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Brand in Augsburg: Wird nur die Fassade des Hauses in der Karolinenstraße wieder aufgebaut?

Brand in Augsburg

Wird nur die Fassade des Hauses in der Karolinenstraße wieder aufgebaut?

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    Zwei große Autokräne sind in der Karolinenstraße in Augsburg jetzt im Einsatz, um ein Nachbargebäude des Brandhauses zu sichern.
    Zwei große Autokräne sind in der Karolinenstraße in Augsburg jetzt im Einsatz, um ein Nachbargebäude des Brandhauses zu sichern. Foto: Oliver Wolff

    Aktuell sieht die Brandruine in der Karolinenstraße 15 ziemlich deprimierend aus. Nachdem das Feuer endgültig gelöscht ist, müssen die Überreste des historischen Wohn- und Geschäftshauses eine Notsicherung bekommen. Auch für den Bürgersteig und die Straße davor wird ein Schutzgerüst errichtet, falls Teile der Ruine herabfallen sollten. Die Arbeiten werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. Gleichzeitig nimmt die Debatte Fahrt auf, was mit den Resten des bedeutenden Baudenkmals weiter passieren soll. Die Stimmen, die eine Rekonstruktion der historischen Fassade fordern, mehren sich.

    Dieses Haus in der Karolinenstraße 15 in Augsburg mischt Elemente aus dem Barock, wie die Zopfgirlanden über den Fenstern, und aus dem Klassizismus, wie die drei Säulen.
    Dieses Haus in der Karolinenstraße 15 in Augsburg mischt Elemente aus dem Barock, wie die Zopfgirlanden über den Fenstern, und aus dem Klassizismus, wie die drei Säulen. Foto: Susanne Klöpfer (Archivbild)

    "Im Moment erreichen uns viele Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern, die einen Wiederaufbau für wünschenswert halten", teilt die Denkmalschutzbehörde der Stadt mit. Das große öffentliche Interesse sei ein Beleg für die Bedeutung, die das Baudenkmal für das Ensemble "Altstadt Augsburg" habe. Es war das einzige der Bürgerhäuser auf der Westseite der Karolinenstraße, das die Bomben im Zweiten Weltkrieg überstanden hatte. Vor dem Brand war es eines der architektonisch schönsten Gebäude in der Straße und gemeinsam mit dem Pustet-Haus das letzte Zeugnis dafür, wie es dort früher einmal ausgesehen hat.

    Forderung nach Wiederaufbau der Gebäudehülle in der Karolinenstraße

    Zur Zukunft der Brandruine gab es erste Gespräche mit dem Eigentümer. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege will nach Angaben der Stadt, dass der Rest der historischen Fassade erhalten und der verlorene Teil rekonstruiert wird. Das Landesamt fordert darüber hinaus, dass die Hülle des abgebrannten Gebäudes wiederaufgebaut wird, etwa das Dach und die Rückfassade. Ob weitere Gebäudeteile übrig sind, die erhalten werden müssen, ist noch nicht geklärt.

    Das einstige Bürgerhaus stammt aus dem 16. Jahrhundert. Im Lauf der Zeit wurde es immer wieder geändert. Seine endgültige Gestalt erhielt es mit einem Umbau im Jahr 1893/94. Besonders markant war bislang die Hausfassade im sogenannten Zopfstil - einer Art Klassizismus mit sehr viel Ornamentik. "Dieser Stil war für Augsburg recht typisch", sagt der Architekturhistoriker Gregor Nagler.

    Denkmalschutzgesetz verpflichtet Eigentümer, Denkmal zu erhalten

    Nach Angaben der Stadt ist der Eigentümer gesetzlich verpflichtet, sein Baudenkmal zu erhalten. Eine umfassende Beurteilung der noch vorhandenen Substanz sei erst möglich, wenn Ergebnisse der statischen und bautechnischen Untersuchungen vorliegen. Danach könne der Umfang von Erhalt und Wiederaufbau festgelegt werden. Hausverwalter Jörg Kudszus sagt im Einvernehmen mit der Eigentümerfamilie: "Wir werden uns nach den Vorgaben der Behörden richten." Sobald die Gebäudesicherung abgeschlossen sei, werde man sich Gedanken machen, wie es weitergehen soll.

    Ein Wiederaufbau der historischen Hausfassade in der Karolinenstraße wäre in Augsburg kein Einzelfall. Architekturhistoriker Nagler sagt, es gebe mehrere Fälle in der Stadt, in denen ganz oder teilweise zerstörte Denkmäler rekonstruiert wurden. Die prominentesten Beispiele sind die Fuggerei und das Augsburger Rathaus. Dort hatte es im Krieg schwere Schäden gegeben. Ein weiterer Fall sind Fuggerhäuser an der Maximilianstraße mit dem 'Damenhof'. Dort habe es eine Teilrekonstruktion unter Einbeziehung der Ruine gegeben, die der Augsburger Architekt Raimund von Doblhoff ab 1950 im Auftrag der Fugger durchführte.

    Augsburger Weberhaus wurde nach einem Großbrand rekonstruiert

    Nagler sagt: "Tatsächlich gibt es auch viele Bürgerhäuser, die nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg teilrekonstruiert wurden." Das hänge damit zusammen, dass es in Augsburg fast nur gemauerte Fassaden gab. Die Baukerne mit Holzdecken verbrannten in der Regel, übrig blieben die Gewölbe im Erdgeschoss und die Schaufassaden. "Das Schadensbild vieler Häuser nach dem Krieg war also sehr ähnlich wie das bei der Karolinenstraße 15 jetzt", so der Architekturhistoriker. Er geht davon aus, dass im Archiv des Landesamts für Denkmalpflege Dokumente zu dieser Fassade vorliegen. Solche Unterlagen seien entscheidend für einen fundierten Wiederaufbau.

    Am Freitagnachmittag waren die Autokräne im Einsatz. Ein Bauschuttcontainer wurde hochgezogen.
    Am Freitagnachmittag waren die Autokräne im Einsatz. Ein Bauschuttcontainer wurde hochgezogen. Foto: Michael Hörmann

    Nicht weit weg von der Brandruine steht ein bekanntes Augsburger Wahrzeichen, in dem auch mehrfach Rekonstruktionen nötig waren: das bunt bemalte Weberhaus am Moritzplatz. Viele Augsburger erinnern sich daran, wie das historische Zunfthaus am 30. Juni 2004 lichterloh in Flammen stand. Bei dem verheerenden Brand stürzte der Dachstuhl in sich zusammen und die Fresken der Außenfassade wurden schwer beschädigt. Brandursache war ein technischer Defekt. Die Brandversicherung ermöglichte der Stadt die Wiederherstellung des Dachstuhls, aber nicht die Restaurierung der Fresken. Sie gelten deshalb als wertvoll, weil sie das letzte Zeugnis für viele bemalte Zunft- und Patrizierhäuser in Augsburg sind und vom vom Glanz und Elend des Berufsstandes berichten. Dank eines eigens gegründeten Vereins konnten auch die Fresken wiederhergestellt werden.

    Großeinsatz in der Karolinenstraße: Die Feuerwehrleute kämpften über Stunden gegen das Feuer, das im Dachstuhl ausgebrochen war.
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    Großbrand in der Karolinenstraße, Feuer bei der Caritas und nun Brand in Inningen: In Augsburg und Umgebung haben in der Vergangenheit viele Brände für Aufsehen gesorgt.

    Nach dem tagelangen Brand in der Karolinenstraße stehen jetzt noch die Sicherheit und Aufräumarbeiten im Vordergrund. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) sagt, seit Mittwochabend gebe es keine Rauchentwicklung mehr. Vorsichtshalber sei die Brandwache aber noch im Einsatz. Für die weiteren Schritte sei nun der Eigentümer des Gebäudes zuständig. Er wurde verpflichtet, Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen. Nach Angaben der Stadt sind das Brandhaus und das Nachbarhaus Nummer 13 statisch miteinander verbunden. Die Trennwand zwischen beiden Häusern sei alleine nicht standsicher und einsturzgefährdet. "Zur Vermeidung von Gefahren für Leib und Leben" sei daher eine Nutzungsuntersagung für das Haus Nummer 13 ausgesprochen worden. Diese könne erst aufgehoben werden, wenn die Standsicherheit bescheinigt sei. Hausverwalter Kudszus sagt, die Notsicherung werde nun vorgenommen. Zwei Autokräne waren am Freitag im Einsatz. Die Arbeiten werden voraussichtlich mehrere Tage dauern.

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