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Lumumba soll in Augsburg unbenannt werden: Das sagen Leser zur Debatte

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„Respektlos“ oder „überflüssig“: Das sagen Leser zur Augsburger Lumumba-Debatte

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    Dieter Held verkauft auf dem Augsburger Christkindlesmarkt Heißgetränke. Den Lumumba will er auch künftig unter diesem Namen anbieten.
    Dieter Held verkauft auf dem Augsburger Christkindlesmarkt Heißgetränke. Den Lumumba will er auch künftig unter diesem Namen anbieten. Foto: Peter Fastl

    Augsburgs Christkindlesmarkt-Beschicker schütteln den Kopf: Das städtische Marktamt hat ihnen nahegelegt, das Getränk Lumumba - heiße Schokolade mit Sahnehaube und Schuss - umzubenennen. Zwar sei das keine Anweisung oder Aufforderung gewesen, aber immerhin eine Anregung, darüber nachzudenken, hieß es danach. Hintergrund: Patrice Lumumba war ein Vorkämpfer der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Ein Heißgetränk nach ihm zu benennen, könnte rassistische Vorurteile schüren. Auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt wurde das Getränk deshalb verboten. Leserinnen und Leser unserer Zeitung haben zu diesem Thema eine klare Meinung:

    Karl-Heinz Appel aus Augsburg sieht das Problem nicht im Namen des Getränks: „Der Leiter des Marktamts der Stadt Augsburg fühlt sich bemüßigt, die Beschicker des Christkindelmarktes bezüglich Rassismus zu „sensibilisieren“ und das Thema zu „erörtern“. Warum? Aufgabe des Marktamts ist die Organisation und Durchführung von Märkten. Nicht zuständig ist das Marktamt für sinnlose Rassismus- und Woke-Wahnsinn-Debatten“, schreibt er. Er fragt sich auch, wer entscheide, was rassistisch ist. „Das Getränk ist nach einer historischen Persönlichkeit benannt und das Trinken zu seinen Ehren sollte jedem selbst überlassen bleiben.“

    Ähnlich sieht dies der Augsburger Peter Biet: „Das städtische Marktamt bittet die Glühweinbudenbesitzer auf dem Christkindlesmarkt, das Heißgetränk „Lumumba“ umzubenennen, weil der Name rassistische Vorurteile schüren könne. Kunden und Beschicker schütteln darüber nur den Kopf. So stellt sich hier mal wieder die Frage: Soll das eine geeignete Aktion sein, mit der die Stadt Augsburg ihrem selbst gewählten Markenkern als Friedensstadt gerecht werden kann? Oder entspringt das Ganze lediglich einer sonderbaren modernistischen Ideologie, die dem innerstädtischen Frieden gerade nicht dient?“

    Lob für Beschicker auf dem Christkindlesmarkt, der „Lumumba“ weiter so nennen möchte

    Zuspruch bekommt Schausteller Dieter Held, der den Namen an seinem Stand, der Almhütte, beibehalten will: „Das kakaohaltige Heißgetränk trägt nun mal den Namen Lumumba und damit basta. Kein normaler Mensch würde dies in Verbindung mit Rassismus bringen. Bravo für ihr Rückgrat, Herr Held. Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffentlich viele verkaufte Lumumbas“, findet Leser Hans Rieß aus Bobingen.

    Günter Pflichtenhöfer aus Friedberg schlägt derweil vor, die Debatte noch auf andere Getränke auszuweiten: „Also für mich war und ist Lumumba die originelle Bezeichnung für ein süßes Schokogetränk mit Rum. Eine Rassendiskriminierung des sozialistischen, kongolesischen Freiheitskämpfers Lumumba kann ich überhaupt nicht erkennen. Ich würde mich geehrt fühlen, wenn ein wohlschmeckendes Getränk nach mir benannt werden würde. Ich habe einen Hinweis an die moralisierenden Sprachforscher: Die Bezeichnung „Russ`n-Maß“ ist vollkommen unakzeptabel! Dies könnte als Sympathiebekundung für Wladimir Putin missverstanden werden. Die politisch korrekte und saubere Bezeichnung muss lauten: Weißbier mit Limo. Nein, das geht auch nicht, da mit dem Wortteil „Weiß“ sich hellhäutige Menschen diskriminiert fühlen können. Die perfekte Bezeichnung: Helles, besonders hefehaltiges Bier mit Limonadenzusatz. Der Beitrag zur Russ`n-Maß ist natürlich Satire.“

    Monika Fuchs aus Augsburg rät zu „weniger Aufgeregtheit“ und „mehr Fingerspitzengefühl“, wenn es um solche Debatten geht, und spricht damit vielen Menschen aus der Seele. Viele Bürgerinnen und Bürger sind der Meinung, dass es andere, wichtigere Probleme gibt, über die man sich Gedanken machen sollte.

    Debatte um „Lumumba“ in Augsburg: Es gibt Befürworter für eine Umbenennung

    Im sozialen Netzwerk Facebook wird das Thema dieser Tage ebenfalls intensiv diskutiert. Viele Nutzer sind hier der Meinung, dass es in Deutschland andere Probleme gebe, als sich über den Namen eines Getränks aufzuregen. Doch es gibt hier auch viel Zuspruch für den Vorstoß des Augsburger Marktamtes. Angelika Dressler zum Beispiel kommentiert auf Facebook, dass es „eine Geste des Respekts“ wäre, das Getränk umzubenennen, da Patrice Lumumba für seine Überzeugung getötet wurde. Auch Frederik Scheller hält es für ein „Unding“ ein Getränk nach einem Menschen zu benennen, der erschossen wurde. Tom Pehlgrimm ist der Ansicht, der Freiheitskämpfer werde durch diesen Namen „zum Getränk degradiert“. Niemand feiere ihn stattdessen für das „was er war und wofür er lebte uns starb“. Für Pehlgrimm ist dies klassischer Alltagsrassismus.

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    9 Kommentare
    Franz Xanter

    Wie wäre es, wenn die Verantwortlichen im Marktamt sich um ihre originären Aufgaben kümmern würden, anstatt sich mit solchen belanglosen und unsinnigen Anschreiben hervortun zu wollen!

    Thomas Faßnacht

    Die Meinung des Autors scheint klar zu sein, ansonsten kann ich mir die Tendenz des Artikels schwer erklären: Auch wenn es wohl "viel Zuspruch für den Vorstoß des Augsburger Marktamtes" gab wird stehen in der Überschrift nur negative Meinungen - und "(a)uf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt wurde das Getränk deshalb verboten" ist schlichtweg, man muss es so hart ausdrücken, eine Lüge - was der Leser nur erfährt wenn er den Link anklickt.

    Franz Wagner

    Ich seh da keinerlei Problem. Und drauf werd ich bei Herrn Held einen trinken!

    Monika Ihle

    Lumumba wurde erschossen. Es ist respektlos mit diesem Wissen ein Heißgetränk mit Schuss anzubieten. Das braucht keine Diskussion.

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    Franz Xanter

    Da wird von Ihnen zu viel hineininterpretiert. Vielleicht sollte Ihnen auch bekannt sein, dass viele Kulturen bzw. Gebräuche zur Ehre und Erinnerung ihre Verstorbenen das Glas erheben. Aber scheinbar wird von bestimmten Gruppierungen immer nur hineininterpretiert.

    Michael Müller

    Gibt es in irgend einem anderen der 195 Länder dieser Welt ein weiteres Land, in dem so viele Wichtigmacher leben wie in Deutschland, die hinter alles und jedem einen Rassismuss an den Haaren herbeiziehen, nur um sich in ihrer Blase der Gleichgesinnten beklatschen zu lassen?

    Klaus Huber

    Die Augsburger Allgemeine verschreibt sich halt den wirklich wichtigen Themen des Lebens. Da kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln.....Trotzdem allen frohe Weihnachten

    Erich Holmer

    Lieber Got, schmeiß Hirn vom Himmel

    Richard Motzer

    Was machen wir dann mit dem Namen unserer schönen Stadt? Der Namensgeber hat zahlreiche Angriffskriege geführt und tausende hinrichten lassen. Sollten wir die Stadt dann nicht auch umbenennen? Vielleicht zu Ehren von Patrice Lumumba … in Lumumbastadt Das wär doch was.

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