Mit dem Jahreswechsel hat in Augsburg eine neue Zeitrechnung im öffentlichen Nahverkehr begonnen. Es gibt eine ausgewiesene Cityzone, in der Fahrten mit Bus und Tram kostenlos sind. Das Modell sorgt für bundesweite Wahrnehmung. Viele überregionale Medien berichten über die innovative Verkehrspolitik in Augsburg. Kostenlose Cityzone heißt nun aber nicht, dass Fahrgäste gar nichts mehr zahlen müssen. Die Regelung ist komplizierter, weil man sich mit den Details befassen muss. Ein Überblick über Haltestellen, Tickets, Kontrollen und Co.
Öffentlicher Nahverkehr kostenlos: Welche Haltestellen umfasst die Cityzone in Augsburg?
Nutzer von Bus und Straßenbahnen können in einem Netz von insgesamt neun Haltestellen (jeweils eine Haltestelle ab Königsplatz/Moritzplatz) unterwegs sein, ohne eine Fahrkarte haben zu müssen. Es handelt sich um eher kurze Distanzen, die damit zurückgelegt werden können. Mehr als einen Kilometer lang ist aber immerhin die Wegstrecke zwischen Theodor-Heuss-Platz und Staatstheater.
Warum gibt es die Cityzone?
Stadtwerke und Stadt Augsburg sehen im Angebot, das pro Jahr etwa 870.000 Euro weniger an Einnahmen bringt, ein Marketinginstrument. Ziel ist, Menschen vom Auto wegzubewegen. Der öffentliche Nahverkehr soll als attraktive Alternative wahrgenommen werden. Die Cityzone soll dazu dienen, Bus und Tram einmal auszuprobieren.
Tickets und Kontrollen: Was müssen Fahrgäste bei der Cityzone in Augsburg beachten?
Am einfachsten ist es, wenn der Fahrgast ausschließlich im Gebiet der Cityzone unterwegs ist. Dann zahlt er nichts. Sobald die Zone verlassen wird, gelten die üblichen Tarifbedingungen. Diese sind in Augsburg durchaus kompliziert: Es gibt ein Kurzstreckenticket, das für fünf Haltestellen (inklusive Einstieg) gilt. Es kostet als Kurzstreckenticket 1,50 Euro. Auf der Streifenkarte wird ein Streifen benötigt. Wer längere Fahrten mit mindestens sechs Haltestellen zurücklegt, zahlt 3 Euro, auf der Streifenkarte sind es zwei Streifen.
Welche Fahrgäste profitieren von der neuen Cityzone?
Gut dran sind Bahnpendler. Der Hauptbahnhof liegt in der Cityzone. Eine Fahrt in die Innenstadt ist für sie jetzt kostenlos. Auch wer relativ nah an der Innenstadt wohnt, kann Geld sparen. Für ihn verlängert sich mit der Cityzone die Strecke des Kurzstreckentickets (fünf Haltestellen inklusive Start- und Zielhaltestelle). Beispiel: Wer aus Pfersee zum Königsplatz will, kann unter Nutzung der Kurzstrecke künftig an der Herz-Jesu-Kirche einsteigen (bisher Eberlestraße). Er gelangt so bis zum Hauptbahnhof, wo dann die Cityzone beginnt.
Wo liegen Fallstricke der Cityzone?
Wer durch die Zone fährt (also außerhalb des Gebiets einsteigt und auch außerhalb des Gebiets aussteigt) zahlt den vollen Betrag für die gefahrene Strecke. Haltestellen in der Zone werden nicht berücksichtigt. Vereinfacht gesagt, bedeutet dies, dass wohl in nahezu allen Fällen mindestens sechs Haltestellen (voller Preis 3 Euro oder zwei Streifen) anfallen.
Bus und Tram sind in Augsburgs Innenstadt kostenlos: Wie und wo wird kontrolliert?
Das ist Sache der Stadtwerke. Deren Sprecher Jürgen Fergg sagt: „In der Cityzone wird natürlich nicht kontrolliert, dort ist ja kein Fahrschein nötig, also würden Kontrollen keinen Sinn machen.“ Wer die Cityzone verlasse, brauche einen gültigen Fahrschein. Fergg: „Wer aus der Cityzone rausfährt, sollte also ganz normal einen Fahrschein beim Einsteigen entwerten.“
Wie wird das Angebot jetzt schon angenommen?
Das Angebot gibt es seit 1. Januar. Aussagen über die Nutzung lassen sich daher bislang nicht treffen, zumal Schulferien sind. Fergg sagt: „Wie viele Fahrgäste künftig die Cityzone nutzen werden, darüber lässt sich nur spekulieren.“ Es gebe keine Erfahrungen oder auch Vergleichswerte aus anderen Städten, „weil wir in Augsburg die Ersten sind, die ein solches Konzept zur Luftreinhaltung umsetzen“. Die Stadtwerke werden die Fahrgastzahlen messen, um die Entwicklung zu beobachten und zu analysieren.
Wann ist mit ersten Zahlen über die Akzeptanz der Cityzone zu rechnen?
Bei den Stadtwerken heißt es dazu, dass sich die Cityzone erst einspielen müsse. Dies sei vergleichbar mit anderen Änderungen im Nahverkehr. Fergg rechnet damit, dass wohl in einigen Monaten belastbares Zahlenmaterial vorliegt. Bei der Nutzung des Nahverkehrs spielen nach seiner Aussage viele Faktoren eine Rolle, etwa auch die Witterung.
Wie erklärt sich der prognostizierte Einnahmeausfall von 870.000 Euro?
Die Ausfälle von jährlich geschätzten 870.000 Euro, die von der Stadt über Zuwendungen des Freistaats getragen werden, gehen auf die Verlängerung der Kurzstrecken zurück. Den Fahrgästen, die heute etwa ab Textilmuseum mit der Linie 6 in die Innenstadt fahren und ein Ticket Innenraum brauchen, genügt jetzt dafür das Kurzstrecken-Ticket.
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