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Bombe in Augsburg: Wie Corona die Evakuierung erschwerte

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Bombenentschärfung in Augsburg: Wie Corona die Evakuierung erschwerte

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    Im Univiertel ist am Dienstagabend eine Bombe entschärft worden. Entsprechende Szenarien sind Einsatzkräfte in Augsburg inzwischen gewohnt - dieses Mal war trotzdem manches anders.
    Im Univiertel ist am Dienstagabend eine Bombe entschärft worden. Entsprechende Szenarien sind Einsatzkräfte in Augsburg inzwischen gewohnt - dieses Mal war trotzdem manches anders. Foto: Silvio Wyszengrad

    Als am Dienstagmittag auf einer Baustelle im Univiertel ein Bombenfund gemeldet wurde, war dies trotz der Ausnahmesituation fast schon so etwas wie ein Routineeinsatz für Polizisten, Feuerwehrleute und Ehrenamtliche in der Stadt. Natürlich ist es nicht alltäglich, dass ein ehemals 225 Kilo schwerer Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg in der Rumplerstraße gefunden wird, von dem 70 Kilogramm detonierbares Material noch erhalten geblieben waren. Aber vergleichbare Situationen in Augsburg hatte es in den vergangenen Jahren durchaus öfters gegeben, mal in Lechhausen, mal im Martinipark, mal nur unweit des jetzigen Fundortes in der Nähe des Bukowina-Instituts am Alten Postweg. Dieses Mal war trotzdem manches anders, was die Einsatzkräfte auch vor Herausforderungen stellte.

    Eines war die Tatsache, dass gut 2000 Menschen ihre Wohnungen im Rahmen der Evakuierungsaktion verlassen mussten. 300 Meter Radius hatte die Sperrzone, die von den Behörden um den Fundort der Bombe herum gezogen wurde, was auch größere Wohnblocks im Univiertel betraf. Grundsätzlich gilt bei derartigen Aktionen als grobe Faustregel: Pro Kilogramm Gewicht der Bombe soll etwa ein Gebiet von einem Meter Radius evakuiert werden. In der Vergangenheit lagen die Sprengkörper aber teils schon so tief, dass die Behörden auch mal einen kleineren Umkreis bestimmten. Bei der Entschärfung der Fliegerbombe in der Nähe des Bukowina-Institutes 2019 etwa betrug der Radius nur 200 Meter, dabei war die Bombe ähnlich schwer gewesen wie der aktuelle Bombenfund. Es komme bei der Bestimmung des Radius aber auch auf die tatsächliche Sprengstoffmenge und die Gesamtumstände an, heißt es. Die Behörden entschieden sich dieses Mal jedenfalls offenbar für eine eher vorsichtige Variante.

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    Neben der Vielzahl an Personen, die bis zur erfolgreichen Entschärfung der Bombe am Abend gegen 21.30 Uhr ihre Häuser verlassen mussten, kam eine weitere Besonderheit hinzu: die Corona-Lage. Denn unter den Betroffenen der Evakuierung waren durchaus einige, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten und unter häuslicher Quarantäne standen. Sie mussten ihre Wohnungen für die Zeit der Entschärfung dennoch verlassen.

    Nach Auskunft von Raphael Doderer, Sprecher der Augsburger Hilfsorganisationen, wurden am Abend in der Uni-Mensa elf Corona-Infizierte betreut. In der Mensa hatten die Helfer einen Standort für Menschen eingerichtet, die nach der Evakuierung nicht etwa bei Freunden oder Verwandten unterkommen konnten. Ein Angebot, das durchaus angenommen wurde, etwa 150 Personen hielten sich am Abend in der Betreuungsstelle in der Uni-Mensa auf.

    Bombenfund in Augsburg: Auch Corona-Positive mussten evakuiert werden

    Die Zahl habe dem entsprochen, was man erwartet habe, sagt Doderer. In der Dimension sei die Evakuierung aber während der Corona-Zeit die bislang größte Aktion ihrer Art gewesen. Kein Vergleich zur "Weihnachtsbombe" 2016, als 54.000 Augsburgerinnen und Augsburger ihre Häuser verlassen mussten. Aber auch nicht ganz ohne. Für die Covid-Positiven, sagt Doderer, habe man einen eigenen Bereich in der Mensa geschaffen; man habe den Menschen auch erklärt, warum sie ihre Isolation verlassen mussten. Zwei der Betroffenen mussten mit einem Krankentransport zur Betreuungsstelle gebracht und nach der Entschärfung der amerikanischen Fliegerbombe wieder zurückgebracht werden. Die Stadtwerke stellten kurzfristig Busse zur Evakuierung bereit.

    Insgesamt, sagt Doderer, seien rund 70 Ehrenamtliche von den Hilfsorganisationen im Einsatz gewesen, also Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser und DLRG. Zusätzlich waren freiwillige Feuerwehren, das Technische Hilfswerk, die Berufsfeuerwehr und die Polizei tätig. Insgesamt waren an dem Nachmittag bis zur Entschärfung am Abend nach Angaben der Stadt rund 230 Einsatzkräfte gefordert.

    Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) zeigte sich nach der Entschärfung erleichtert. Sie sei dankbar dafür, "wie reibungslos und professionell unsere Einsatzkräfte zusammenarbeiten und eine öffentliche Gefahrensituation meistern", sagte Weber. "Dass wir Augsburgerinnen und Augsburger uns darauf verlassen dürfen, ist beruhigend für unser Sicherheitsgefühl im Alltag."

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