Ausbreitung von BA.5 als Hauptgrund für den jüngsten Anstieg der Inzidenzwerte. Das Ende der aktuellen Entwicklung sei möglicherweise noch nicht erreicht: "Vor allem im Nordwesten Deutschlands und in Nordbayern ist das Infektionsgeschehen aktuell besonders hoch. Es ist davon auszugehen, dass dieses Infektionsgeschehen Augsburg noch nicht vollständig erreicht hat", so Erben. "Insofern kann es auch in Augsburg in den nächsten Tagen noch zu einem weiteren Anstieg kommen, sofern die weitere Ausbreitung der aktuellen Welle in Deutschland nicht bereits ihren Höhepunkt überschritten hat und langsam zum Erliegen kommt."

    Dass BA.5 immer mehr um sich greift, macht sich auch am Uniklinikum Augsburg (UKA) bemerkbar. Am Donnerstag waren dort 35 Covid-Patientinnen und -Patienten in stationärer Behandlung, fünf davon auf der Intensivstation. "Wir erleben einen leichten Anstieg der Fallzahlen", sagt André Fuchs, Oberarzt im Bereich Infektiologie. Allerdings seien Zufallsbefunde bei eigentlich asymptomatischen Patienten häufig. Als "wesentlichen Treiber" der Entwicklung sieht auch Fuchs den Subtyp BA.5. Er sei unter infizierten Patientinnen und Patienten dominierend, seine Ausbreitung habe auch zu einer "leicht steigenden Patientenzahl" geführt.

    Was einen Unterschied zu früheren Pandemie-Jahren darstelle: "Es ist zu befürchten, dass durch die BA.5-Welle auch in den Sommermonaten kein weiterer deutlicher Abfall der Inzidenz resultiert. Somit rechnen wir damit, dass auch im Krankenhaus während der Sommermonate, anders als im letzten Sommer, immer eine relevante Anzahl von Patienten und Patientinnen mir Corona-Infektion zu versorgen sind."

    Uniklinikum: Omikron-Wellen haben zu "Durchseuchung" beigetragen

    Jedoch: Positiv macht sich inzwischen bemerkbar, dass der Raum Augsburg von früheren Omikron-Wellen zu Jahresbeginn und im Frühjahr vergleichsweise stark getroffen wurde - Stichwort "Durchseuchung". "Durch die relativ hohe Inzidenzen in der Bevölkerung zu Zeiten der Omikron-BA.1- und -BA.2-Wellen ist ein relativ hoher 'natürlicher' Immunisierungsgrad der Bevölkerung anzunehmen", sagt Fuchs. Omikron-Folgeinfektionen - also etwa BA.5 nach BA.1 - seien weiterhin selten, eine hohe "Durchseuchung" scheine vor der aktuellen Welle "zumindest etwas" zu schützen.

    Doch was passiert im Herbst? Solange Omikron-Subvarianten dominant bleiben, gibt es laut Fuchs Grund zur Hoffnung, dass der hohe Durchseuchungsgrad "einen gewissen Schutz" vor sehr rasch steigender Inzidenz bietet. Allerdings sei "leider" nicht abzusehen, "ob in näherer Zukunft eine neue Variante entsteht, die wiederum in der Lage ist in größerem Maße Omikron-Genesene zu infizieren. In einem solchen Szenario muss man schon damit rechnen, dass es wieder zu einer relevanten "Herbstwelle" mit entsprechender Belastung des Gesundheitssystems kommen kann."

    Dr. med. André Fuchs, Oberarzt Infektiologie am Universitätsklinikum Augsburg.
    Dr. med. André Fuchs, Oberarzt Infektiologie am Universitätsklinikum Augsburg. Foto: Uniklinikum Augsburg

    Steigende Inzidenz: Stadt bereitet sich mit neuer Pandemie-Abteilung vor

    Auch die Stadt richtet den Blick bereits auf die kälteren Monate. Nach Auskunft von Gesundheitsreferent Reiner Erben wird deshalb am Gesundheitsamt derzeit eine neue "Präventions- und Pandemiebekämpfungsabteilung" aufgebaut. Das "multiprofessionelle Team" mit knapp zehn Fachkräften habe die Aufgabe, "im Bedarfsfall umgehend einen mehrköpfigen Krisenstab Gesundheitsamt zu bilden, um alle für die Pandemiebekämpfung im Gesundheitsamt anfallenden Aufgaben und das hierfür eingesetzte Personal zu koordinieren." Darüber hinaus seien die Verträge mit externen befristeten Kräften, die bislang für Fallerfassung und -bearbeitung sowie im Bedarfsfall für Kontaktnachverfolgung zuständig waren, bis Ende des Jahres verlängert worden. "Angestrebt ist - wie das der Freistaat bereits für die staatlichen Gesundheitsämter angekündigt hat - auch am kommunalen Gesundheitsamt in Augsburg diese befristeten Verträge bis zum 30.6.23 zu verlängern", so Erben.

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