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Behördenwahn: Das sind Augsburgs skurrilste Verordnungen

Behördenwahn

Das sind Augsburgs skurrilste Verordnungen

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    Einem Kosmetikstudio in Augsburg hat die Stadt die Haltung von Haut fressenden Kangalfische verboten. Nun muss das Verwaltungsgericht über den kuriosen Fall entscheiden.
    Einem Kosmetikstudio in Augsburg hat die Stadt die Haltung von Haut fressenden Kangalfische verboten. Nun muss das Verwaltungsgericht über den kuriosen Fall entscheiden. Foto: dpa (Archiv)

    Was ist schon normal? Zwischen Normalität und Wahnsinn liegt eigentlich ein himmelweiter Unterschied. Manchmal liegt es aber auch im Auge des Betrachters, ob nun etwas vollkommen normal ist oder doch dem

    Und im Anschluss lacht nicht selten die Republik: Der Obst-Streit auf dem Stadtmarkt im Frühjahr 2007 schaffte es sogar in die Sendung „Zeitspiegel“ des Bayerischen Fernsehens – unter der Rubrik Wahnsinn. Ein Rückblick.

    Warum Gemüsehändler in den sauren Apfel beißen sollten

    Kraut und Rüben sind in der Gemüsegasse des Stadtmarktes nichts Außergewöhnliches. Dennoch muss auch dort alles seine Ordnung haben und dafür wollte der damalige Ordnungsreferent Klaus Kirchner sorgen. Denn immer mehr Obst hatte sich in das Angebot der Gemüsehändler eingeschlichen, Orangen machten sich neben Tomaten breit.

    Das war nicht im Sinne der Spartentrennung – schließlich gebe es ja noch eine Obstgasse und der Bäcker würde auch keine Wurst verkaufen, rechtfertigte der Referent sein Vorgehen. So sollten die Händler der Gemüsegasse ihr Obst neu ausrichten – mit Blick auf die Obstgasse. Sollten, denn die Händler sortierten weder ihre Waren um, noch zahlten sie ein Bußgeld. Und auch das Verwaltungsgericht konnte kein schlampiges Verhältnis zwischen dem nebeneinanderliegenden Obst und Gemüse entdecken.

    Warum Zauberer Hardy keinen Applaus mehr bekommen sollte

    Hokuspokus Fidibus, dreimal schwarzer Kater. Nicht der schwarze Zauberkater geriet in das Visier des Veterinäramts. Das weiße Kaninchen war’s, das 2010 für gehörigen Wirbel sorgte. Tosenden Applaus sollte es nicht mehr geben für Zauberer Hardy. Diese Auflage hatte ihm das Amt gemacht, eine von insgesamt 14.

    Als es Leserbriefe hagelte, die nationale Presse Wind vom Applaus-Verbot bekam und Referent Rainer Schaal von der RTL-Sendung „Stern tv“ den „Stern der Woche“ für die Posse der Woche verliehen bekam, ruderte die Verwaltung zurück. Dafür gab es Applaus, und den bekommt Zauberer Hardy auch heute noch.

    Warum der Döner ab 1 Uhr nachts nicht mehr raus durfte

    Bei diesem Verbot blieb einem fast der Döner im Halse stecken: Damit es ab 1 Uhr nachts in der Maximilianstraße ruhiger und auch sauberer werden sollte, erließ der frühere Ordnungsreferent Walter Böhm ein Verbot. Keine Speisen und Getränke durften mehr ab 1 Uhr nachts nach außen verkauft werden. Damit wollte er der Auswüchse in Augsburgs Ballermann-Zone Herr werden. Wollte, denn was folgte, hatten sich der Ordnungsreferent und Teile der Stadtregierung anders vorgestellt. Denn am Ende dürfte ihnen das Verbot auf den Magen geschlagen haben. Arkadas-Chef Hasan Tekin klagte und zog vor den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München. In Augsburg hatte er Rückendeckung erhalten: Rund 1000 Demonstranten hielten sich nachts zu einem Protestpicknick auf dem Rathausplatz auf, aßen dort ihren Döner. Das Döner-Verbot ist inzwischen Geschichte: Im Januar 2010 wurde es vom Verwaltungsgerichtshof gekippt.

    Warum der Grillwalker nicht zum Laufen kam

    Bei diesem Fall musste sich das Gericht nicht mit einem Döner auseinandersetzen, diesmal ging es um die Wurst. Und die hat zwei Enden. Während ab 2003 der Grillwalker an dem einen Ende zog, machten sich am anderen Ende die Stadt und auch das Verwaltungsgericht stark. Der Grillwalker wollte mit seinem mobilen Stand Würstchen in der Innenstadt verkaufen. Es ging um Standorte, die genehmigt und widerrufen worden waren, eine nicht enden wollende Wurstspirale. Eine außergerichtliche Einigung machte 2007 den Weg für den Grillwalker frei: in sechs Straßen hätte er seine Würstel nun verkaufen dürfen. Doch dazu kam es nicht. Mit der Genehmigung in der Tasche kam der Grillwalker trotzdem nicht ins Laufen.

    Warum die Knabberfische täglich gezählt werden

    Einen Kangalfisch kann man schlecht fragen, ob er gerne an menschlicher Hornhaut knabbert. Deshalb hat er in Augsburg Mitarbeiter des Veterinäramts zur Seite gestellt bekommen, die das genau überwachen. Täglich muss der Leiter des Kosmetikstudios nun seine 160 kleinen Mitarbeiter zählen, darüber Buch führen, muss bei einem Todesfall den Fisch aufbewahren, am besten tiefgefroren. Denn nur so kann später der Tierarzt die genaue Todesursache klären. Zwei Jahre muss Kadir Yücel nun diesen Auflagen nachkommen. Zeit genug für das Amt, sich ein Bild davon zu machen, ob es sich wohl um eine normale oder wahnsinnige Art der Fischhaltung handelt.

    Aber was ist schon normal.

    Kennen Sie schon unsere Reihe "Augsburger Allgemeine Original"? In der neuen Video-Serie "Mensch, Maxstraße" zeigen wir Augsburgs Prachtmeile von einer anderen Seite. Mit dabei: Arkadas-Chef Hasan Tekin Die vier Episoden können Sie sich mit einem Plus-Abo hier anschauen.

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