Corona-Zahlen steigen: Findet der Christkindlesmarkt statt?
Mit Sorgen schauen die Verantwortlichen des Christkindlesmarkts auf die Corona-Zahlen. Tourismusdirektor Götz Beck erklärt, warum die Veranstaltung für Augsburg so wichtig ist.
Normalerweise ist es das unübersehbare Signal für den Augsburger Christkindlesmarkt: Traditionell steht auf dem Rathausplatz ein großer Christbaum, drum herum sind Stände aufgebaut. Diesen Montag wurde der Baum, eine 14 Meter hohe Weißtanne, von der Augsburger Berufsfeuerwehr aufgestellt. Die Buden werden schon seit einigen Tagen aufgestellt. Der Christkindlesmarkt startet am Montag, 22. November. Allerdings gibt es seit dieser Woche wieder ein kleines Fragezeichen: Wie wirkt sich die weitere Entwicklung der Corona-Zahlen auf die Veranstaltung aus? Ist zu befürchten, dass der Christkindlesmarkt ähnlich wie im Vorjahr ausfällt? Das Szenario ist vielen Menschen noch in Erinnerung: Der Rathausplatz war im Jahr 2020 nahezu komplett leer. Lediglich der Christbaum stand vor dem Rathaus, es herrschte eine eher bedrückende Atmosphäre.
Von offizieller Seite der Stadt Augsburg gab es am Montag keine Auskunft darüber, ob der Christkindlesmarkt wackelt, wie schon erste Stimmen vermuten. Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle hatte stets betont, dass die Austragung von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie abhängig sei. Die Stadt wolle die Veranstaltung grundsätzlich aber durchführen, betonte Hübschle. Daher gibt es ein Konzept, das auf die Corona-Pandemie abgestimmt ist. Die Buden am Rathausplatz stehen weiter auseinander als in früheren Jahren, die Zahl der Glühweinstände dort wurde auf vier reduziert. Ermittelt wurden sie im Losverfahren. Die Stände befinden sich in einem abgegrenzten Bereich, der mit einem hüfthohen Zaun versehen wird. 600 Personen haben Platz, am Eingang wird kontrolliert. Besucherinnen und Besucher der anderen Stände haben freien Zutritt aufs Gelände. Es besteht keine Maskenpflicht für die Gäste.
Christkindlesmarkt in Augsburg: Absage war vergangenes Jahr bitter für Händler und Besucher
Ob dies alles so bleiben wird, muss in den nächsten Tagen geklärt werden. Wie aus dem Rathaus zu hören ist, wird sich die Stadt Augsburg an Vorgaben für Bayern orientieren. Ein Alleingang, was die Genehmigung eines Christkindlesmarktes anbelangt, sei nicht zu erwarten, sagt ein Insider. Bereits bei den Planungen für ihre Weihnachtsmärkte hatten sich die bayerischen Großstädte untereinander abgestimmt. Die Staatsregierung werde letztlich den Kurs vorgeben, heißt es.
Dass der Christkindlesmarkt im Vorjahr wegen Corona ausfiel, war für viele Händlerinnen und Händler sowie Besucher schmerzhaft. Bedauert hat die damalige Absage auch Götz Beck, Chef der Regio Augsburg Tourismus: "Der Christkindlesmarkt ist für den Tourismus ein enorm wichtiger Impulsgeber und trägt erheblich zur Frequentierung der Innenstadt bei." Davon profitierten wirtschaftlich nicht nur der Markt, sondern auch Hotellerie, Gastronomie und ganz stark der Einzelhandel, da Besuche auf dem Christkindlesmarkt häufig mit Weihnachtseinkäufen verbunden seien. "Durch die nationale wie internationale Kommunikation des Marktes ist er für Imagebildung und Bekanntheitsgrad der Stadt sehr wichtig", sagte Beck am Montag gegenüber unserer Redaktion.
Tagesbesucher in Augsburg lässt durchschnittlich 30 Euro liegen
Zu sehen sei ferner die wirtschaftliche Bedeutung, so Beck: "Unter normalen Umständen ist man bei Schätzungen von einer Million Besuchern auf dem Markt ausgegangen." Gehe man davon aus, dass es sich dabei um Tagesbesucher handelt, "können wir von einem Umsatzvolumen von mindesten 30 Millionen Euro ausgehen, da ein Tagesbesucher rund 30 Euro am Tag ausgibt". Da zudem viele Übernachtungsgäste dabei seien, bei denen die Ausgaben wesentlich höher sind, sei auch das Gesamtvolumen wesentlich höher. "Hier haben wir aber keine konkreten Daten", sagt Beck.
Selbst wenn der Markt an sich kommt, wird auf ein Rahmenprogramm verzichtet. Das Engelesspiel fällt aus und es gibt am 22. November auch keine Eröffnungsfeier. Der Markt startet bereits vormittags um 10 Uhr. Dauern wird er wie üblich bis 24. Dezember. An Heiligabend endet er um 14 Uhr. Zum Konzept sagt Beck: "Es ist eine Entscheidung der Stadt und deren Gremien. Wir sind vor allem sehr glücklich, dass der Markt stattfindet."
Beck positioniert sich auch zum Thema Reisen in Corona-Zeiten: "Auf der einen Seite ist der Wunsch sehr ausgeprägt, wieder zu reisen, das spüren wir bei den doch zahlreichen Anfragen." Da die meisten Veranstalter mit 2G anbieten, dürfte dies kein Problem sein, wenn die Ampel auf "rot" steht. Traditionell kommen zum Christkindlesmarkt viele auswärtige Gäste. Das städtische Marktamt zählte im Jahr 2019 um die 800 Busse auf dem Plärrer-Busparkplatz. Beck meint: "Es werden dieses Jahr natürlich wesentlich weniger sein." Aber dafür könnte man dies teilweise durch Familienbesuche, Individualgäste und kleine Gruppen ausgleichen, da das Thema "Urlaub daheim" aufgrund der Flugeinschränkungen schon noch ein Thema sei. In der Karolinenstraße gibt es einen Busparkplatz. Zudem sind zwei Kurzzeitparkplätze in der Fuggerstraße zum Ein- und Aussteigen vorgesehen. Die Busse parken wieder auf dem Plärrer. Der Shuttle-Service für Busfahrer werde ebenfalls wieder angeboten, erläutert der Tourismusdirektor.
Christkindlesmarkt 2021 in Augsburg: Familie aus Haunstetten spendete den Baum
Seit Montag können die Bürgerinnen und Bürger immerhin schon den Christbaum bestaunen. Es handelt sich um eine 40 Jahre alte Weißtanne aus der Marienburger Straße in Haunstetten. Eine Familie hat den Baum gespendet. Er misst 14 Meter, hat einen Stammdurchmesser von über 70 Zentimetern und wiegt dreieinhalb Tonnen.
Die Weihnachtskrippe, die traditionell auf dem Christkindlesmarkt steht, zieht dieses Jahr übrigens in die Tourist -Info am Rathausplatz. Hintergrund sind laut Stadt die Einzäunung der Glühmarktstände und die damit verbundenen Auflagen beim Brandschutz. Weil in der Tourist-Info weniger Platz ist, wird die Krippe kleiner ausfallen. Das Himmelspostamt behält seinen angestammten Platz neben dem Christbaum für alle.
Hören Sie dazu auch unseren Podcast mit Gastronom Harry Winderl: