Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Bobs in Augsburg: Aufstieg von Stefan Bob Meitinger zum Gastrokönig

Augsburg

Der Aufstieg von Stefan "Bob" Meitinger zum Augsburger Gastro-König

    • |
    Stefan "Bob" Meitinger ist nicht nur Festwirt auf der Lechhauser Kirchweih, sondern auch einer der erfolgreichsten und umtriebigsten Gastronomen in Augsburg.
    Stefan "Bob" Meitinger ist nicht nur Festwirt auf der Lechhauser Kirchweih, sondern auch einer der erfolgreichsten und umtriebigsten Gastronomen in Augsburg. Foto: Peter Fastl

    Angeblich trinkt Stefan Meitinger während der Lechhauser KirchweihKirchweih jeden Abend im Bierzelt vier bis fünf Maß. Er selbst behauptet das zumindest im Interview in einem Magazin namens "Bob's Kirchweih Spezial", das er zum Volksfest drucken und kostenlos verteilen ließ. Neun Tage am Stück schaffe er das Pensum, steht da drin. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Aussage stimmt – aber schwer vorstellbar ist es dann doch. So viel Kontrollverlust passt nicht zu einem Mann, der es auf ungewöhnlichem Wege und mit einigem Geschäftssinn im Laufe der vergangenen Jahre und Jahrzehnte zu Augsburgs Groß-Gastronom gebracht hat. Inzwischen hat Meitinger, den die meisten nur "Bob" nennen, 17 Restaurants, Kneipen und andere Gastro-Betriebe. Und die Marke "Bob's" soll noch größer werden, als sie bereits ist.

    Es ist ein Tag im Oktober, später wird Meitinger eine Pressekonferenz zur Kirchweih geben, bei der er als Festwirt auftritt; er hat dort ziemlich was auf die Beine gestellt. Am Vormittag herrscht im "Bob's"-Büro im Riegel-Center in der Hammerschmiede schon reger Betrieb, im Hintergrund läuft Rockmusik, gerade Grunge von Nirvana, aber in Zimmerlautstärke. Der Chef telefoniert, es geht um etwas Geschäftliches, ein Bauprojekt, es gibt irgendeinen Konflikt in der Bauphase, Meitinger aber bleibt entspannt. Es wirkt nicht so, als würde er Gespräche dieser Art selten führen. An einer Wand sieht man das Konterfei von Fidel Castro als Wandtattoo, im Büro selbst geht es abseits der Einrichtung konventioneller, ja: kapitalistischer zu. Mitarbeiter huschen umher, sitzen hinter Bildschirmen oder am Telefon. In einem der Räume arbeitet ein Steuerberater, der bei "Bob" fest angestellt ist, ein Büro weiter sitzt ein Mann, den Meitinger als Wirtschaftsspezialisten vorstellt, der sich darum kümmern soll, dass die Marke "Bob's" weiter wächst. Denn Meitinger hat große Pläne.

    Gastronomie in Augsburg: Stefan "Bob" Meitinger hat acht Lokale in der Stadt

    Stefan Meitinger, 52, wirkt optisch nicht wie ein klassischer Geschäftsmann. Lange Haare, langer Bart, lockere Kleidung. Unmöglich, sich ihn im Geschäftsanzug vorzustellen; unmöglich auch, mit ihm beim "Sie" zu bleiben. Ein Foto, das er in den vergangenen Tagen auf Facebook geteilt hat, zeigt ihn, wie er beim Auftritt einer Band auf der Kirchweih in die Menge springt. Mag sein, dass die Geschichte mit den vier bis fünf Maß pro Abend, die er in seinem Magazin erzählt, etwas übertrieben ist. Aber dass er authentisch ist, lässt sich nicht bestreiten. In den "Bob's"-Kneipen, alleine in Augsburg sind es acht, gibt es Burger und Pizza, Steak und Bier, die Einrichtung ist rustikal und gemütlich, manchmal sind Bowlingbahnen an die Bars angeschlossen. Das Konzept kommt an, und wie; in einigen Vierteln spielen die "Bob's"-Bars eine große Rolle als Treffpunkte. In Oberhausen, wo Meitinger unter anderem neben einer Kneipe direkt am Bahnhof auch noch einen derzeit geschlossenen Imbiss betreibt und das Festival "Sommer am Kiez" organisiert, ist der Gastronom für das kulturelle und gesellschaftliche Leben des Stadtteils eine wichtige Figur. "Bob" erzählt, er höre auch privat gerne Rock und Punk. Das glaubt man sofort.

    Wer sich von Meitingers Äußerem täuschen lässt, dürfte einen Fehler machen, denn anders als mit einem Talent als Unternehmer ist sein Aufstieg nicht zu erklären. Wer sich mit Menschen unterhält, die sich in der Augsburger Gastro-Szene auskennen, hört oft Ähnliches: Dass der "Bob" clever sei, enorm viel gelernt habe und sich zutraue, man ihn nicht unterschätzen dürfe, er gute Leute habe, die ihn unterstützten, auch finanziell starke Partner, und ein fähiges Team um sich herum. Mit seinen Kneipen habe er in der Stadt eine Nische besetzt. Wobei es bei den Kneipen nicht geblieben ist.

    Auch der "Strasser" in Gersthofen gehört zum "Bob's"-Imperium

    Zu den 17 Betrieben, die es inzwischen sind, zählen Bars in München, Fürth und Ingolstadt, dazu die "Floßlände" in Lechhausen, ein Ausflugslokal, das sich schon optisch von den ursprünglichen "Bob's"-Kneipen unterscheidet. Wenn es sein muss, geht es bei Meitinger auch mal ohne Rockmusik und rauem Charme. Der "Strasser" in Gersthofen, ein gutbürgerliches Wirtshaus mit langer Tradition, ist ebenfalls Teil des Bob's-Konglomerates; 51 Prozent der Gesellschaft hinter dem Wirtshaus gehören der Hauptfirma von Meitinger. Offensiv kommuniziert hat "Bob" das bislang noch nicht, das gediegene Gasthaus passt nicht so recht zum Ambiente der anderen Betriebe. Wie viele Menschen für ihn arbeiten? 400 seien es gerade, sagt Meitinger, davon 170 Festangestellte. Es gibt auf der Internetseite von "Bob's" eine Auswahl für Merchandising-Produkte der Firma und einen Abschnitt, in dem die Geschichte des Gastronomen erzählt wird, der in "einer verhauten Bretterbude im Vorort 'Hammerschmiede' seine Gastro-Karriere startete".

    Also, Herr Meitinger, Bob, wie kam der Erfolg zustande? Und wohin soll die Reise gehen? Dass es so viele Kneipen wurden, sagt Meitinger, "kam halt so – es wurde immer eine mehr". Und dann noch eine, und dann noch eine. Als Geschäftsmann habe er es so gemacht wie ein kleines Kind, "das auf heiße Ofenplatten fasst". Also Fehler gemacht, aber schnell begriffen, wie man sie nicht wieder begeht. Er habe auch lernen müssen, in manchen Bereichen loszulassen, Menschen Verantwortung zu übertragen. Aktuell macht ihm, wie allen Gastronomen, Sorgen, ob er noch ausreichend Personal bekommt. Dass sein Wirken als Festwirt auf der Lechhauser Kirchweih ein Minusgeschäft für ihn sein wird, sorgt ihn hingegen nicht. Das volle Festzelt, die Bands - all das sei Werbung für die Marke "Bob's".

    Mit dieser Marke hat Meitinger noch etwas vor; geplant sei eine Art Franchise-System mit Beteiligungsgesellschaften, erzählt er. Das würde bedeuten, dass es noch mehr "Bob's"-Kneipen gibt, möglicherweise deutschlandweit. Klingt nach ziemlich großen Plänen. Ob er je gedacht hätte, dass es einmal so gut läuft? "Nee", sagt Meitinger. Privat lebt der 52-Jährige in Oberhausen - sofern er in Augsburg ist. Denn "Bob" mag ein Augsburger Original sein, oft ist er inzwischen allerdings in Berlin, wo er dann am Boxhagener Platz in Friedrichshain wohnt.

    Hören Sie sich dazu auch unsere Podcastfolge mit Stefan "Bob" Meitinger an, die wir 2019 aufgenommen haben:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden